Eine
Frau wie die attraktive Blondine Alison Scott (Katherine
Heigl)
spielt eigentlich nicht in der Liga von Ben (Seth Rogen).
Aber ein
paar richtige Sätze in angeheiterter Atmosphäre genügen
dem rundlichen Struwelkopf tatsächlich, um sie gleich beim
ersten Treffen rumzukriegen, denn Alison hat gerade einen
Karrieresprung
zu feiern und ist dementsprechend guter Stimmung. Die
verfliegt
allerdings recht schnell, als sie am nächsten Morgen
wieder
nüchtern ist und genauso ernüchtert feststellt, was für
einen unreifen und fragwürdigen Kerl sie sich da ins Bett
geholt
hat. Während Ben nach wie vor ziemlich begeistert ist,
steht
für die Dame schnell fest: Dies war das erste und letzte
Date
mit dem Typen, sie wird ihn nicht wieder anrufen. Einige
Wochen
später klingelt trotzdem bei Ben das Telefon und als sich
Alison
meldet, sind seine leicht zugedröhnten Kumpel schwer
beeindruckt.
Doch das Triumphgefühl ist von kurzer Dauer, denn was die
Traumfrau
ihm mitzuteilen hat, holt Ben schnell auf den Boden
zurück:
Sie ist schwanger. Von Ben. Und das Kind möchte sie
behalten.
Diese Ausgangssituation ist zwar nicht uninteressant,
aber auch
keineswegs so originell als dass man in irgendeiner Weise
darauf
vorbereitet wäre, was einem mit "Beim ersten Mal"
präsentiert wird. Es ist nicht weniger als eine neue Form
der
romantischen Komödie, die es so bisher noch nicht gegeben
hat.
Und ausgerechnet im allzu oft aus den immer gleichen,
hundertfach
gesehenen Versatzstücken zusammengebastelten Genre der
"RomCom"
hätte man das doch eigentlich gar nicht mehr erwartet.
Aber was sich dezent schon beim letzten Werk von Autor und
Regisseur
Judd Apatow andeutete, bekommen wir nun in der
verfeinerten und
ausgereiften Form vor die Augen, nämlich die gelungene
Verschmelzung
von derbem Männerhumor mit einer intelligenten Geschichte
und glaubwürdigen Charakteren. Auch sein "Jungfrau
(40), männlich, sucht.." bot bereits einige
überraschende
Momente feiner Charakterzeichnung und Warmherzigkeit,
blieb allerdings
mit seinen zahlreichen Ausflügen in die Vulgär- und
Prollkomik
doch noch mehr der fragwürdigen Tradition der
einschlägigen
Will Ferell/Adam Sandler/Martin Lawrence/etc.-Produkte
verbunden.
Hier jedoch verzichtet Apatows Drehbuch auf allzu grobe
Ausflüge
in den Fäkalhumor und macht seinen Film damit für deutlich
mehr Zuschauer genießbar. Dafür, dass dieses Zielen aufs
breite Publikum dabei aber nicht mit einer Verflachung und
dem Wechsel
auf die reine Herz/Schmerz-Schiene einhergeht, sorgen die
nach wie
vor vertretenen Nerds und Geeks, aus denen Bens kompletter
Freundeskreis
besteht, und natürlich der gute Ben selbst. Denn
normalerweise
wäre dieser Charakter die Standardbesetzung für den besten
Kumpel der charismatischen männlichen Hauptfigur oder eine
andere nette Nebenrolle, als "Romantic Lead" aber für
jeden Produzenten eigentlich undenkbar. Die Besetzung mit
Seth Rogen
ist so gesehen mutig, dürfte aber auch die
Zuschauer(innen)
überzeugen, die ansonsten eher einen Hugh Grant oder
Matthew
McConaughey gewohnt sind.
So ist Ben zwar ein großer Kindskopf, der ein paar Kilo zu
viel auf den Rippen und eine fragwürdige T-Shirt-Sammlung
besitzt,
aber er ist keineswegs ein Depp, sondern besitzt genug
Witz und
Charme um andere für sich einzunehmen. Und wenn Alison
sich
unter "normalen" Umständen wohl kaum mit so einem
Typen eingelassen hätte, so bleibt doch absolut
nachvollziehbar,
dass sie seine Qualitäten im Lauf der Zeit zu schätzen
beginnt. Erfrischend auch, wenn die zunächst etwas
pikierte
Karrierefrau schließlich Gefallen an der zweifelhaften
Geschäftsidee
der Freunde gewinnt und selbst kräftig mit hilft, neue
Daten
für die
geplante Internetseite mit Nacktszenen prominenter Stars
zu sammeln,
da ihr dieser Blödsinn als Ablenkung einfach mal gut tut.
