Es gibt nicht viele feste Konstanten im sich ständig ändernden Kosmos der Filmindustrie, aber Woody Allen ist ganz sicher eine davon. Seit 1982 dreht er jedes Jahr einen neuen Film. Und während sein Output in den letzten Jahren zusehends schwächer geworden war, ließ der letztjährige Überraschungserfolg "Match Point", ein kühler Thriller, neu aufhorchen und auf weitere Großtaten des Altmeisters hoffen. Nun begibt sich Allen zurück in das ihm so eigene Genre der Komödie. Ob dabei dem deutschen Titel entsprechend wirklich ein Knüller raus gekommen ist? Joe Strombel (Ian McShane) hat ein Problem: Er ist tot. Doch selbst nach seinem Ableben findet der weltbekannte Journalist keine Ruhe. Auf dem Weg ins Jenseits erzählt ihm eine Leidensgenossin, dass sie wahrscheinlich herausgefunden hat, wer sich hinter dem ominösen "Tarotkarten-Killer" verbirgt, der ganz London in Schrecken versetzt. Strombel wittert eine große Story. Er überlistet für kurze Zeit den Tod und nimmt Kontakt mit der jungen amerikanischen Journalismus-Studentin Sondra Pransky (Scarlett Johansson) auf. Sie soll sich für ihn auf die Suche machen und den Killer aufspüren. Mit der Hilfe des zerstreuten Magiers Sid Waterman (Woody Allen) stellt sie Nachforschungen an, die die beiden Hobbydetektive in adlige Kreise um den britischen Aristokraten Peter Lyman (Hugh Jackman) führen. Ist er der "Tarotkarten-Killer"? Es dauert keine fünf Minuten und man weiß, dass man sich in einem Allen-Film befindet. Wenn Joe Strombel sich auf einer Fähre befindet, die ihn in das Reich der Toten bringen soll, und das alles nach einer improvisierten Theateraufführung aussieht, fühlt man sich sofort wohl im Woody-Universum. Es folgen Witze im Minutentakt, natürlich immer mit der ganz besonderen Allen-Note. Es mag sein, dass diese Art von Humor längst nicht mehr neu ist. Der Kultregisseur reitet schon seit seinem größten Erfolg "Der Stadtneurotiker" auf dieser Welle, und mit "Scoop" hat er seinen Humor sicher nicht neu erfunden. Aber im Wust standardisierter Komödien, die man als regelmäßiger Kinogänger über sich ergehen lassen muss, sticht ein guter Allen-Film eben immer noch sehr positiv hervor. Auch "Scoop" markiert dabei nach "Match Point" die neue Ära in Woody Allens Schaffen, die den Filmemacher von New York in seine neue Wahlheimat London geführt hat. Böse Zungen behaupten, es gäbe zwei Arten von Allen-Filmen:
Die schlechteren, in denen er selber mitspielt, und die besseren,
in denen er das nicht tut. Es gibt tatsächlich einen wichtigen
Unterschied, doch mit der Filmqualität hat er nicht zu tun:
Allen beschränkt sich in seiner schauspielerischen Mitwirkung
auf Komödien, ein Fach, welches er aus dem Effeff beherrscht.
Dass Allen sich selber nie in seinen dramatischen Filmen besetzt
hat, liegt allein daran, dass er genau weiß, dass sein schauspielerisches
Spektrum diesen Bereich nicht abdeckt. So bietet "Scoop" leichte und entspannte Unterhaltung der alten Schule, und fügt sich so mühelos ins riesige Gesamtwerk des Regisseurs ein, der es sichtlich genießt, auf seine alten Tage niemandem mehr etwas beweisen zu müssen. Allen braucht nicht mehr an seinem Denkmal zu bauen, er verziert es nur noch. |
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