Die Schwester der Königin

Originaltitel
The Other Boleyn Girl
Jahr
2008
Laufzeit
115 min
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 29. Januar 2011

 

Wer schon immer mal wissen wollte, was es eigentlich mit den blutrünstigen Frauengeschichten des berühmten englischen Königs Heinrich VIII. auf sich hatte und sich solcherlei Informationen am Liebsten über die bequeme Variante eines unterhaltsamen Kinofilms verabreichen lässt, dem kann nun geholfen werden. Denn nachdem man bereits zweimal Cate Blanchett als Königin Elizabeth auf der Leinwand bewundern konnte, dürfen wir nun der Geburt dieser bedeutenden Figur beiwohnen und bekommen so praktisch die Vorgeschichte der erwähnten Filme präsentiert. Wobei die Bezeichnung "Vorgeschichte" eigentlich eine unzulässige Untertreibung darstellt, denn was sich im 16. Jahrhundert am englischen Hofe abspielte, könnte sich in Punkto Dramatik, Liebe und Grausamkeit kein Groschenheftautor besser ausdenken, ohne der maßlosen Übertreibung bezichtigt zu werden.

König Heinrich VIII. (Eric Bana) hat ein Problem: Er hat zwar eine Ehefrau, aber keinen männlichen Thronerben. Für seine Berater, insbesondere den ambitionierten Herzog von Norfolk (David Morissey) ist völlig klar, wie die Laune des Regenten zu bessern und nebenbei vielleicht auch für den gewünschten Nachwuchs zu sorgen ist. Dazu sollen die Töchter seines Schwagers herhalten, speziell die ehrgeizige Anne (Natalie Portman) ist schnell für den Plan zu gewinnen, als Mätresse des Königs zu dienen. Bedauerlicherweise stellt sich die junge Dame aber nicht besonders geschickt an, so dass der König schließlich mehr Gefallen an ihrer sanftmütigen Schwester Mary (Scarlet Johansson) findet. Kurzerhand ziehen dann beide Frauen an den königlichen Hof und Mary wartet geduldig auf ihre Chance, um doch noch zum Zuge zu kommen und an die Schalthebel der Macht zu gelangen.

Was ihr auch gelingen wird, denn bekanntlich ging Anne Boleyn in die Geschichte ein als die Frau, wegen der Heinrich VIII. sich schließlich vom Papst in Rom los sagte und seine eigene, die anglikanische Kirche gründete, um Anne heiraten zu können - um ihr dann wiederum letztlich ein unrühmliches Ende auf dem Schafott zu verschaffen. Ein Schicksal, das noch eine weitere von Heinrichs insgesamt sieben Ehefrauen teilte, während sich für die restlichen andere Lösungen fanden. Mary Boleyn gehörte nicht dazu und gilt in der offiziellen Geschichte nur als Randfigur, allerdings ist belegt, dass auch sie in der Tat eine Affäre mit dem König hatte.
Dies ist der Stoff für das nun vorliegende Historiendrama des Regiedebütanten Justin Chadwick, einen Kostümfilm der budgetmäßig und ausstattungstechnisch nicht ganz in der A-Liga spielt und klar von seinen Schauspielern dominiert wird. Eric Bana als König mit sehr wechselhaften Launen und auch Kristin Scott Thomas als warnende Mutter, welche ihre Töchter ins unvermeidliche Unglück laufen sieht, machen ihre Sache zwar gut, bekommen aber zu wenig Leinwandzeit um wirklich glänzen zu können.
In erster Linie geht es hier aber natürlich um die beiden Boleyn Girls und bei deren Rollenverteilung mag es auf den ersten Blick verwundern, dass hier nicht Johansson das durchtriebene Biest gibt, wie es ihrem Image und ihrer äußeren Erscheinung durchaus entsprechen würde, sondern Portman. Da aber die Figur der Anne die deutlich vielschichtigere und anspruchsvollere ist und für Mary eigentlich nur wenig mehr als ihre unerschütterliche Gutmütigkeit übrig bleibt, geht diese Wahl schon in Ordnung. Denn von diesen zwei sehr begabten jungen Schauspielerinnen ist Johansson zwar sicher die Glamourösere, Portman aber doch die noch etwas talentiertere. Eine starke Leistung bieten hier beide, aber ihre überzeugende Darstellung kann trotzdem nicht ganz verhindern, dass es dem Zuschauer meist sehr schwer gemacht wird, am so dramatischen Geschehen auch nur irgendwie emotional Anteil nehmen zu können.

