
Für den erfolgreichen Werbefachmann Jack (Adam Sandler) sind die Thanksgiving-Festtage eine echte Prüfung, kommt doch zu diesem Anlass stets seine schrille und nervige Zwillingsschwester Jill (ebenfalls Adam Sandler) zu Besuch. Es kommt wie erwartet zu Peinlichkeiten und Streitereien, aber das Allerschlimmste ist, dass Jill aufgrund der Ereignisse ihren Aufenthalt sogar noch verlängert. Jack ist frustriert, doch die Situation ändert sich, als seine lästige Schwester plötzlich die Aufmerksamkeit und Sympathie eines echten Filmstars (Al Pacino als Al Pacino) gewinnt, genau des Mannes den Jack unbedingt für einen Werbespot seines Auftraggebers gewinnen soll. Plötzlich scheint Jill doch noch zu etwas nütze – nur leider denkt diese überhaupt nicht daran, sich den Avancen des Herrn Pacino zu ergeben.
Wenn sich der Komiker Adam Sandler zum gefühlt einhundertsten Mal mit seinem Stammregisseur Dennis Dugan zusammentut um eine weitere seiner von derbem Humor durchsetzten Slapstick-Komödien abzuliefern, dann gehen die Mundwinkel des ernsthaften Kritikers schon im Vorfeld erstmal nach unten und das Betrachten eines weiteren Werkes aus dieser kommerziell durchaus erfolgreichen Humorschmiede verkommt eher zur unvermeidbaren Pflichtübung. Tatsächlich ist es aber „erst“ die achte Zusammenarbeit des Gespanns Sandler/Dugan und die ist diesmal erstaunlicherweise gar nicht so schlimm geraten, deutlich weniger übel als zuletzt „ Leg Dich nicht mit Zohan an“ jedenfalls. Dabei deutete eigentlich alles auf eine weitere Niveau-Katastrophe hin, schließlich kommt uns Sandler hier gleich im Doppelpack und mit einer ziemlich plumpen Frauenmaske entgegen. Und ja, während er als „Jack“ in erster Linie den (allerdings nur bedingt sympathischen) Normalo gibt, lässt der Brachial-Comedian bei seiner „Jill“ dann erwartungsgemäß die Sau heraus und kein peinliches Fettnäpfchen aus. Auch gefurzt wird hier selbstredend wieder ausgiebig und irgendwann kriegt auch wieder einer einen Ball an den Kopf geschossen oder geht lautstark auf Toilette.
Alles wie gehabt also, Häkchen drunter gemacht und als tumber Fremdschäm-Schrott abgestraft? Nein, selbst beim besten bzw. bösesten Willen kann man es sich ganz so einfach dann doch nicht machen. Denn jetzt kommen wir - *trommelwirbel* - zu den überraschend gelungenen Bestandteilen von „Jack und Jill“. Als da wäre: Die Liebe zum Detail und zwar dem leicht surrealen. Das Witzigste, was sich hier über die Leinwand bewegt, sind nämlich die beiden Kinder im Hause des Familienvaters Jack, von denen das eine stets irgendeine Puppe mit sich herum trägt mit der sie sämtliche Kleidung teilt und das andere sich aus völlig unerfindlichen Gründen ständig irgendwelche Dinge mit Klebeband auf den Körper pappt, von klobigen Gegenständen bis zum lebenden Getier. Diese Running Gags laufen dabei meist stumm im Hintergrund ab und werden von allen Beteiligten mit erstaunlichem Gleichmut hingenommen, wenn nicht gleich komplett ignoriert.
Und dann haben wir da schließlich auch noch Al Pacino, einen weiteren der ganz Großen des Kinos, der sich offenbar nicht zu schade ist für einen dicken Gehaltsscheck Namen und Ehre zu verkaufen. Nur dass Pacino hier eben als er selbst auftritt und dabei eine herrlich selbstironische, äußerst amüsante Leistung abliefert (obwohl man natürlich zu keinem Zeitpunkt nachvollziehen kann, was er denn wohl an der schrägen Jill finden mag). Zum Schluss gelingen dann trotz des dicken Make-Ups und aller schrillen Mätzchen auch noch einige nette und leicht nachdenkliche Momente zum Thema Liebe und Anerkennung unter Geschwistern, die sogar so etwas wie - ja, ist es denn die Möglichkeit? - „Herzenswärme“ verströmen, wozu auch die den Film im Vor- und Nachspann einrahmenden, kurzen Szenen mit echten Geschwisterpaaren beitragen.
Nein, das alles soll nicht heißen, dass wir es bei „Jack und Jill“ mit einem verkannten, subtilen Meisterwerk des Humors zu tun haben. Denn über weite Strecken präsentiert sich auch diese neue Adam Sandler-Komödie erneut als eine ziemlich überzogene und flache Angelegenheit auf gewohntem Niveau. Allerdings ist bei näherer (und ehrlicher) Betrachtung das Bemühen, diesmal auch einen kleinen Mehrwert zu bieten, nicht zu übersehen. Selbst vom selbstverständlich absolut seriösen Kritiker nicht.
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