Draußen wird es bitterkalt, mit ein bisschen Glück fällt sogar Schnee, Freunde laden zu gemütlichen Glühwein-Sessions ein, und genauso sicher, wie vier Wochen vor Weihnachten das erste Lichtlein auf dem Adventskranz brennt, kommt im Dezember mindestens ein waschechter amerikanischer Weihnachtsfilm ins Kino, für den Einsatz zur besinnlichsten aller Jahreszeiten parat gehalten. Und weil sich, trotz aller Besinnlichkeit, eine Komödie besser verkauft als ein Drama (siehe Jim Carrey in "Der Grinch" oder Tim Allen als "Santa Clause" im Gegensatz zu Nicolas Cage in "Family Man"), darf dieses Jahr Ex-"Saturday Night Live"-Comedystar Will Ferrell in seiner ersten Kinohauptrolle als "Buddy, der Weihnachtself" über die Leinwand toben. Amerikanische Kritiker lobten den Streifen bei US-Start als großen Wurf mit Klassikerpotential, und es wurde sogar der Name der heiligen Kuh in diesem Festtags-Subgenre - Frank Capras "Ist das Leben nicht schön?" - zu Vergleichszwecken in den Mund genommen. Warum bleibt indes das Geheimnis des entsprechenden Schreiberlings, denn "Buddy der Weihnachtself" fährt in routinierter und gänzlich gewöhnlicher Art und Weise die üblichen Standards auf, kann dabei lediglich mild unterhalten und kämpft ohnehin mit der Tatsache, dass man in den USA gar nicht mehr so recht weiß, wozu Weihnachten überhaupt da ist. Dank der Kommerz-bedingten Sinnentleerung ehemals religiöser Feiertage kommen die Geschenke dort ja schon lange nicht mehr vom Christkind, sondern vom (einst von Coca-Cola erfundenen) Weihnachtsmann, und man feiert dieses Fest um zusammen laute Lieder zu singen, irre Mengen von Süßigkeiten zu vertilgen und sich auf die guten alten Familienwerte zu besinnen. Diese Wischi-Waschi-Vorstellung von der "wahren Bedeutung" von Weihnachten wird auch bei "Buddy" bestens gepflegt, der als Adoptivbaby im Waisenhaus einst einmal in Santa Claus' großen Sack kroch, als der sich gerade über Milch und Kekse hermachte, am heimischen Nordpol wieder heraus kroch und seitdem wie einer von Santas emsigen kleinen Helfern, den Weihnachtselfen, groß gezogen wurde. Als Mensch in der Tat bald zu groß für diese Welt, erfährt Buddy als erwachsener Kerl schließlich von seiner Herkunft und macht sich auf nach New York, um seinen Vater zu finden, der sich (wer hätte das gedacht) zu einem gefühlskalten Geschäftsmann entwickelt hat und eine Extraportion Herzensgüte und Familienfreude mehr als nötig hat.
Fortan spult "Buddy" in vorbildlicher Weise das Pflichtprogramm ab: In seinem albernen Elfen-Kostüm darf sich Will Ferrell durch reihenweise Gags der Nummer "unbeholfener Naivling trifft auf die große, böse Welt" kalauern (die Entlarvung eines "falschen" Kaufhaus-Weihnachtsmannes natürlich inklusive), zieht dabei die Aufmerksamkeit eines hübschen Mädchens auf sich, das sich zu dem merkwürdigen, aber offensichtlich herzensguten Sonderling hingezogen fühlt, nistet sich bei Papa und seiner Familie (Ehefrau plus Kind) ein und wandelt den Alltag von Jedermann zum Besseren. Eine durch und durch biedere und kreuzbrave Geschichte, an deren Ende natürlich alle zu guten Menschen geworden sind und das Fest der Feste durch einen frischen Schwung Weihnachtsgeist (der Treibstoff für Santas Schlitten) wieder mal gerettet wurde. Denn dafür muss man ja nur zusammen ein paar Lieder singen.
Man kann hier und da einmal beherzt auflachen bei "Buddy", und das Produktionsteam beweist genug Routine, um den Film sauber über die Runden zu bringen, schlussendlich handelt es sich hier aber nur um ein kalkuliertes Festtagsgeschäft, dem es ergo an Überzeugungskraft mangelt. Einen "richtigen" und richtig guten Weihnachtsfilm findet man anderswo: Wer es beschaulich und putzig mag, für den sind sowohl die Disney- als auch die Muppet-Version von Charles Dickens' klassischer Weihnachtsgeschichte um dem geizigen Miesepeter Scrooge empfehlenswert; urkomisch, sehr unkorrekt und herrlich böse ist Ted Demmes Weihnachtssatire "No Panic - Gute Geiseln sind selten", die mit eben jener Festtagsverlogenheit aufräumt, die Filme wie "Buddy" so emsig propagieren. Oder noch besser: Gleich zum Besten greifen und sich Capras "Ist das Leben nicht schön?" ansehen. Da erscheint am Heiligen Abend wenigstens noch ein Engel, und kein Elf der nach Süßigkeiten und Geschenken schreit.
Originaltitel
Elf
Land
Jahr
2003
Laufzeit
95 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
Bilder: Copyright
Warner Bros.
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