
In den Siebzigern. Die Bombast-Rockband "Strange Fruit" befindet sich auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs, als bei einem Gig ein Blitz in die Bühne donnert. Nix passiert, aber - die Musiker werten den Zwischenfall als göttliches Zeichen, die Band müsse aufgelöst werden. Und so passiert´s dann auch. Eben noch in ausverkauften Stadien, jetzt schon als erfolglose Hippie-Bombenleger-Opas, schlagen sich die "Fruits" durchs Leben - als Gärtner, als Dachdecker oder als Kondomverkäufer auf Ibiza.
Bis schließlich einer von ihnen - wie sollte es auch anders sein - darauf kommt, "Strange Fruit" wieder zusammenzubringen. Und darum geht´s dann in "Still Crazy" auch - um viel mehr eigentlich nicht.
Enstanden ist ein sympathisches Filmchen, anzusiedeln irgendwo zwischen "Ganz oder gar nicht" und den "Commitments", aber, stop, moment - an letzteres Machwerk kommt "Still Crazy" bei weitem nicht ran. So zotig-lustig der Film teilweise ist, so frappierend sind seine Schwächen. Der Schnitt ist das absolute Grauen. Es ist nicht so schlimm wie "Bandits", aber manchmal immer noch hart an der Grenze zum Musikvideo. Fast genauso übel ist die Musik, um die´s ja nun hauptsächlich geht. Aber gut, man ist ja tolerant, und mit Oropax kommt man klar.
Ein weiteres Manko sind die Charaktere. Vielleicht ein bißchen viel verlangt für eine Rock´n-Roll-Komödie, aber es steckt einfach null Entwicklung in den Menschen. Jede einzelne Rolle ist ein Stereotyp. Man denke nur an Leadsänger Ray Simms (Bill Nighy), ein seelisches Wrack, das an seinen Komplexen genauso leidet wie an einem Drachen von einer Ehefrau. Den Mann kennst Du nach fünf Minuten, und er wird auch die restlichen anderthalb Stunden in diesem beklagenswerten Zustand verharren. Schade für eine Hauptrolle, aber bei "Still Crazy" keine Ausnahme. Daran können auch Klasse-Schauspieler wie Jimmy Nail ("Evita") nichts reißen - und selbiger ist nebenbei in der Tat ein verdammt cooler Hund, den ich gerne öfter sehen würde.
Alles in allem kann man sicherlich reingehen, der Streifen tut nicht wirklich weh. Ein paar gepflegte Ablacher sind halt drin, und - vor allem: Endlich mal ein Film, dessen Soundtrack man tatsächlich *nicht* haben muß, um die nächsten Nächte schlafen zu können. Die CD-Kauferei geht nämlich so langsam ins Geld.
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