"Episode I" startet am 09. Februar 2012 erneut in den deutschen Kinos in einer 3D-Version, bei der die Macher eigenen Aussagen zufolge auf übertriebene 3D-Effekte verzichten wollten. Das Ergebnis der 3D-Konvertierung ist nun allerdings kaum sehenswert; während der gelbe Lauftext zu Beginn noch beeindruckend in der Tiefe des Alls verschwindet, gibt es im späteren Verlauf des Films immer wieder Stellen, bei denen man den Bildern die dritte Dimenson fast nicht anmerkt. Der einzige Mehrwert, den 3D hier bringt, ist also mal wieder ein höherer Preis der Eintrittskarte. Weitere Änderungen am Film hat George Lucas im Vergleich zur aktuellen Bluray-Fassung übrigens nicht vornehmen lassen. "Star Wars"-Fans dürfen sich immerhin darüber freuen, den Beginn der Saga wieder auf der großen Leinwand bewundern zu können, während alle, die "Episode I" noch nie mochten, weiterhin einen großen Bogen um den Film machen sollten - schließlich ist er inhaltlich noch genau so flach wie früher.
Dies ist unsere ursprüngliche Rezension zum Film von seinem Kinostart 1999.
Als George Lucas im Jahre 1977 den ersten (bzw. vierten) Teil seiner "Star Wars"-Saga auf die Leinwand brachte, begeisterte er Jung und Alt gleichermaßen. Ein Märchen mit Abenteuerroman-Elementen, das vor langer Zeit in einer weit entfernten Galaxis spielt, hielt sowohl für die kindliche als auch die erwachsene Fantasie reichhaltige Inspiration parat. Die daraus resultierende "Star Wars"-Trilogie hat einen Kultstatus erlangt, wie wenige, vielleicht gar keine Filme nach ihr. Sie sorgte für einen wahren Boom in der Science-Fiction-Branche, und im Vertrieb von Merchandisingprodukten.
Mit "Episode I: Die dunkle Bedrohung" versucht George Lucas, der Geschichte um das Imperium, die Rebellen, die Jedis und vor allem Obi Wan Kenobi und Darth Vader einen ähnlich faszinierenden Anfang zu geben, und eine neue Generation von Kinogängern für die Saga vom Kampf zwischen Gut und Böse im "Krieg der Sterne" zu begeistern. Dabei versagt er bei Punkt eins (fast) auf ganzer Linie und ist bedauerlicherweise bei Punkt zwei, durch ein gutes Marketing, überaus erfolgreich.
Einige Jahrzehnte vor der Handlung des chronologisch ersten "Star Wars"-Films gibt es noch kein Imperium, aber eine ähnlich unangenehme Vorgängerorganisation in Form einer Handelsföderation, die eine Blockade um den widerspenstigen Planeten Naboo gelegt hat. Der Jedi Qui-Gon Jinn (Liam Neeson) und sein Schüler Obi Wan Kenobi (Ewan McGregor) haben den Auftrag, den Konflikt zu lösen. Bei ihrer Ankunft auf dem Schiff der Föderation erweist sich die Crew aber als wenig gastfreundlich, und die Jedi müssen sich den Weg nach draußen (und nach Naboo) freikämpfen. Dort treffen sie den etwas eigenwilligen Einheimischen Jar Jar Binks, in dessen Begleitung sie schließlich zur Herrscherin von Naboo, Königin Amidala (Natalie Portman), gelangen. Gemeinsam macht man sich auf den Weg nach Coruscant, der Hauptwelt der Republik, um den Rat und den Kanzler um Hilfe zu bitten. Auf dem Weg dorthin müssen Königin und Jedis jedoch auf dem Planeten Tatooine notlanden. Sie treffen den in Sklaverei lebenden Jungen Anakin Skywalker (Jake Lloyd), der ihnen hilft Ersatzteile für ihr Schiff zu bekommen. Schnell erkennt Qui-Gon, dass der Junge im Besitz großer Macht ist - jener mythischen Energieform, deren Kontrolle die Jedis ihre besonderen Fähigkeiten verdanken. Er will ihn vor den Jedi-Rat bringen, um die Erlaubnis einzuholen ihn ausbilden zu dürfen. Doch zunächst muss Anakin aus der Sklaverei befreit werden, durch eine riskante Wette über den Ausgang eines futuristischen Wettrennens auf sogenannten Pod-Racern, und auch die Freiheit Naboos steht noch auf der Rechnung.
