The Batman

Originaltitel
The Batman
Land
Jahr
2022
Laufzeit
172 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 3. März 2022

Es ist ja schon so, dass die neue Interpretation einer seit vielen Jahren bekannten Marke fast automatisch als hochwertiger und anspruchsvoller betrachtet wird,wenn sie einfach nur richtig schön ernst und düster daher kommt. Ob z.B. bei Star Trek („Deep Space Nine“), Tarzan oder Robin Hood – wirklich für voll nehmen kann man da doch nur die dunklen und realistischen Versionen und nicht die naiv bunten Abenteuergeschichten, Uniformen und Kostüme, mit denen solche Franchises ursprünglich mal gestartet sind und erfolgreich waren. Wenn sich dann also ausgerechnet ein Filmemacher, der genau dieses Prinzip bereits bei seinen beiden „Planet der Affen“-Filmen anwandte, einer Figur annimmt, die zwar auch mal als trashig-alberne TV-Serie bekannt war, spätestens seit Christopher Nolan aber eher als „Dark Knight“ fungiert, ja dann müsste das Ergebnis doch wohl den definitiven „Batman“-Film überhaupt ergeben. Und für einige wird „The Batman“ sicher auch genau das sein – ein düsteres, intelligentes Meisterwerk. Man kann aber bei genauerer Betrachtung auch zu dem Ergebnis kommen, dass Vieles eben doch gar nicht so neu ist an dieser Variante des maskierten Vigilanten. Und auch nicht alles gut.

Keine Frage: Vom typischen Superhelden-Film sind wie hier sehr weit entfernt. Dies ist der Batman, der einst als „Mitternachtsdetektiv“ in den Comics begann und im Laufe der Jahrzehnte zunehmend grimmiger und zweifelnder seinen Kampf gegen das Verbrechen führte - je nachdem welcher Autor ihn gerade in den Fingern hatte. Und dieses Gotham City hat rein gar nichts mit der bizarren Fantasy-Stadt eines Tim Burton zu tun, vielmehr präsentiert man uns ein hier nun nicht mal mehr kosmetisch verfremdetes New York, samt Times Square, Empire State Building und der bekannten Silhouette der Halbinsel Manhattan. Ein ̶n̶̶e̶̶w̶̶ ̶̶y̶̶o̶̶r̶̶k̶ Gotham, in dem es ständig regnet, in dem die Politik und Polizei durchweg korrupt und die Stimmung daher mies ist. Eine Stadt, in der es brodelt also, und die dringend einer kompletten Erneuerung bedarf, so wie sie auch im „Joker“ daherkam und wie es in Nolans „The Dark Knight rises“ geschah. Na gut, vielleicht noch ein bisschen deprimierender und runtergekommener, weshalb auch Bruce Wayne, der Mann hinter der Maske, selbst dann bleich und übermüdet aussieht, wenn er besagte Maske mal abnimmt. Vom Glamour des Lebens als Milliardär ist da ebenfalls nichts mehr übrig geblieben. Robert Pattinson verkörpert das überzeugend, aber wer ihm das nicht zugetraut hat, hat wohl auch keinen der reichlich fertigen Typen gesehen, die der ehemalige „Twilight“-Star in den letzten Jahren gegeben hat.

Die Hauptstory, in der eine Art „Zodiac-Killer“ (auch kein so neues Motiv) seine Morde an eher fragwürdigen Gestalten der Gothamer Ober- und Unterwelt mit verrätselten Hinweisen auf das nächste Opfer ausschmückt entstammt dem mehrteiligen Comic-Epos „Das lange Halloween“ von Ende der 90er Jahre. Sie borgt aber auch von den „grim´n gritty“-Comics eines Frank Miller, so wie das vor allem Nolan aber auch schon Tim Burton einst taten, wobei man hier mehr aus „Year One“ zitiert als aus Millers noch größerem Klassiker „The Dark Knight returns“. Wo man sich tatsächlich nur wenig borgt, ist die Hintergrundgeschichte von Selina Kyle, was dieser neuen, in einem Mafia-artigen Umfeld aufgewachsenen Catwoman in der Interpretation durch Zoe Kravitz dann auch recht viel Eigenständigkeit verleiht. Jeffrey Wright ist hier noch nicht der Commissoner, sondern erst Lieutenant Gordon, aber seine Version sticht weder besonders heraus noch fällt sie ab.

Wer „Revolution“ und „Survival“ aus der Planet der Affen-Reihe oder auch den tieftraurigen Vampirfilm „Let me in“ gesehen hat, der weiß: Filme von Matt Reeves sind eine todernste Angelegenheit und die Weltsicht darin ist eine sehr pessimistische. Und das führt dann auch folgerichtig zu dem, womit wir es hier zu tu haben: Eine noch etwas trübere, abgefucktere und sehr wenig Erbauliches bietende Dystopie als wir sie aus Gotham eh schon kennen. Fast drei volle Stunden mit einem sich sehr langsam entwickelnden Handlungsbogen, der zwischendurch dann auch noch die ein oder andere Abzweigung nimmt und in die Irre führt.

Was aber immerhin zu einer der bemerkenswertesten Szenen führt, in der die rechte Hand des Gangsterbosses namens „Pinguin“ (ein unter seinem Make-Up nicht zu erkennender Colin Farrell) Batman und Gordon klar macht, dass sie völlig falsch kombiniert haben und den falschen Mann verdächtigen. Wenn es denn ein Alleinstellungsmerkmal gibt, das dieser Film vorweisen kann, ist es genau dies: Der „Anfänger“ Batman, der Fehler macht, zweifelt und womöglich sogar aus den falschen Motiven seinen Feldzug führt.

Um das ganz klar zu sagen: Es ist nichts wirklich „schlecht“ an diesem Film, die Inszenierung, die Darsteller, die oft eindringliche Musik und auch die behandelten Themen wie Moral, Loyalität und Gerechtigkeit besitzen durchgehend eine hohe Qualität. Die Art wie das alles erzählt wird – ausufernd, mit nur wenigen auflockernden Actionszenen und fast komplett humorlos – machen „The Batman“ aber eben doch zu einer mitunter zähen Angelegenheit und die 175 Minuten zu etwas, das man guten Gewissens als „Arbeitszeit“ verbuchen kann. Es ist die Quintessenz der bisherigen Matt Reeves- und der vorherigen ernsthaften Batman-Filme: Ein folgerichtig genauso gehaltvolles wie überambitioniertes Werk.

Bilder: Copyright

8
8/10

Der Film hat mir gut gefallen. Ich mag die schlecht gelaunte Version von Batman und Gotham City. Und diese hier ist schlecht gelaunt. Der Film wirkt wie bei "Sieben" geklaut: Ständig regnet es. Frohe Menschen gibt es nicht. Die Morde haben einen gewissen Sadismus und der Mörder spielt Schnitzeljagd mit der Polizei. Besonders die Szene, in welcher die Wohnung des Riddler gefunden wird, sah für mich fast 1:1 wie aus "Sieben" aus.

Permalink

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.