Für
Katherine Heigl, die nach einer frühen Kinorolle an der
Seite
von Gerard Depardieu für Jahre im Fernsehen verschwand und
zuletzt erst in "Grey's Anatomy" wieder regelmäßig
für etwas mehr Aufsehen sorgte, sollte diese Rolle
eigentlich
der große Durchbruch sein, denn ihre überzeugende und
kraftvolle Darstellung bleibt haften.
Das Gegenstück zum unerfahrenen und zunächst auch nur
durch die Schwangerschaft zusammen geketteten Paar bilden
Alisons
Schwester und deren Mann Pete, die schon einige Ehejahre
hinter
sich haben, langsam in die "Hab ich nicht etwas
verpasst"-Phase
geraten und somit einigen Anschauungsunterricht für die
beiden
Frischlinge bieten. Da Judd Apatow gern familiär arbeitet,
besetzte er für diese Rollen einfach seine Ehefrau Leslie
Mann
und erneut Paul Rudd, der vielen noch als Phoebes Freund
in "Friends"
bekannt sein dürfte und auch schon bei der 40jährigen
Jungfrau dabei war. Hier bekommt Rudd aber mal deutlich
mehr Gelegenheit
seine Figur auszuarbeiten und nutzt diese auch für die
Darstellung
des verunsicherten und von zahllosen Zwängen genervten
Familienvaters.
Zeit für die Ausarbeitung von mindestens vier Haupt- und
einer
Handvoll Nebenfiguren nimmt sich der Film ausreichend mit
seiner,
für eine Komödie wirklich bemerkenswerten Laufzeit von
129 Minuten. Dass einem diese Länge dabei gar nicht
auffällt,
ist ein weiteres gutes Zeichen für einen sehr runden,
fließenden
Film und beweist, wie ausgefeilt dieses Skript tatsächlich
ist. Da es sich aber immer noch
um eine Hollywoodproduktion handelt, ist der gesamte
Tonfall vielleicht
ein klein wenig optimistischer und werden die auftretenden
Probleme
auch eventuell ein klein wenig zu schnell gelöst, aber
ansonsten
ist man von der Realität wohl so wenig entfernt wie selten
in diesem Genre. Dass es dabei zudem noch durchgehend
witzig zugeht,
macht das Vergnügen nur umso größer.
Bei der These, dass diese Mischung etwas Neues und Judd
Apatow
also der Erfinder und neue Guru einer Erzählform ist, die
Publikum
und Kritik gleichermaßen zu entzücken weiß (wie
das phänomenale Echo dieses Überraschungserfolgs in den
USA beweist), kommt man allerdings nicht umhin, an einen
anderen
Filmemacher zu denken, der genau genommen auf dem gleichen
Weg war.
Die Rede ist von Kevin Smith, dem Chronisten der
Slacker-Generation
und Kultregisseur der Comicfans. Auch Smith gelang es ja
durchaus,
einen etwas herberen Humor mit intelligenten Dialogen und
liebenswerten
Charakteren zu verbinden, doch gerade als er dazu
ansetzte, die
Insider-Ecke zu verlassen und auch mit seinen Filmen etwas
"erwachsener"
zu werden, fiel er mit dem Ergebnis "Jersey
Girl" so stark auf die Nase, dass er sich verschreckt
ins
vertraute Schneckenhaus zurückzog und erstmal schnell "Clerks
2" drehte.
Ausgang offen und man sollte den Mann aus New Jersey
sicher nicht
vorschnell abschreiben, aber im Grunde liegt nun mit "Beim
ersten Mal" genau der Film vor, den man eigentlich mal von
Smith erwartet hatte. Gemacht hat ihn aber Judd Apatow,
und während
dieses erfrischende und irgendwie fast schon erholsame
Werk nun
bei uns anläuft, wiederholt der Mann gerade sein
Kunststück
und begeistert in den USA mit dem vom ihm produzierten
(und von
Hauptdarsteller Seth Rogen geschriebenen) "Superbad" schon
wieder sowohl die Kritiker als auch das Publikum. Das ist
unheimlich,
das ist revolutionär. Das ist, nachdem was wir bis jetzt
gesehen
haben, vor allem aber sehr berechtigt.
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