Die Freunde Nick (Jason Bateman), Kurt (Jason Sudeikis) und Dale (Charlie Day) arbeiten in ganz unterschiedlichen Branchen und Positionen, aber sie haben allesamt dasselbe Problem: Ihre Bosse sind unerträglich. Investmentbanker Nick wird von seinem Boss Dave Harken (Kevin Spacey) mit fiesen Psychospielchen gequält und mit der Aussicht auf eine Beförderung bei der Stange gehalten, während Kurt besorgt ist, dass sein angenehmes und geregeltes Arbeitsleben in einer Chemiefabrik ein Ende hat, falls der gutmütige Firmenchef Jack Pellit (Donald Sutherland) tatsächlich von seinem Sohn Bobby (Colin Farrell) – einem kolossalen Idioten mit noch kolossalerem Koksverbrauch – beerbt wird. Zahnarzthelfer Dale wird dagegen auf der Arbeit sexuell belästigt und zwar von seiner Chefin Julia (Jennifer Aniston), die den glücklich Verlobten unbedingt ins Bett zerren will. Als sich die Situationen an allen drei Arbeitsplätzen immer mehr zuspitzen, fällen die drei Freunde eine Entscheidung. Die „Horrible Bosses“ (wie der Film im Original heißt; was die Verschlimmbesserung des englischen Titels für den deutschen Markt soll, weiß wieder mal kein Mensch) müssen sterben. Jedoch leichter gesagt als getan, wie unsere tollpatschigen Helden schon bald feststellen...
Tja, so ist das mit Trends: Gerade ist der eine vorbei, da kommt auch schon der nächste. Gerade war die vor mittlerweile einer Dekade von "American Pie" losgetretene Welle der mit Ekel- und Fremdschämhumor agierenden Teeniekomödien endgültig abgeflaut, da kam dann Judd Apatow und belebte das Genre für und mit den Älteren. Statt Teenies stehen jetzt zumeist Männer (und manchmal, wie gerade im „Brautalarm“ auch die Frauen) in ihren späten zwanziger bis dreißiger Jahren im Mittelpunkt dieser Art Komödie. Der Knackpunkt, um diese Filme zum Funktionieren zu bringen, ist natürlich, dass diese Figuren trotz ihrer Lebensjahre eben noch erhebliche Mängel in Sachen Reife, Einfühlungsvermögen und Erwachsensein zeigen. Im Grunde genommen sind die Hauptfiguren dieser Streifen allesamt von einem Syndrom betroffen, dem des „Arrested Development“ (Feststeckende Persönlichkeitsentwicklung).
Und damit sind wir schon beim Thema, während wir gleichzeitig geschickt eine der besten und witzigsten Comedy-Serien der letzten Jahre lobpreisend erwähnen. Denn "Arrested Development" war auch der Titel jener brillanten (und leider nie in Deutschland ausgestrahlten) Comedy-Serie, deren Hauptdarsteller Jason Bateman war, der nun auch in „Kill The Boss“ die wichtigste Rolle spielt. Und diese ist dabei eine Variante seines Michael Bluth aus "Arrested Development", mit all den Qualitäten die dieser haben musste: eine enorme Leidensfähigkeit, die ihn auch die absurdesten Momente ertragen und daraus das Beste machen lässt, und ein trockener Humor. Kongenial unterstützt wird er in Jason Sudeikis und Charlie Day von zwei Schauspielern, die hier in Deutschland leider so gut wie unbekannt sind, da ihre Shows („Saturday Night Live“ und „It's Always Sunny In Philadelphia“) hier nicht bzw. unter Ausschluss der breiten Öffentlichkeit laufen. Das soll aber bitte niemanden stören, denn beide unterstützen den gestressten Normalo Bateman ganz großartig und zudem sind sie als unbekannte Gesichter noch für Überraschungen gut. Gerade Day ist eine Bereicherung, da es schon den richtigen Schauspieler braucht, um glaubwürdig zu zeigen, warum seine Figur einer nymphomanen Jennifer Aniston partout entkommen möchte. Außerdem hat er eine der lustigsten Szenen des Films, wenn er nach versehentlichem Kokseinatmen zu „That's Not My Name“ von The Ting Tings ganz groß abgeht.
