Cleopatra

MOH (43): 7. Oscars 1935 - "Cleopatra"

In unserer Serie "Matthias' Oscar History" (MOH) bespricht Matthias in jeder Folge jeweils einen der zwischen den Jahren 1929 und 2000 nominierten Oscar-Beiträge aus der Kategorie "Bester Film".

von Matthias Kastl / 20. Februar 2024

In unserer letzten Folge ging es in Sachen Romantik ja eher niedlich zu, bei unserer heutigen Rezension sorgt die Liebe aber eher für das ein oder andere Blutvergießen. Nominiert in der Kategorie “Bester Film“ im Jahr 1935: “Cleopatra“ und ihre unglücklichen Liebhaber.

Cleopatra

Land
Jahr
1934
Laufzeit
100 min
Release Date
Oscar
Nominiert "Outstanding Production"
Bewertung
7
7/10

Der Name Cecil B. DeMille wird in der Filmgeschichte ja in erster Linie mit großem Monumentalkino assoziiert. Auf die bekanntesten Filme des Regisseurs (“Die größte Show der Welt“, “Die 10 Gebote“) werden wir in dieser Reihe noch treffen, mit “Cleopatra“ bekommen wir jetzt aber schon einen kleinen Appetitanreger serviert. DeMilles Vorliebe für historische Geschichten und eine üppige Ausstattung gibt es nämlich hier auch schon zu bewundern, auch wenn die Länge des Filmes (unter zwei Stunden) nun nicht gerade episch anmutet.

Die eher moderate Laufzeit entpuppt sich dann auch als ein etwas kritischer Faktor, denn für das was man uns hier alles erzählen möchte ist sie dann doch etwas kurz geraten – schließlich will man auf keines der illustren Lebenskapitel der ägyptischen Herrscherin verzichten. Vom Machtkampf Kleopatras (Claudette Colbert, "Der lächelnde Leutnant") mit ihrem Bruder Ptolemäus, dem Kennenlernen Julius Cäsars (Warren William, “Lady für einen Tag“) und dessen Ermordung bis hin zum finalen und tragischen gemeinsamen Ende an der Seite von Marcus Antonius (Henry Wilcoxon) – das ist schon ganz schön viel Story für 100 Minuten.


Das merkt man dem Film gerade in der ersten Hälfte deutlich an, wo er schon sehr gehetzt wichtige historische Ereignisse eher abhakt als zelebriert. So erhalten Colbert und William nur wenig Zeit die Beziehung zwischen Cäsar und Kleopatra mit Leben zu füllen. Ihre Wortgefechte sind zum Teil aber auch etwas hüftsteif vorgetragen, da gerade Williams dafür oft etwas zu theatralisch Schwung holt und Colbert nicht die cleveren Worte in den Mund gelegt bekommt, die deren schillernde Figur eigentlich verdient gehabt hätte. Irritierend ist auch, dass manche Dialoge, entgegen dem was wir aus diesem Genre kennen, oft nicht sonderlich feingeistig sondern schon sehr salopp formuliert daherkommen. Das wirkt dann eher wie römischer Straßenslang und will irgendwie nicht zu unserer (idealisierten) Vorstellung von einem Wortgefecht zwischen Kleopatra und Cäsar passen.  

Stellenweise bekommt das Geschehen dann auch noch etwas Schultheater-Flair, denn bei dem ein oder anderen Tod wälzt sich der entsprechende Darsteller schon sehr dilettantisch am Boden, um dann noch ein letztes Mal dramatisch in Richtung Kamera zu zucken. Das klingt nun aber alles schlimmer als es eigentlich ist, denn auch wenn in der ersten Hälfte hier deutlich mehr drin gewesen wäre halten das flotte Tempo und die wirklich schönen Sets den Film zumindest noch auf einer halbwegs akzeptablen Betriebstemperatur. Die gewinnt aber glücklicherweise dann deutlich an Höhe als Cäsar aus dem Weg ist und die “Partymaschine“ Marcus Antonius die Bühne betritt.


Angesichts des neuen Potentials nutzt der Film dessen Ankunft um kräftig auf die Bremse zu drücken und sich auf einmal richtig Zeit für die Figuren zu nehmen. Vor allem für die Annäherung zwischen Kleopatra und Antonius bei der man nun auch den berüchtigten Verführungskünsten der ägyptischen Königin viel Raum zur Entfaltung gibt. Dabei geht es weniger um historische Genauigkeit als vielmehr darum einfach nur Spaß zu haben – und das funktioniert richtig gut. So gesteht Kleopatra (scheinbar ertappt) gegenüber Antonius, dass sie diesen mit einer Karaffe Wein gefügig machen will. Woraufhin der sich natürlich an der Ehre gepackt darüber echauffiert. Wie kann denn jemand glauben, dass eine einzige Karaffe für einen Mann wie ihn reichen würde? Und los geht’s mit einem halbstündigen Trinkgelage auf einem unglaublich tollen Set (Kleopatras Schiff) mit dutzenden schönen Frauen, jeder Menge kreativer Einfälle und viel guter Laune. 

So macht „Kleopatra“ zumindest hintenraus wirklich Spaß, auch wenn der große Showdown am Schluss in einer sehr hektisch geschnittenen Schlacht mündet, die das dann eben doch nicht unerschöpfliche Budget etwas kaschieren soll. Schlussendlich konnte der Film nur einen Oscar gewinnen und das aber verdientermaßen in der Kategorie “Beste Kamera“. Ein paar mehr würde dann aber spätere die wohl berühmteste Verfilmung des Stoffes mit Elizabeth Taylor aus dem Jahr 1963 erhalten, zu der wir in dieser Rubrik natürlich auch noch eines Tages kommen werden. Dann wartet mit 241 Minuten ein echtes Epos auf uns, wer es aber gerne kompakter mag kann auch mit der 1934er Version einen netten Abend verbringen.

"Cleopatra" ist aktuell als Blu-Ray und DVD auf Amazon in Deutschland verfügbar. 

Hier ein kleiner Blick hinter die Kulissen des Films mit Cecil B. DeMille.

 

Trailer zum Film


Ausblick
In unserer nächsten Folge schwingen wir gemeinsam mit einem legendären Leinwandpaar in “Scheidung auf amerikanisch“ das Tanzbein.

Bilder: Copyright

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