Obwohl es das kleine Subgenre der etwas frivoleren Teenager-Komödie bereits seit den späten Siebzigern in einer israelisch-deutschen („Eis am Stiel“) und auch einer amerikanischen „(„Porky‘s“) Variante gab, sorgte der erste „American Pie“-Film mit seinem bis dahin noch nicht gesehenen Tempo und Irrwitz im Jahr 1999 für viele staunende Gesichter. Und die wenigsten konnten sich diesem zwar oft unter der Gürtellinie agierenden, aber eben auch saukomischen Überraschungserfolg entziehen. So gewann die noch dazu mit einigen liebenswerten Charakteren ausgestattete Clique um Jim, Stifler & Co. weltweit viele Freunde und generierte auch noch zwei ähnlich gelungene Fortsetzungen. Nach „American Pie – Jetzt wird geheiratet“ im Jahr 2003 war dann aber die Luft doch erstmal raus und über die in den Folgejahren entstandenen, direkt auf DVD veröffentlichten Episoden der „nächsten Generation“ decken nicht nur wir hier gnädig den Mantel des Schweigens. Denn das tun klugerweise auch die Macher der „American Pie Reunion“, die bei uns als „Das Klassentreffen“ in die Kinos kommt. Und da gehört eine Fortsetzung welche die komplette Originalbesetzung gut zehn Jahre später noch einmal zusammen bringt auch sicherlich hin. Trotz neuer Leute auf dem Regiestuhl und natürlich etwas gealterten Darstellern hat sich aber ansonsten nicht allzu viel verändert in der Kleinstadt-Welt von East Great Falls.
Zum Wiedersehen nach 13 runden (?) Jahren kommen sie alle wieder zusammen: Der mittlerweile verheiratete Jim (Jason Biggs), der als junger Vater kaum noch zum Sex mit seiner Ehefrau Michelle (Alyson Hannigan) kommt; der zum TV-Moderator aufgestiegene Oz (Chris Klein), Kevin (Thomas Ian Nicholas) und auch der als Abenteurer durch die Welt reisende Finch (Eddie Kaye Thomas). Die ehemaligen Flammen Vicky (Tara Reid) und Heather (Mena Suvari) sind ebenfalls dabei, nur auf den notorischen Unruhestifter Stifler (Sean William Scott) hätte man eigentlich gern verzichtet. Doch auch der findet natürlich seinen Weg ins Zentrum des Geschehens, das schon bald und noch vor dem eigentlichen Ball ins Chaos abzugleiten droht, als sich alte und neue Pärchen bilden, Lebenslügen entlarvt werden und Partys in guter alter Tradition ein wenig eskalieren.
Sämtliche Figuren der alten Filme bis in die obskursten Nebenrollen hinein noch einmal zu versammeln und dann auch noch ein Handvoll neuer dazu zu packen ist vielleicht doch etwas zuviel des Guten, denn so wird es ab und zu etwas unübersichtlich. Und nicht alle der teilweise ein paar Jahre in der Versenkung verschwundenen Darsteller kommen hier erzählerisch zu ihrem Recht und auf ausreichend Leinwandzeit. Am ehesten kann es dabei sicher Alyson Hannigan verschmerzen, dass sie praktisch nach wenigen Minuten für lange Zeit aus der Handlung geschrieben wird, denn die ist mit ihrer Dauerrolle in „How I met your Mother“ schließlich auch so noch gut im (Serien-)Geschäft.
Insbesondere der Handlungsbogen um eine mögliche Wiedervereinigung von Kevin und Vicky gibt nur wenig her und wird entsprechend lieblos abgewickelt. Die übrigen Herren haben aber dafür alle ihre Momente, sei es der mit einem etwas mysteriösen Hintergrund ausgestattete Finch oder der stark in der Öffentlichkeit stehende Semi-Prominente Oz. Und wie in alten Zeiten sind es wieder Jim und Stifler, denen die schlimmsten und peinlichsten Dinge passieren bzw. die ebendiese selbst begehen. In diesen Momenten werden dann erneut sehr schmerzfrei Geschmacksgrenzen unterschritten und es gelingt auch tatsächlich noch die berühmte Apfelkuchen-Szene des Erstlings zu steigern, wozu Jason Biggs und sein bestes Stück den Hauptanteil beitragen.
Nun ist es natürlich so, dass sich in der letzten Dekade einiges getan hat im Genre, eine ganze Reihe von Judd Apatow-Komödien hat bewiesen, dass sich Fäkalhumor und eine intelligente Figurenzeichnung keinesfalls ausschließen und mit den „Hangover“-Filmen wurde die Messlatte für Partyfilme mit gewissem Fremdschämfaktor noch mal um ein paar unanständige Zentimeter höher gelegt. Wirklich vom Stuhl hauen oder gar schockieren wird die gute alte (denn so muss man sie wohl mittlerweile bezeichnen) „American Pie“–Truppe daher wohl keinen mehr. Aber für das eine oder andere fette Grinsen reicht es allemal noch, wenn etwa jetzt Jim seinem Dad die Beziehungsratschläge gibt oder es endlich zu einer verhängnisvollen Begegnung zwischen Jim’s Dad und Stifler’s Mom kommt – letztere nach wie vor eine „Mutter“ wie sie eigentlich nicht von dieser Welt sein kann.
Doch, das Feeling und der Ton der Originalfilme werden vom neuen Regie-Paar Jon Hurwitz und Hayden Schlossberg, die bisher vor allem durch ihre (hierzulande nicht ganz so bekannten) Harold & Kumar–Filme aufgefallen sind, schon ziemlich genau getroffen. Allein das macht dann auch schon Freude, denn das „Klassentreffen“ fügt sich somit recht naht- und übergangslos in die Reihe ein und führt sie auch inhaltlich zu einem runden Abschluss. Die Spielfreude bei dieser Wiedervereinigung ist den Beteiligten durchweg anzumerken und so sollten wir dann doch zufrieden sein wenn ein guter alter Bekannter auf diese Art noch einmal vorbeischaut. Wirklich aufregend fällt die Reunion zwar nicht aus, aber sie liefert letztendlich genau das, was man von der Marke „American Pie“ erwarten durfte. Es bleibt abzuwarten, wie vielen diese Art Apfelkuchen auch heute noch schmeckt.
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