
Es war ja zu erwarten, dass nach dem unglaublichen Erfolg des "Schuh des Manitu" eine neue Welle teutonischer Komödien auf uns zurollt, die weniger auf subtilen Witz als auf den deftigen Schenkelklopfer setzen. Und wenn man dabei auch nur annährend soviel Spaß haben kann wie bei Michael Herbigs gelungener Winnetou-Parodie ist dagegen ja auch gar nichts zu sagen. Selbst ein Bruchteil der dort gelungenen Gags würde einen ja schon einigermaßen milde stimmen. Doch gleich vorweg: Was uns jetzt mit "Feuer, Eis und Dosenbier" vorgesetzt wird, erschüttert selbst den hartgesottensten und wohlmeinendsten Kinogänger. Dieses Werk setzt die Meßlatte für alles was danach noch kommen mag nahezu unterirdisch tief.
Dabei
war die Grundidee doch eigentlich gar nicht mal schlecht. Nicht
SO schlecht jedenfalls: Warum nicht mal eine deutsche Produktion
im Stile der zuletzt recht angesagten, derben amerikanischen Komödien
mit ihren zahlreichen Fäkalwitzen a la "American
Pie" oder "Eis Kalt".
Mit letzterem hat man hier sogar das Setting gemein: Eine Art Apres-Ski
Klamotte mit aufrechten Helden, fiesen Geschäftemachern und
feschen Skihasen. Dazu nehme man den in solchen Produktionen erfahrenen
Axel Stein ("Harte Jungs"), den frisch mit "Manitu"-Ruhm
verzierten Rick Kavanian und das Objekt zahlreicher feuchter Männerphantasien
Eva Habermann ("Lexx"). Garniert wird das Ganze mit ein
paar bekannten Fernsehgesichtern wie Christoph M. Ohrt und dem eigentlich
zu Recht längst vergessenen Unikum Herbert Fux. Dabei hätte
dann auch ein zumindest einigermaßen unterhaltsames, belangloses
Filmchen herauskommen können, aus der Kategorie: Doof, aber
wer's mag. Ist es aber leider nicht, denn "Feuer, Eis und Dosenbier"
schlingert komplett aus der Loipe.
Und das kommt so: Die beiden Ruhrpott-Zivis Türlich und Josch
dröhnen sich regelmäßig dermaßen mit Bier
und Dope zu, dass sie in ihrem Job mehr Schaden als Nutzen anrichten.
Als Strafe droht dann die Bundeswehr und auf der Flucht vor deren
Feldjägern erinnert sich Türlich an seine Herkunft im
österreichischen Bergdorf Ischgl. Dort lebt auch seine Freundin
aus Kindertagen: Die süße Heidi mitsamt knorrigem Großvater
Alm-Öhi und Lover Geißenpeter (ja, ja). Bedroht wird
deren Idylle jedoch durch den skrupellosen amerikanischen Milliardär
Tronald Dump (ja, ja, ja!), der auf dem Gelände von Großvaters
Berghütte nur zu gern einen tollen Fun-Park
errichten möchte. Dabei schreckt er auch nicht davor zurück,
den ganzen Berg mit einer Bombe zu sprengen. Und so sind die beiden
Doofis hin- und hergerissen zwischen dem eigentlichen Zweck ihrer
Reise (Mädels aufreißen) und ihrer moralischen Verpflichtung
(Heidi und dem Öhi beistehen).
Nun gut, das akzeptieren wir mal. Dass es in solcher Art Filmen
nicht auf die Geschichte ankommt ist bekannt. Absolut unakzeptabel
ist jedoch, was uns die Macher hier als "österreichisches
Skiparadies" verkaufen. Das Budget war nämlich dermaßen
begrenzt, dass man statt in die Alpen in die "Hohe Tatra"
der Slowakei fuhr. Und dort befindet sich das kleinste (!) Skigebiet
Europas. Nennenswerte Berge eher Mangelware. Macht aber nichts,
wenn man die Kamera immer schön schräg hält, sieht
das bestimmt trotzdem total nach Alpen aus. Als "Touristenzentrum"
baut man sich eine kleine Bühne, auf der dann ein gutes Dutzend
Statisten Partystimmung simuliert. Das die vereinsamte Berghütte
des Großvaters dann auch nur ca. 100 m vom "Zentrum"
entfernt steht erspart zudem lange Wege. Um teure Sportausrüstung
zu sparen stecken wir die Hauptfiguren in eklige Fellkleidung, und
die Heidi muss ja sowieso in jeder Szene ihre Glocken zeigen, die
lassen wir auch bei Minusgraden im Dirndl. Und so weiter und so
fort.
Das Ganze sieht wirklich aus wie der erste Gehversuch eines Hobbyfilmers
mit der Handkamera - nur ohne jegliche Leidenschaft . Erstaunlich,
dass sich relativ namhafte Schauspieler auf dieses Abenteuer eingelassen
haben, verständlich, dass ihnen die Lust und Motivation dabei
schnell vergangen ist. Bedauerlich aber, dass sie das Publikum dieses
auch merken lassen: Völlig unbeteiligt agiert z. B. Hauptdarsteller
Kavanian, und der sonst gar nicht so üble Christoph M. Ohrt
chargiert sogar am Rande der Arbeitsverweigerung.
Zu
lachen gibt es leider nach der noch relativ flotten ersten Viertelstunde
auch nichts mehr. Zäh zieht sich das Ganze dahin, gelegentlich
aufgelockert durch einige Rülpser und Nasenpopeleien. In einer
Szene schließlich wird offenbar selbst den Verantwortlichen
die völlige Unzulänglichkeit dessen, was sie da veranstalten,
bewusst: Während einer allzu offensichtlich vor einer Leinwand
gefilmten Verfolgungsjagd auf Skiern steigt man plötzlich aus
der Handlung aus und zeigt uns die Darsteller, wie sie im Aufnahmestudio
von der Windmaschine durchgepustet werden. Das soll dann wohl eine
selbstironische, postmoderne Brechung sein, passt aber leider überhaupt
nicht zum sonstigen Ton des Films und erntet daher im bis dahin
noch anwesenden Publikum auch nur Kopfschütteln.
"Feuer, Eis und Dosenbier" ist ein unglaublich billig und stümperhaft inszenierter und einfach nur unerträglich blöder Film. "Bodensatz" ist hier der einzig treffende Begriff. Gefördert wird das Werk allerdings erstaunlicherweise von "Europas größter Filmzeitschrift": Dort sieht man bereits einen neuen deutschen Comedy-Boom, vergibt eine ordentliche Bewertung und widmet auch gleich noch Eva Habermann zwei Seiten. Dass zwischen dem in einem Atemzug genannten "Schuh des Manitu" und diesem Stück cineastischer Umweltverschmutzung allerdings gleich mehrere Humorwelten liegen, übersieht die "Cinema" dabei geflissentlich. Und weil "Feuer, Eis und Dosenbier" in vielerlei Hinsicht Grenzen sprengt (und damit auch wirklich nicht allzu viele auf die Idee kommen sich diesen Schrott anzusehen), verletzt auch die "Filmszene" eine eigentlich unantastbare Regel und verrät einfach mal wie es ausgeht: Am Ende frisst der Alm-Öhi die Bombe. Ehrlich!
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