Auch wenn sein bislang letzter Film ein Weilchen her ist, so lässt sich nicht gerade behaupten, dass es lange Zeit ruhig war um den mexikanischen Ausnahmeregisseur Guillermo del Toro, der 2006 mit dem meisterhaften Erwachsenen-Märchen „Pans Labyrinth“ nach Auffassung vieler einen der besten Filme des vergangenen Jahrzehnts erschaffen hatte. Zwei Jahre lang war del Toro als Regisseur für den „Hobbit“ vorgesehen – der letztendlich bekanntermaßen dann doch wieder bei Peter Jackson landete – bevor es ihm in Anbetracht anhaltender Ungewissheit beim finanziell angeschlagenen Studio MGM zu viel wurde und er entnervt das Handtuch warf. Auch seine schon lange geplante Lovecraft-Verfilmung „At the Mountains of Madness“, der er sich daraufhin intensiv widmete, wollte nicht so recht in Fahrt kommen, auch weil del Toro seine Vision als nicht kompatibel mit der vom Studio Universal geforderten niedrigen Altersfreigabe betrachtete.
Nun, fünf Jahre nach der äußerst spaßigen Fortsetzung zu „Hellboy“, lässt es del Toro also endlich wieder krachen. Und zwar richtig. Riesige von Menschenhand geschaffene Maschinen bekriegen sich mit noch gewaltigeren Aliens aus dem Meer. Klingt blöd, ist es teilweise auch, macht aber einen Heidenspaß – zumindest immer dann, wenn es zur Sache geht. Leider geht es einen großen Teil der mehr als zwei Stunden Laufzeit nicht zur Sache.
Viel Zeit verschwendet del Toro auf seine Charaktere: Raleigh Becket (Charlie Hunnam) und Mako Mori (Rinko Kikuchi). Beide sind Piloten mit tragischer Backstory, deren Gehirne via „Neuronenbrücke“ gekoppelt werden, um die gewaltigen Roboter namens Jaeger zu steuern. Diese wurden geschaffen, um den Kampf mit den Monstern – Kaiju genannt – aufzunehmen, welche in zunehmender Anzahl und Größe einem Dimensionsportal am Meeresgrund entsteigen.
Gut die Hälfte des Films läuft dieser Kampf jedoch lediglich als drohende Option im Hintergrund ab. Stattdessen sind es die zwischenmenschlichen Konfrontationen, die den Ton angeben: etwa Raleighs Auseinandersetzungen mit dem konkurrierenden Piloten Chuck Hansen (Robert Kazinsky) oder Makos Überzeugungsarbeit beim strengen Basisleiter Stacker Pentecost (Idris Elba), dem sie zu vermitteln versucht, dass sie bereit ist für den Einsatz. Das alles trägt notdürftig, um bis zum großen Knall über die Runden zu kommen, und ist sicher prinzipiell auch nötig, da zwei Stunden pralle Action wohl auch irgendwann zu Ermüdungserscheinungen führen würden. Etwas mehr Originalität und Witz hätte man Charakteren und Story aus der Feder eines Guillermo del Toro aber schon zugetraut.
Die meisten Entwicklungen und Enthüllungen entstammen dem Standardrepertoire eines Hollywood-Katastrophenfilms und der Pathos in der scheinbar unausweichlichen Motivationsrede vor der finalen Schlacht reicht dem offensichtlichen Vorbild aus „Independence Day“ allemal zur Ehre. Weil sich ein Großteil der Handlung zudem in engen Räumen und kargen Gängen abspielt, gibt es auch auf der visuellen Ebene in dieser Phase des Films wenig zu staunen. Lediglich ein Ausflug des obligatorischen Nerds (gespielt von Charlie Day) nach Hongkong bietet gelungene Abwechslung fürs Auge und dank des Zusammentreffens mit del Toro-Spezi Ron Perlman auch den interessantesten Part der Story.
Warum man „Pacific Rim“ trotz dieser Unzulänglichkeiten dennoch nicht verpassen sollte? Weil das lange Warten lohnt. Wohl noch nie zuvor war es beeindruckender, Monstern und Robotern dabei zuzusehen, wie sie sich gegenseitig verkloppen (was davon abgesehen in dieser Konstellation auch eher Seltenheitswert hat). Selbst die teuren „Transformers“ eines Michael Bay dürfen sich da etwas neidisch die Frage stellen, warum ihr Regisseur nicht dazu in der Lage war, sie dermaßen mitreißend in Szene zu setzen. Denn nicht nur sehen die Spezialeffekte atemberaubend gut aus, auch sind Timing, Länge und Dramaturgie der Kämpfe nahezu perfekt. Da bekommt der Zuschauer keine hektisch geschnittenen Prügelorgien serviert, sondern kann ganz genau erkennen, welche Auswirkungen jede einzelne Aktion der Giganten hat. Beide Seiten überraschen im Laufe der Kämpfe immer wieder mit neuen „Funktionen“. Vor allem die Aliens erweisen sich dabei als überraschend intelligent und ausgesprochen fies.
Ein solcher Film funktioniert natürlich nur im Kino mit großer Leinwand und guter Soundanlage, zumal 3D in diesem Fall endlich mal wieder einen gewissen Mehrwert besitzt und das Geschehen dadurch tatsächlich noch einen Zacken größer wirkt. Dank phänomenaler Monster-vs.-Roboter-Dresche, wie man sie noch nicht gesehen hat, ist die 08/15-Story zu verschmerzen. Und so ist dies letztlich mal ein seltener Fall von: Der Trailer lügt nicht.