In einer Hinsicht ist "Episode I" wirklich beeindruckend, und zwar bei den visuellen Eindrücken. Die exotischen Schauplätze - die schon viel der Magie der Ursprungs-Trilogie ausmachten - sind durchweg atemberaubend animiert, und die Ausstattung erhält die Atmosphäre der Trilogie bis zu einem gewissen Grad. Es wurde hier nicht einfach aufgrund besserer technischer Möglichkeiten sinnlos auf neu gemacht, sondern alles sieht so wunderbar alt und abgenutzt aus wie in den original "Star Wars"-Filmen.
Wie nicht anders zu erwarten sind die Effekte spektakulär und setzen die Messlatte für eben diese wieder mal ein Stück höher. Da hört es aber auch schon auf mit den positiven Aspekten, denn beeindruckende Effekte sind noch lange nicht sinnvolle Effekte. "Episode I" nimmt sich beizeiten wie eine Spielwiese angeberischer F/X-Spezialisten aus, da einem oft die Notwendigkeit für bestimmte effektüberladene Szenen entgeht (Stichwort: Unterwasser-Monster). Aus der sehr dünnen Handlung gehen diese jedenfalls nicht hervor.
Leider sind auch die Charaktere nicht ansatzweise interessant ausgearbeitet, die Dialoge bleiben flach, funktional und ohne jede Tiefe. So wirken tatsächlich die komplett computeranimierten Charaktere oft interessanter als die farblosen Darstellungen von Obi Wan und Qui-Gon. Wobei allerdings ein ganz großer Fehlgriff von George Lucas die vieldiskutierte Figur des Jar Jar Binks ist, ein in Babysprache brabbelndes Ungetüm, dass wohl witzig sein soll, aber von seiner ersten Szene an einfach nur nervt.
"Episode I" raubt einem viel von der Begeisterung, die man beim Sehen der alten Trilogie empfunden hat, auch, weil er selbständig seine eigene Magie ruiniert. So wird z.B. für das Vorhandensein der "Macht" eine haarsträubende pseudo-wissenschaftliche Erklärung geliefert, die den ganzen Mythos um die Jedi-Ritter zerstört, dafür wird an anderer Stelle ein geradezu lächerliches Heiland-Motiv entwickelt, das mehr als zuviel des Guten ist. Auch der Auftritt von C3PO und R2D2 löst zwar erst einmal einen freudigen A-ha Effekt aus, kurze Zeit später fragt man sich allerdings, was ihr Auftauchen für einen Sinn macht. Es gibt nämlich keinen. "Die dunkle Bedrohung" ist voll von Szenen, die einfach nicht funktionieren, und das viel bejubelte Pod-Rennen ist da das beste Beispiel: größtenteils überflüssig. Nach der ersten Runde kann man aufhören zu zählen, wie viele da noch kommen. Man kommt sich vor wie in einem Werbefilm für ein Videospiel. Und etwas anderes sollte es vielleicht auch gar nicht sein.
Genau da liegt der größte Fehler, den George Lucas begangen hat. Er hat einen Film für Kinder gedreht, an die er sein Merchandising-Material verkaufen kann. Und es ist sicher, dass gerade die jüngere Generation in Scharen in die Kinos strömen wird. Dass die wahren "Star Wars"-Fans den Kinderschuhen schon lange entwachsen sind und solch infantilem Zeug wenig abgewinnen können hat Lucas geflissentlich übersehen. Er wusste wahrscheinlich auch, dass er nicht wirklich einen guten Film drehen muss, um die Massen in die Kinos zu ziehen. Und tatsächlich, bei Fans, die schon Wochen vor dem Starttermin vor den Kinos campieren, kann man sich leicht ausrechnen, dass es an den Kassen klingeln wird. Wenn das allerdings die Hauptmotivation für die Neuauflage der Serie war, und so scheint es, dann hat sie zumindest kreativ mit "Episode I" ihren Bankrott erklärt. Lucas hat einen Film abgeliefert, der nicht mehr als minimale Ansprüche erfüllt, und damit seine Saga für die Einnahmen an ein paar Fanartikeln verkauft.
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