Shawn MacArthur (Channing Tatum) ist ein Junge aus der Kleinstadt, für den es in New York nicht besonders gut läuft. Mit dem Straßenverkauf von raubkopierten Büchern und DVDs hält er sich mühsam über Wasser und gerät nicht selten in handgreifliche Auseinandersetzungen mit seinen Konkurrenten. Eine dieser Schlägereien wird jedoch von Harvey Boarden (Terence Howard) provoziert, der sich dabei einen Eindruck von Shawns kämpferischen Qualitäten machen will. Überzeugt, hier einen Rohdiamanten vor sich zu haben, bietet er dem jungen Mann 5.000 Dollar für einen professionellen Kampf. Auch dabei verkauft sich Shawn ausgezeichnet und so steht ihm der Weg in die lukrative Untergrundszene des "Street Fighting" weit offen. Doch missgünstige Mitbewerber, das schwierige Verhältnis zu seinem Förderer Harvey und die sich anbahnende Beziehung zu der alleinstehenden jungen Mutter Zulay (Zulay Henao) sorgen dafür, dass nicht alles problemlos und glatt läuft in der schönen neuen Glitzer-Welt des Shawn MacArthur.
"Fighting" hat einiges an "Credit" aufzuweisen, der einen erwarten und hoffen lässt, dass dieser Film vielleicht etwas mehr als nur ein kühl kalkuliertes Produkt ist, welches auf Voyeurismus und die Faszination der illegalen "Street Fighting"-Szene setzt. Regisseur Dito Montiel hat selbst eine problematische Jugend in den weniger feinen Vierteln New Yorks vorzuweisen und überzeugte mit seinem autobiografisch gefärbten Debüt "A Guide to Recognizing Your Saints" vor drei Jahren beim Sundance Film Festival. In Deutschland erschien das Werk dagegen nur auf DVD unter dem Titel "Kids - In den Straßen von New York" und ist bitte nicht zu verwechseln mit dem "Kids"-Kinofilm von Larry Clark aus den 90er Jahren. Mit Terrence Howard ist außerdem ein echter Charaktermime beteiligt, der in "Hustle & Flow" schon einmal sehr überzeugend in eine andere Subkultur abgetaucht war.
Bei Hauptdarsteller Chaning Tatum beginnen allerdings bereits die Probleme, denn der hatte zwar auch schon eine kleinere Rolle in Montiels Erstling, fiel ansonsten aber bisher nur mit dem Teenie-Drama "Step Up" auf und kann sich der Unterbringung in der Schublade "muskulöser Schönling" nicht so ganz entziehen, auch wenn er sich hier hin und wieder das hübsche Gesicht ein wenig verbeulen lässt. Die Umsetzung der diversen Kämpfe Mann gegen Mann schwankt dabei beträchtlich zwischen beeindruckend und albern. Immer wenn man sich tatsächlich auf den Straßen aufhält, bleibt die Atmosphäre einigermaßen realistisch und packend, während das Gekloppe im Hotelflur vor mit Goldkettchen behängten Bossen oder inmitten einer Cocktailschlürfenden Partygesellschaft eher aufgesetzt rüberkommt. Mag sein, dass so etwas tatsächlich vorkommt, besonders "echt" wirkt es hier aber nicht, nicht zuletzt weil die umstehenden Beobachter in diesen Szenen nur sehr wenig von dem genauer zu sehen bekommen, wofür sie doch angeblich so tief in die Tasche gegriffen haben.
Die illegalen Veranstaltungen im Untergrund, der Blick in eine kraft- und potenzstrotzende Szene voller Rituale, in der man sich nicht über seine Herkunft, sondern allein über sein Können definiert - all das weist starke Ähnlichkeiten zur "The Fast and the Furious"-Reihe auf, und das ist auch wenig verwunderlich, da sich hinter "Fighting" nämlich genau das gleiche Produktionsteam verbirgt wie hinter der immens erfolgreichen PS-Saga. Das Ganze wirkt wie ein Versuch, ein ähnliches Thema zu finden, das aus den genau gleichen Bausteinen zusammengesetzt ist, inklusive der problembeladenen Männerfreundschaft und der nicht minder schwierigen Liebesgeschichte mit einer äußerst selbstbewussten jungen Frau. Die darf im Film deshalb auch gleich ihren realen Vornamen tragen, weil sich die Aussprache von "Zulay" so schön und zickig korrigieren lässt und sie mit dieser Charaktereigenschaft prompt die Rolle gewonnen hat. Man muss es sich ja auch wirklich nicht immer so schwer und zeitraubend gestalten, seinen Film zu besetzen.
Die Beliebtheit des offensichtlichen Vorbildes wird "Fighting" aber kaum erreichen, dafür kommt das mitunter etwas altmodisch und archaisch anmutende Gekloppe einfach wesentlich kraftloser daher als die Wettbewerbe der Herren mit den hochgetunten fahrbaren Untersätzen. Und weil Hauptdarsteller Channing Tatum auch eher ein Paul Walker denn ein Vin Diesel ist, dürfte der Film somit nur für eine sehr überschaubare Zielgruppe zur Pflichtveranstaltung werden.
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