Warum ist das so? Nun, weil hier versucht wird, die sich eigentlich über Jahre hinziehenden Entwicklungen im Verhältnis der drei Hauptcharaktere in eine Laufzeit von weniger als zwei Stunden zu pressen und so die erwähnte "Entwicklung" praktisch nicht vorhanden ist, sondern man atemlos von einer historisch wichtigen und unbedingt noch unterzubringenden Szene zur Nächsten springt. Das führt dann in der Praxis dazu, dass sich z.B. die Vorlieben des Königs alle paar Minuten ändern, von "Ich liebe und will nur Dich, mein gerade geborener Sohn ist mir völlig egal", zu einem "wenn Du mir nur eine Tochter schenkst ist dein Schicksal besiegelt" nur wenige Filmmeter später. Selbiges bei den Schwestern im permanenten Taumel zwischen Streit und Versöhnung. Galt da eben noch "Du hast mich verraten und ich will Dich nie wieder sehen", heißt es kurz darauf schon wieder "aber Du bist doch meine Schwester und ich habe nur Dich".
Das alles geschieht und wechselt gleich mehrfach und im erwähnten Minutentakt, bis man irgendwann nur noch den Kopf schütteln mag über die ins Absurde abdriftenden Vorgänge am königlichen Hofe der damaligen Zeit, auch wenn sie sich tatsächlich so (oder zumindest so ähnlich) zugetragen haben mögen. Den Schauspielern kann man da, wie schon angedeutet, noch den geringsten Vorwurf machen, die Kritik muss sich eher an das gewählte Format richten. Für diesen Stoff wäre eine TV-Miniserie nämlich allemal ein Besseres gewesen, so aber funktioniert das nicht wirklich und es bleibt nur eine unterhaltsame Geschichtsstunde im gefühlten Schnelldurchlauf.
Trotzdem: Das was es zu sehen gibt ist allemal ansprechend inszeniert und gespielt. Und wer wirklich nur die historischen Basisinformationen braucht, der hat sie am Ende und wurde dabei auch anständig unterhalten.

Bilder: Copyright

Heinrich der VIII hatte sechs Ehefrauen und nicht wie oben geschrieben sieben!!!
Ausserdem ist die Figur der Mary Boleyn im Film nicht historisch korrekt.

