Cyrus - Meine Feundin, ihr Sohn und ich

Originaltitel
Cyrus
Land
Jahr
2010
Laufzeit
91 min
Genre
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Volker Robrahn / 27. Januar 2011

 

Eher unbemerkt vom gemeinen Kinopublikum hat sich im letzten Jahrzehnt auch in den USA etwas ähnliches wie die "Dogma"-Bewegung entwickelt. Bei den vorwiegend auf Festivals laufenden Filmen handelt es sich ebenfalls um absolute Low Budget-Produktionen, gedreht mit Handkamera und unbekannten oder Amateur-Schauspielern. Da diese ihre meist improvisierten Dialoge gelegentlich etwas unverständlich in die Kamera murmeln, bekam das kleine Sub-Genre den netten Titel "Mumblecore" verpasst, und die Duplass-Brüder gehören zu dessen heimlichen Stars. Aufgrund der sehr namhaften Besetzung ihres neuen Werks bieten nun auch hierzulande ein paar mehr Lichtspieltheater die Gelegenheit, sich mit der Arbeit der Beiden vertraut zu machen. Nach dem Genuss von "Cyrus" ist aber durchaus die Frage legitim, was an dieser Arbeit denn eigentlich so toll sein soll.

John (John C. Reilly) lebt seit der Trennung von seiner Frau sehr zurückgezogen und pflegt nur noch wenig soziale Kontakte. Von seiner besten Freundin Jamie (Catherine Keener) lässt er sich dennoch zur Teilnahme an einer Party überreden, benimmt sich dort zwar eher fragwürdig, lernt aber zu seiner eigenen Überraschung trotzdem eine sehr attraktive Frau kennen. Die Chemie mit Molly (Marisa Tomei) scheint auf Anhieb zu stimmen und es entwickelt sich tatsächlich eine Beziehung, die jedoch bald von Mollys Sohn Cyrus (Jonah Hill) einer echten Probe unterzogen wird. Der ist zwar längst erwachsen, pflegt jedoch ein sehr inniges Verhältnis zu seiner Mutter und sieht John sofort als Bedrohung an. Teilen möchte er Molly offensichtlich nicht mit ihm und so entwickelt sich zwischen den beiden Männern ein Zweikampf um die Gunst der Dame.

Die prominente Besetzung sorgt dafür, dass wir es bei "Cyrus" im Grunde nicht mehr mit einer absolut reinen "Mumblecore"-Produktion zu tun haben, sie ist jedoch auch der größte Trumpf des Films. Während Reilly, Tomei und Keener eigentlich aber niemanden mehr von ihren Fähigkeiten überzeugen müssen, bietet der Film vor allem dem bisher stets in sehr ähnlichen Komödien eingesetzten und dabei meist ein und denselben Typ verkörpernden Jonah Hill die Gelegenheit, sich von einer anderen, ernsthafteren Seite zu zeigen.
Doch wie man soll man seine Leistung eigentlich bewerten, wenn der Film nahezu vollständig auf dem Prinzip "absolute Zurückhaltung" aufgebaut ist? Nicht zuletzt um sich von den gängigen Mustern der Schenkelklopfer-Komödie zu unterscheiden, werden die einzelnen Szenen stets abgestoppt bevor es richtig peinlich wird. Allerdings oft auch bevor es richtig lustig werden könnte, wozu natürlich ein gewisses Maß an Schadenfreude gehört, welches man aber hier im Bemühen, die Figuren keinesfalls lächerlich erscheinen zu lassen, konsequent verweigert. "Zurückhaltung" daher dann im Ergebnis auch im Bezug auf Humor und Witz, kaum eine Spur von schlagfertigen Dialogen und Slapstick (wie sie zum Teil der irreführende Trailer suggeriert). Aber ist es automatisch anspruchsvolle Kunst, dafür dann den improvisierten Nicht-Dialogen der Hauptfiguren (in erster Linie John und Cyrus) zu folgen, denen häufig nichts Rechtes einfällt und die dann minutenlang nebeneinander auf der Couch sitzen und in die Gegend starren?

Klar ist es realistisch, dass die Charaktere sich ambivalent verhalten, mal nachvollziehbar und sympathisch, mal idiotisch und unausstehlich. Es ist aber in dieser grobkörnigen Handkamera-Form leider weder gut anzusehen, noch besonders interessant. Zudem wird die Glaubwürdigkeit arg strapaziert wenn man sich vorstellen soll, dass die äußerst attraktive und lebenslustige Molly sich derart in den sowohl äußerlich als auch im Bezug aufs Sozialverhalten meist auf Sparflamme agierenden John verguckt.
Und so sitzt man also trotz aller Erfahrung und dem Wissen, dass hier natürlich ganz bewusst gegen gängige Kino-Konventionen verstoßen wird, recht ratlos vor dem servierten kargen Mahl in Form dieses kleinen zwischenmenschlichen Dramas. Was wollen uns die Künstler damit sagen und zeigen und warum sollten wir Lust haben und das anzuschauen? Sachdienliche Hinweise dazu bitte in die dafür vorgesehenen Kommentarspalten eintragen, vielen Dank!

Bilder: Copyright

6
6/10

Ich hab den Film schon vor Wochen in der Sneak gesehen und mir ging es ähnlich wie dem Rezensenten. Stellenweise ist der Film ganz lustig. Das Zustandekommen der ganzen Geschichte ist aber wenig nachvollziehbar.

Permalink

8
8/10

Mir hat der Film gut gefallen, und seltsamer weise wird er ja auch an anderer Stelle -in Presse und Net- als sehr gut rezensiert. Wieder mal brät sich FilmSzene eine Extrawurst. Oder liegt es vielleicht daran, dass hier immer die falschen "Kritiker" die falschen Filme sehen?
Eventuell sollte sich @Robrahn den Film einfach nochmals ansehen, aber diesmal ohne 3D Brille. :))))

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