Vincent (Florian David Fitz) lebt bisher nicht nur recht ziellos vor sich hin, er hat auch noch ein ganz besonderes Problem in Form des Tourette-Syndroms. Nachdem er deshalb auch auf der Beerdigung der eigenen Mutter machtlos einen Haufen ordinärer Beschimpfungen ausgestoßen hat, verliert sein eh nicht besonders feinfühliger Vater (Heino Ferch) endgültig die Geduld und verschafft seinem nutzlosen Nachwuchs kurzerhand einen Platz in der Therapie. Dort muss sich Vincent zwar erstmal mit seinem zwangsneurotischen Zimmergenossen Alexander (Johannes Allmayer) auseinander setzen, freundet sich aber auch mit der magersüchtigen Marie (Karoline Herfurth) an. Gemeinsam machen sich beide eines Abends mit dem Auto der zuständigen Psychologin davon, den Störenfried Alexander als zunächst unfreiwilligen Passagier auf der Rückbank. Für Vincents Vater ist diese Aktion eine mittlere Katastrophe, möchte der doch als Lokalpolitiker im Wahlkampf möglichst jeden Skandal vermeiden. Gemeinsam mit Frau Doktor macht man sich daher an die Verfolgung der Ausreißer, von denen man erstmal nur eines weiß: Sie wollen ans Meer. Genau wie seine bisherige Filmographie zwischen debilem Holzhammerhumor ("Voll Normaaal") und preisgekrönter TV-Arbeit ("Dr. Psycho") hin und her pendelt, so ist auch die neue Arbeit von Regisseur Ralf Huettner ein sehr wechselhaftes Vergnügen, bei dem sich fortwährend gelungene und klischeehafte Momente, witzige und eher alberne Szenen gegenüberstehen. Für die gröbsten Kapriolen der Handlung kann Huettner zwar in diesem Fall nicht direkt verantwortlich gemacht werden, da sich Hauptdarsteller Florian David Fritz ("Männerherzen", "Doctor's Diary") hier das Drehbuch gleich selbst auf den Leib geschrieben hat, doch ist es dem Regisseur leider nicht so wirklich gelungen, dabei "die Balance zu halten", wie er es sich laut eigener Aussage doch vorgenommen hatte. So dient die eine Krankheit (Zwangsneurose) im Grunde nur zu Belustigung, die andere (Magersucht) wird dagegen hochdramatisch und lange Zeit mit geheimnisvollen Andeutungen inszeniert. Seine besten Momente hat "der Film immer dann, wenn er es leicht und entspannt angehen lässt, mit schönen Landschaftsaufnahmen von Alpen und Italien glänzt und seine Figuren heitere, von luftiger aktueller Popmusik untermalte Augenblicke erleben lässt. Sobald es aber wieder "dramatisch" werden soll und vor allem bei der Entwicklung seiner Charaktere scheitert dieses verkappte und etwas halbherzige Road Movie jedoch. Das Meer erreicht Vincent zwar wie zu erwarten. Doch durfte man als Zuschauer sicher noch etwas mehr erwarten. |
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