Crimson Peak

Originaltitel
Crimson Peak
Land
Jahr
2015
Laufzeit
119 min
Genre
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Volker Robrahn / 12. Oktober 2015

crimson p 1Ein paar Jahre hat er sich hauptsächlich mit Hobbits sowie der Wiederbelebung des japanischen Monsterfilms beschäftigt und ließ den Horror nur in Form der mittelprächtigen TV-Serie „The Strain“ auf das Publikum los. Doch wenn ein Guillermo Del Toro nun endlich auch im Kino wieder in das Genre zurückkehrt, mit dem er einst seine ersten Erfolge feierte und das ihm nach eigener Aussage am meisten am Herzen liegt, dann ist allemal Vorfreude angesagt. Rückwärts gewandt ist auch das Grundkonzept von „Crimson Peak“, denn damit begibt sich der Meister auf das Terrain des ganz klassischen, mit dem Adjektiv „Gothic“ versehenen Horror- oder sagen wir besser Gruselfilms. Dabei wird dann zwar das Rad dieses Subgenres nicht neu erfunden, trotzdem hat man so etwas wie „Crimson Peak“ noch nicht gesehen, denn der Film ist vor allem optisch eine wahre Pracht.

 

crimson p 2Die junge Edith (Mia Wasikowska) ist eine unangepasste Frau, deren Ambitionen als Schriftstellerin und Autorin nur wenig romantischer Geschichten im Bundesstaat New York des ausgehenden 19. Jahrhunderts kaum auf Verständnis stoßen. Auch Ihr Vater, der wohlhabende Industrielle Sir Carter Cushing (Jim Beaver) kann mit Ediths Vorlieben nur wenig anfangen und legt auch sein Veto ein, als sie eine Beziehung mit dem charmanten Briten Thomas Sharpe (Tom Hiddleston) beginnt – schließlich sähe er sie doch viel lieber in den Armen ihres Jugendfreundes Alan (Charlie Hunnam). Der charismatische Thomas ist nach Amerika gekommen um gemeinsam mit seiner Schwester Lucille (Jessica Chastain) für die Finanzierung einer von ihm konstruierten Maschine zu werben. Nach einem schweren Schicksalsschlag reist Edith aber schließlich doch mit Thomas und Lucille in deren Heimat. „Allerdale Hill“ entpuppt sich als pompöses gotisches Herrenhaus, welches sich allerdings nicht mehr in bestem Zustand befindet. Mehr als die baulichen Mängel machen Edith in der fremden Umgebung jedoch schon bald alptraumhafte Visionen und mysteriöse Geister-Erscheinungen zu schaffen. Das Haus, das auf blutrotem Lehm erbaut wurde und deshalb den Namen „Crimson Peak“ trägt, beherbergt nicht nur eine lange, schaurige Geschichte, sondern es scheint auch eine Art Eigenleben zu entwickeln.


crimson p 3Das ist der Stoff, aus dem der gute alte Schauerroman gemacht ist, und zugegeben: Etwas groß Anderes als eine typische Gruselgeschichte mit einer Art unheimlichem „Schloss“, dessen übernatürliche Bewohnern auf irgendwas zwischen Rache und Erlösung sinnen, ist es auch gar nicht was Del Toro als Regisseur und auch Drehbuchautor hier anbietet. Schon relativ schnell wird zumindest dem Zuschauer klar, wer hier wohl nicht ganz so nett ist wie er zunächst tut und wie das Ganze wohl ungefähr ausgehen wird. Doch das ist verschmerzbar, angesichts der liebevollen Umsetzung, mit der hier zu Werke gegangen wird. Schon der Auftakt im Buffalo, New York Ende des 19. Jahrhunderts lässt in Sachen Ausstattung und Akkuratesse nichts zu wünschen übrig, der wahre Hauptdarsteller ist dann jedoch das „Crimson Peak“-Gebäude, für das ein gewaltiges Set errichtet wurde. Die Größe und Dimension des Hauses sorgen nicht nur für optische Reize, sie vermitteln auch entsprechend überzeugend das Unbehagen, dass die geplagte Edith in dieser Umgebung überkommt. Der detailverliebte Del Toro soll sich hier persönlich um jede Farbschattierung, jedes kleine Ausstattungsutensil und die Dicke jeder einzelnen Staubschicht gekümmert haben.

