Do Revenge

Land
Jahr
2022
Laufzeit
118 min
Release Date
Streaming
Bewertung
7
7/10
von Frank-Michael Helmke / 17. September 2022

Im Kern ist der neue Netflix-Film "Do Revenge" eine Variation von Hitchcocks Thriller-Klassiker "Der Fremde im Zug", in dem ein Mann einen anderen überreden will, füreinander jeweils eine verhasste Person umzubringen - da es zwischen Täter und Opfer dann jeweils keine Verbindung gibt, sollten beide damit ungestraft davonkommen. Übersetzt ins Teenager-Genre geht das dann so: Zwei Mädels beschließen, einander beim Rache verüben zu helfen. Die eine will das Leben ihres Ex-Freundes zerstören, der ein intimes Video von ihr an die ganze Schule verschickt und damit ihren Absturz im Highschool-Sozialgefüge verursacht hat; die andere wurde vor ein paar Jahren von einem anderen Mädchen als lesbisch (korrekt) und Missbrauchstäterin (falsch) geoutet und möchte dafür Vergeltung.

Was sich hieraus entwickelt, ist in mehrerer Hinsicht ein eigentümlicher Spaß. Auf reiner Handlungsebene ist es durchaus erfrischend, dass "Do Revenge" sich nur geringfügige Mühe gibt, seine Hauptfiguren sympathisch machen zu wollen. Selbstsucht und Narzissmus sind hier dominant und das Agieren der beiden Rache-Prinzessinnen schon recht bald so moralisch fragwürdig, dass die beiden sehr ambivalente Züge annehmen. Sein Rachethriller-Gusto zieht der Film dann auch radikal durch. Ein sehr wilder Plot-Twist nach zwei Dritteln sorgt dafür, dass die Verschlagenheit hier zum Ende hin erst richtig in den Turbo-Modus geht.

Diese bewusst überdrehte erzählerische Volte zementiert dann auch den Eindruck, dass "Do Revenge" gleichzeitig Satire und Hommage seiner eigenen Genre-Wurzeln ist. Zum einen überspitzt und dekonstruiert er genüsslich die typischen Erzählmuster und Figurenklischees seiner beiden Abstammungs-Gattungen. Zum anderen verneigt sich die Inszenierung in Bildsprache, Kostümen und Motiven immer wieder vor semi-legendären Teenie-Filmen wie "Clueless", "Mean Girls" oder "Heathers". Auch auf seinem Soundtrack hüpft der Film fröhlich zwischen aktuellen Dancepop-Hits und 90er-Klassikern hin und her. Und die einzige erwachsene Rolle im ganzen Film spielt dann auch noch Sarah Michelle Gellar. Dass dieser Film in seinem Herzen mindestens halb in die Zeit vor dem Millennium gehört, ist überdeutlich. 

Das Ganze hat einen ganz eigenen, schwarzhumorig augenzwinkernden Charme, und die doppelte Voice-Over-Erzählung der beiden Hauptfiguren lässt alles noch ein bisschen mehr meta wirken, indem auch die Figuren selbst auf gewisse Art zu wissen scheinen, dass sie zu ihrem eigenen Filmpublikum sprechen.  

"Do Revenge" ist dabei allerdings nicht ganz so lustig und doppelbödig, wie er gerne wäre, hätte in mancher Hinsicht noch deutlich konsequenter sein können und zieht sich mit fast zwei Stunden Laufzeit auch definitiv zu lange - Tempo ist hier doch eher Mangelware. Nichtsdestotrotz: Im Netflix-Angebot eigenproduzierter Teenager-Filme, das ansonsten doch sehr generisch, stereotypisch und uninspiriert ausfällt, ist "Do Revenge" eine willkommene, ziemlich clevere Abwechslung, der man auch als Schon-lange-nicht-mehr-Teenager etwas abgewinnen kann.

Bilder: Copyright

3
3/10

Nostalgie und Musik reichen nicht aus, um diesen Film zu retten. Die Figuren sind allesamt unsympathisch, zudem alles Teenager gespielt von Darstellern Mitte 20. Die Story ist vorhersehbar und mau, das Ende irgendwie unlogisch.

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