
"Crazy Heart" ist der Debütfilm des Schauspielers Scott Cooper, der für das Drehbuch den gleichnamigen Roman von Thomas Cobb adaptierte. Getreu der Vorlage spielt "Crazy Heart" im amerikanischen Süden und folgt der Countryikone Bad Blake, der versucht seine Karriere weiter am Laufen zu halten. Er ist kein Held im klassischen Sinne, eher ein Antiheld, der sowohl beruflich als auch privat keinen Neuanfang hinbekommt und nahezu ständig an seiner eigenen Sturheit und seinem Eigensinn scheitert. Sein ehemaliger Schützling Tommy Sweet (Colin Farrell) hat sich zum Country-Superstar gemausert und bittet Blake, Songs für ihn zu schreiben. Doch er lehnt ab. Er sehe sich nun mal nicht im Hintergrund, sagt Blake - tatsächlich tut er sich "Crazy Heart" ist das ultimative Vehikel für Jeff Bridges. Es ist ganz allein seine Show. Er ist immer zu sehen. Er trinkt, leidet, singt, kotzt, ist kaputt und rappelt sich aber immer wieder auf. Und bleibt dabei konsequent glaubwürdig. Das ist die große Kunst von Bridges in diesem Film. Er schafft es, Blake immer noch genug Sympathie zu verleihen, so dass man diesen Menschen nicht ganz allein lassen möchte. Zurecht wird er wohl den Oscar als bester Hauptdarsteller dafür abräumen, zumal er diesen Preis ja schon längst verdient hätte, und gescheiterte Stehaufmännchen werden von der Academy gerne geehrt. Jeff Bridges' Dominanz in "Crazy Heart" führt natürlich dazu, dass die ebenfalls überzeugenden Nebendarsteller ein wenig zu Statisten degradiert werden. Das ist im Falle Gyllenhaals (ebenfalls Oscar-nominiert) vielleicht sogar ganz gut, weil sie es in zwei Momenten riskiert, den Film mit einer unansehnlichen Hysterieattacke seines erdig ruhigen Grundtones zu berauben. In Falle von Colin Farell und Robert Duvall (der hier Blakes alten Kumpel spielt, ganz nebenbei aber auch den Film mitproduziert hat) ist das aber ziemlich schade, Interessant ist auch die Entstehungsgeschichte des Films, der so gar nicht für das Oscarrennen geplant war und dies alles eher durch Zufall erreichte. Für knapp sieben Millionen Dollar von Country Music Television produziert, glaubte niemand so richtig an die Kraft des Films. Paramount - welches die Vertriebsrechte an "Crazy Heart" hatte - verkaufte das Werk für weniger als die Hälfte der Produktionskosten an Fox Searchlight, die wiederum den Film im Frühjahr 2010 auf den Markt bringen wollten. Ein Wink des Schicksals wollte es aber, dass Bridges zu dieser Zeit keine Zeit gehabt hätte den Film zu promoten, weil er da gerade für das Coen-Brüder-Remake von "True Grit" vor der Kamera stehen wird. Das Ende der Geschichte ist der Filmstart von "Crazy Heart" im Dezember, was Bridges als Spätstarter ganz vorn ins Oscar-Rennen katapultierte und ihn im Januar schon prompt einen Golden Globe eingebracht hat.
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