Aber es sind natürlich die schrecklichen Chefs, die hier das fast noch größere Verkaufsargument bieten: Alle drei machen sich genüsslich über ihre Rollen als menschliche Monster her, wobei einer in seiner Komfortzone bleibt und zeigt, warum dies sein Gebiet ist, während zwei sich in unbekannteren Gefilden austoben. Denn Kevin Spacey zeigt hier eine Variation der Rolle, die er perfekt beherrscht und schon diverse Male gespielt hat: Die des arroganten Sadisten, der seine Überlegenheit in scharfen Worten auf seine Umwelt niederprasseln lässt. Erstaunlicher dagegen, was Jennifer Aniston und Colin Farell hier machen: Beide unterlaufen ihren bisherigen Status (die Nette von Nebenan in romantischen Komödien und der oftmals grüblerische Schönling) und lassen mal so richtig die Sau raus. In Sachen Aniston ist das gar wortwörtlich gemeint, spielt sie hier doch eine unglaublich vulgäre Schlampe von Frau, deren „dirty talk“ durchaus das eine oder andere Ohr erröten lässt. Und Farrell hat sich vom Maskenbildner den Schönling austreiben lassen, ihm wurde eine Halbglatze mit schrecklicher Überkämmfrisur verpasst, die die Absurdität seiner Figur nur noch unterstreicht. Auch er freut sich, dass gute Benehmen mal zu Hause lasssen zu können. Zu ihnen gesellt sich dann noch Jamie Foxx in einer launigen Nebenrolle als Motherfucker Jones, der den drei Möchtegernmördern mit guten (?!) Ratschlägen zur Seite steht.
Kurzum: Alle Beteiligten haben hier richtig Spaß und damit dann auch der Zuschauer, denn die Freude am Chargieren, den absurden Situationen und mindestens genauso absurden Dialogen, das kommt in „Kill the Boss“ alles ziemlich gut rüber. Besonders die Wortgefechte unserer drei unterdrückten Helden laden eigentlich zum konstanten Schmunzeln ein. Überhaupt lebt der Film nicht so sehr von ein paar Riesenlachern und viel Füllmaterial dazwischen, sondern einem konstanten Strom an amüsanten Momenten. Mehr Serienschmunzler als gelegentlicher Schenkelklopfer, quasi.
Dies gibt „Kill The Boss“ zudem einen angenehm entspannten Rhythmus, weil hier nicht ständig dem einen Riesenknalleffekt nachgejagt wird. Und da hier gottlob auf unnötige romantische Nebenhandlungen und ähnlich bremsendes Material verzichtet wurde, ist man durchgehend gut amüsiert, was man von allzu vielen Komödien dank diverser Hänger zwischendrin nicht behaupten kann. Ein wenig schade ist eigentlich nur, dass der Film ausgerechnet ganz am Ende ein wenig an Schwung verliert und gerade der Schritt über die Schlusslinie eher lahm ausfällt. Aber sei's drum. Man ist so nett vorher unterhalten worden, dass das unspektakuläre Ende da nicht weiter stört.
Natürlich ist „Kill the Boss“ keine ganz große Humoristenkunst, man bleibt ziemlich nah an den Gepflogenheiten der derben Komödie für Erwachsene, aber man hat dankenswerterweise den Fremdschämfaktor durch Ekelszenen relativ niedrig gehalten und setzt stattdessen tatsächlich auf die Figuren und die absurden Verwicklungen. Und das ist angesichts der schwächelnden Konkurrenz ja durchaus einiges wert. Wer also völlig zurecht auf den lahmen Abklatsch „Hangover 2“ verzichtet hat, darf sich stattdessen hier die Lacher abholen, die dort fehlten. Nur die Inspiration zum Chef meucheln, die sollte man doch auf der Leinwand lassen.
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