crimson p 4Das Alles korrespondiert dann schließlich mit dem von gewaltigen Schneemassen und blutrot durchtränktem Weiß geprägten Außengelände, so dass man sich schließlich fast schon einem visuellen Overkill gegenübersieht, der allerdings die Grenze zum Kitsch trotzdem nicht überschreitet. Dafür sorgt schon das Spiel der versammelten Darsteller, mit der im unheimlichen Genre bereits erfahrenen Mia Wasikowska an der Spitze, die hier nach Jim Jarmuschs Vampire-Melodram „Only Lovers left alive“ erneut mit Tom Hiddleston zusammentrifft (Wasikowska und Hiddleston  standen uns auch im Interview zur Verfügung). Hiddleston braucht stets nur wenige Gesten und Worte, um seine ziemlich einzigartige Kombination aus unwiderstehlichem Lausbubencharme und manipulativer Verschlagenheit auf die Leinwand zu bringen, eine Mischung, die ihn ja bereits in seiner Rolle als „Loki“ zum heimlichen Star der einen oder anderen Marvel-Verfilmung machte. Dazu gesellt sich eine etwas eindeutiger fies agierende Jessica Chastain, bei der sich bald herausschält, dass ihre Lucille wohl etwas mehr als nur die liebende Schwester für Ediths Gemahl spielt.

Der Anteil der übernatürlichen Elemente und damit auch der des echten Horrors ist bemerkenswert gering gehalten für eine Werk von Guillermo Del Toro, der ansonsten ja auch gerne mal etwas expliziter zu Werke geht. Doch wäre ein mehr an für irgendwelche „Monster“ aufgewendeten Spezialeffekten auch kontraproduktiv gewesen für eine Geschichte, die eben in erster Linie ganz von ihrer Atmosphäre lebt. Eine echte Offenbarung der Güteklasse „Pans Labyrinth“ ist „Crimson Peak“ sicher nicht, da es storytechnisch eher wenig Verblüffendes zu bestaunen gibt. Der „Wow“-Effekt stellt sich diesmal ganz klar auf der visuellen Ebene ein und wenn diese dann noch durch ein derart starkes Darstellerensemble unterstützt wird, fällt das Ergebnis insgesamt erfreulich aus.

Bilder: Copyright

4
4/10

Ausstattungstechnisch und visuell hervorragend umgesetzt - jedoch leider als Horror-/Gruselfilm beworben, was er nicht ist. Und da hilft es auch nicht, wenn der Regisseur und alle Mitwirkenden das auch immer wieder betonen.
Die Horrorelemente/Geister dienen nur als Plotdevice, der Film kann sich über weite Strecken nicht entscheiden, was er sein möchte. Und auch die Logiklöcher lassen sich nicht mit dem Übernatürlichen erklären. Schon die Einführung der Charaktere lässt ihre Rolle und deren wahre Intentionen erkennen. Plumper geht`s nicht.

Leider nicht das erhoffte Meisterwerk von del Toro. Mir unverständlich, was die ganzen Profikritiker in diesem Film gesehen haben (und ich bin nun wirklich del Toro wohlgesonnen!)...

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Ich kann mich dem Kommentar des Vorredners black_zed vollumfänglich anschließen. Der Film ist mehr oder weniger in drei Teile unterteilt, die dramaturgisch kein Ganzes ergeben und überhaupt nicht zusammenpassen (Hinführung in den USA; Leben im Grusel-Haus; Und zuletzt: klassischer Horror samt Splatter). Die Story ist plump und wird völlig Überraschungsarm inszeniert. Die schauspielerischen Leistungen sind trotz des vielversprechenden Casts bestenfalls durchschnittlich, was an den schwülstigen und hölzernen Dialogen liegen mag. Ein absolut durchschnittlicher Gruselstreifen, dem man, auch nicht mithilfe del Toro-Siegels, keinerlei cinematographische Wucht oder irgendeine Form der intellektuellen Tiefe attestieren kann.

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