Auf der Suche nach der ach so wichtigen name recognition, gepaart mit Nostalgiefaktor, der ein paar ältere Semester in die Kinos treiben soll, ist man wieder mal in den 80ern gelandet. Anders als mit den Spielzeugreihen, die uns "Transformers" und "G.I. Joe" bescherten, hat man es hier natürlich mit der trashigen Actionserie gleichen Namens als Vorlage zu tun. Dass diese auch jüngeren Semestern noch etwa sagen wird, liegt daran, dass ausgerechnet diese Serie - wie das andere 80er-Actionserien-Trashjuwel "Knight Rider" - seit ihrer Premiere auf dem damals noch jungen Privatsender RTL praktisch ununterbrochen in ständigen Wiederholungen irgendwo lief.
Es muss wohl etwas Beruhigendes, fast Zen-artiges in diesen nach normalen Qualitätsmaßstäben überaus scheußlichen Serien und ihrer so kaum wieder gesehenen Formelhaftigkeit liegen. Beim A-Team galt: Hatte man eine Folge gesehen, hatte man alle gesehen. Jede Folge lief nach genau demselben Schema ab. Zuerst sah man die hilfsbedürftigen Opfer der Woche, dann deren Versuche, mit einem in absurdesten Verkleidungen versteckten Hannibal Smith Kontakt aufzunehmen, dann bekamen die Bösewichte der Woche eine erste Abreibung, schlugen anschließend zurück, woraufhin Hannibal und sein Team gezwungen waren, aus ein paar Metallplatten, etwas Schrott und ein paar Kohlköpfen einen improvisierten Panzer zusammen zu bauen und den Bösen damit endgültig den Garaus zu machen. Das dann bitte in geringfügigsten Variationen x-mal wiederholen - und fertig ist der Serienhit. Von diesem überaus platten Muster ist man Gott sei dank in der Serienwelt 25 Jahre später weit weit entfernt, aber für die Adaption auf der großen Leinwand braucht man da eh keine Angst haben. Die gute Nachricht: Der Film "Das A-Team" ist ziemlich anders als die Vorlage. Die schlechte Nachricht: Der Film "Das A-Team" ist ziemlich anders als die Vorlage.
Denn anstatt eine Hilfsaktion für Menschen in Not durch die netten Söldner vom A-Team zu zeigen, nimmt dieser Film die Form einer klassischen Herkunftsgeschichte an. Wir erfahren hier also - und das in ziemlicher Länge und Breite - wie sich das A-Team kennen gelernt hat. Das A-Team, das sind vier Army Ranger. Anführer ist Colonel John "Hannibal" Smith (Liam Neeson), dazu gesellt sich sein alter Freund und Partner, Schönling und Süßholzraspler Tempelton "Faceman" Peck (Bradley Cooper, "Hangover"), sowie zwei Neuankömmlinge: der schwarze Hüne Bosco "B.A." Baracus (Quinton "Rampage" Jackson) und der etwas derangierte Hubschrauberpilot H.M. "Howling Mad" Murdock (Sharlto Copley, "District 9"). Zusammen sind sie eine erfolgreiche Eliteeinheit für alle brenzligen Situationen. Bis sie bei einer Mission verraten werden, was im Tod ihres Vorgesetzten General Morrison (Gerald McRaney, ehemals einer der Simon-Brüder aus einer weiteren klamaukigen 80er-Actionserie, "Simon & Simon") endet. Die neue Mission der zu Unrecht ins Gefängnis geworfenen: Ausbrechen, die wahren Schuldigen finden und zur Rechenschaft ziehen.
Wenn man jetzt die hier stattgefundene, ziemlich standardisierte Herkunftsgeschichte als gleichzeitig gute wie schlechte Nachricht bezeichnen muss, liegt das an der ausgesprochen schwierigen Arbeit, eine Vorlage wie das A-Team für ein modernes Publikum zu adaptieren. Die Probleme liegen auf der Hand: Das, was die Serie ausgemacht hat, kann man heute keinem modernen Publikum mehr vorsetzen. Das waren nämlich hauptsächlich fiese Stereotypen und Schnurrbärte, George Peppards eindeutig erkennbares Stunt-Double in jeder Actionsequenz, dieselben drei Auto-Stunts, die man in den 80ern mit einem TV-Budget hinbekam, und als glorreiches Alleinstellungsmerkmal die einzigartige Gewaltdarstellung.
Man mag es sich heute kaum mehr vorstellen, aber damals wurde tatsächlich in manchen Kreisen besorgt über die Gewaltverherrlichung der Serie debattiert, heute (und eigentlich auch schon damals) musste man eigentlich eher schmunzeln angesichts der Tatsache, dass trotz etlicher Maschinengewehrsalven und explodierender Vehikel nie jemand ernsthaft zu Schaden kam oder auch nur eine Schusswunde geschweige denn Blut zu sehen war - wer vom A-Team erwischt wurde, fiel brav um, konnte aber wieder aufstehen, sobald der Kampf entschieden war. Nun stellen diese Dinge selbst unter dem Deckmantel der nostalgischen Verklärung nichts dar, was man einem Mainstreampublikum im Jahr 2010 ernsthaft als Sommerblockbuster verkaufen kann. Also wurde dem A-Team alles Eigenwillige, alles - auch im durchaus positiven Sinn - Beknackte ausgetrieben. Übrig geblieben ist ein Standard-Actionfilm, der bei geringen Erwartungshaltungen modernen Ansprüchen genügt, aber ansonsten nichts liefert, was man nicht auch schon anderswo und besser gesehen hat. Beliebigkeit ist der nostalgischen Actionfranchise Tod.