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9
9/10

Ich habe den Film so eben gesehen und der Kinobesuch hat sich wirklich mehr als gelohnt. Was für ein beeindruckendes Historiendrama, die Darsteller sind wirklich klasse, besonders Natalie Portman konnte wieder mal beweisen das sie nicht nur eine verdammt hübsche sondern auch eine sehr talentierte Schauspielerin ist, sie hat mich von dem gesamten Cast am meisten überzeugt. Scarlett Johansson hat mir auch sehr gut gefallen, auch wenn sie nicht an Natalie Portman herankommt, von den Schwestern war sie dennoch die liebenswürdigste, Eric Bana wirkte ein wenig blass, was bestimmt auch an seiner Rolle lag, als König Heinrich VIII, der immer wieder die Frauen wechselt und sich offenbar nicht entscheiden konnte, war er mir nicht sehr sympatisch. Ansonsten fand ich Jim Sturgess als George (Bruder der beiden Schwestern) echt toll. Nur schade das er so selten zu sehen war. am meisten berührt hat mich die Szene zwischen ihm und seiner Schwester Anne, sie wollte nicht das der König von ihrer Fehlgeburt erfährt und es vertuschen, indem sie von einem anderen Mann ein weiteres Kind bekommt, als Bruder und Schwester fast miteinander schlafen wollen, bringen sie es doch nicht übers Herz, und Anne beschloss dem König die Wahrheit zu sagen, das sie das Kind verloren hatte, nur dummerweise wurden sie dabei von George Ehefrau Jane Parker (die er nicht liebte) beobachtet, was zu einer regelrechten Tragödie führte. Der Film fängt mit einer sehr schönen Szene an als die die 3 Boleyn Geschwister über die Wiese laufen und zusammen spielen. Dies sollte dem Zuschauer zeigen wie unzertrennlich Mary, Anne und George seit ihrer Kindheit sind. Die beiden Boylen Schwestern könnten unterschiedlicher kaum sein, Anne ist sehr selbstsicher, egoistisch und machtbesessen, während Mary mehr als die ruhige, gutmütige und vernünftige Schwester gilt. Anfangs ist einem Anne noch recht unsympatisch, sie hintergeht ihre Schwester Mary und spannt ihr den König aus, man kann ihre Beweggründe teilsweise auch nachvollziehen, denn zum einen sollte Anne mit dem König verheiratet werden (so der Plan ihres Vaters) doch dieser hatte schon bald ein Auge auf Mary geworfen und zum anderen hat ihre Schwester Mary ihrem Vater verraten das Anne sich auf eine heimliche Heirat mit Henry Percy einließ, und daraufhin wurde sie nach Frankreich geschickt, sie hat sich von ihrer Schwester zutiefst verraten gefühlt, und wollte sich nach ihrer Rückkehr rächen in dem sie den König für sich gewinnt. Doch anders als Mary, die sich dem König sofort hingab, wollte sie den Thron und verlangte von dem König das er seine noch Ehefrau Katharina von Aragon aus dem Königreich verbannt, sie wollte immer mehr und mehr, trotz allem empfindet man starkes Mitgefühl für Anne, denn obgleich, wie skrupellos sie sein mag, aber tief in ihrem Inneren war sie sehr verletzlich. Aber man hatte auch Mitleid mit Mary, denn als sie hochschwanger in ihrem Bett lag und den gemeinsamen Sohn zur Welt brachte war der König nur interessiert daran sich mit Anne zu vergnügen, das fand ich schon sehr hinterhältig. Das Ende war sehr emotional und dramatisch, da musste ich schon sehr heulen, als Anne wegen angeblicher Inzucht mit ihrem Bruder George für schuldig erklärt und enthauptet wurde genau wie ihr Bruder. Einfach nur traurig. Das schlimmste ist das die zwei für etwas bestraft wurden was sie gar nicht getan haben.

Ein sehr schöner Film (nach einer wahren Begebenheit) der wirklich zum nachdenken anregt.

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Aha! Miss Marilyn war also von diesem schönen, voll emotionalen Film nach einer wahren Begebenheit schwer beeindruckt und zudem voller Mitgefühl.

Dann empfehle ich zum weiteren Genuss noch Uta Danella und Hedwig-Courths Mahler sowie jeden Fernsehfilm im Abendprogramm des ZDF.
Oder doch lieber gleich Bollywood?

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7
7/10

"Für diesen Stoff wäre eine TV-Miniserie nämlich allemal ein Besseres gewesen, so aber funktioniert das nicht wirklich und es bleibt nur eine unterhaltsame Geschichtsstunde im gefühlten Schnelldurchlauf."

Genau, und die heißt "The Tudors" und läuft seit 2007 in den USA auf Showtime... Mit Jonathan Rhys Meyers als Henry VIII

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6
6/10

Ich habe den Film gern angesehen. Vor allem die schauspielerische Leistung von Natalie Portman empfand ich als hervorragend. Hinzu kommt, daß der Film, bei aller künstlerischer Freiheit, interessante historische Details in den Blickpunkt rückt.
Insgesamt wirkte auf mich die historische Eingrenzung der Geschichte auf das Intimleben Heinrichs des VIII aber unrealistisch. Sicherlich war das Privatleben Heinrichs wirklich etwas, was gegenüber anderen Herrschern heraussticht. Dennoch hat es mich befremdet, daß nicht eine einzige Szene des politischen Heinrichs gezeigt wurde.

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