Der Humor kommt leider auch etwas kurz, es gibt eigentlich nur zwei wirklich witzige Szenen: Die Befreiung Murdocks, bei der Regisseur Joe Carnahan offenbar auch einen durchaus gewitzten Kommentar zum Trend/Fluch 3D-Kino abliefern will, zum anderen eine kleine Identitätsverwechslung am Flughafen. Zwar wird ansonsten auch innerhalb des A-Teams viel gelacht und Spaß gehabt, desöfteren weiß man allerdings gar nicht so recht warum und will als Zuschauer da auch nicht immer mit einstimmen. Für einen spaßigen Actionknaller läuft der Film auch mindestens eine Viertelstunde zu lang und ist zu voll gestopft mit eigentlich überflüssigen, weil schon zu oft gesehenen Szenen aus dem Genrebaukasten. Eigentlich erinnert "Das A-Team" stark an eine andere Leinwandadaption einer alten Serie: Ähnlich wie damals "Mission Impossible" ist das alles ganz ordentlich gemacht, aber simultan zu simpel (die 'überraschende' Enttarnung eines Bösewichts ist ein ziemlicher Rohrkrepierer) und unnötig kompliziert (zu viele Subplots und Bösewichte) und dazu in seinen Actionszenen oftmals doch ziemlich überzogen.
Gerade beim Finale wird mit viel zum Teil doch sehr deutlich als solche identifizierbaren Computereffekten gearbeitet, ohne erkennbaren Mehrwert. Wenn man bedenkt, dass Joe Carnahans ausgesprochen empfehlenswertes Debüt "Narc" damals ein schnörkelloser Reißer war, der auf Atmosphäre statt Knalleffekte setzte, so ist sein Ausflug ins Michael Bay-Territorium daher auch als eher zwiespältig zu sehen. Auch, weil sich Carnahan für unnötig hektische Schnitte entschieden hat, die das Geschehen teilweise - wie mittlerweile im Actiongenre leider Standard - schwer zu überschauen machen. Positiver ist da die Besetzung zu sehen, die sich hier doch sehr achtbar aus der Affäre zieht. Liam Neeson scheint nach "96 Hours" Lust am hirnfreien Actionexzess gefunden zu haben und macht sich als Zigarren kauender Hannibal Smith eine richtig gute Zeit. Bradley Cooper gibt den Faceman vielleicht eine Spur zu selbstzufrieden, der "Ultimate Fighter" Quentin Jackson hat eine ähnliche mimische und dramatische Bandbreite wie einst der legendäre Mr. T (soll heißen: man kann sein Spiel bestenfalls "minimalistisch" nennen) und am meisten Spaß macht sowieso Sharlto Copley, die Überraschung aus "District 9", in der allerdings auch dankbarsten Rolle als Murdock. Patrick Wilson als schleimiger CIA-Agent und Jessica Biel als Faces alte Flamme und erste Jägerin des A-Teams runden die Besetzung recht gut ab, auch wenn beide wenig mehr zu tun haben, als ihre zweidimensionalen Rollen mit schönen Gesichtern zu füllen.
Es bleibt dabei: Aus Relikten der 80er Jahre ist nicht mehr als Mittelmaß herauszuholen, womit sich "Das A-Team" nahtlos in die Reihe der "Transformers" und "G.I. Joe"s stellt. Nichts hier ist so richtig ärgerlich oder nervig, aber es gibt auch nichts, das überraschend, neu oder besonders bemerkenswert wäre. Carnahans Film zeigt wieder einmal, dass er weiß, wie man Action umsetzt und dass man bei den Verantwortlichen denkt, es müsste doch reichen, wenn viel Kram ordentlich laut in die Luft fliegt. Der kleinste gemeinsame Nenner also, womit man zumindest bei der Geisteshaltung der Originalserie angelangt ist. Um die Abenteuer von Hannibal Smith und Co. in Kino-Serie gehen zu lassen, hätte es aber doch mehr sein sollen und auch müssen. Smiths Lieblingssatz "Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert" kann somit hier leider nicht bestätigt werden.
PS: Wer im Abspann die Namen der alten Darsteller Dirk Benedict und Dwight Schultz liest und sich denkt "Hä, hab ich geblinzelt und dadurch diese Cameos verpasst?", dem kann gesagt werden: Nein, hast du (noch) nicht, also bleib einfach ganz entspannt sitzen. Hier werden nämlich wieder mal nur Geduldige belohnt, die nicht aus dem Kinositz springen, sobald der Abspann losgeht.
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