Mörderischer Frieden

Jahr
2007
Laufzeit
91 min
Genre
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Frank-Michael Helmke / 5. März 2011

Fast ein halbes Jahrhundert lang hielt sich die deutsche Bundeswehr nach ihrer Gründung von Auslands- und Kriegseinsätzen fern. Heute helfen deutsche Soldaten unter anderem in Afghanistan, im Kosovo und vor der Küste des Libanon, den Frieden zu sichern, und jeder dieser Einsätze wurde zuvor begleitet von einer ausschweifenden politischen Debatte, ob das sinnvoll und gerechtfertigt sei. Nun nimmt sich erstmals ein Spielfilm dieser Thematik an: "Mörderischer Frieden" erzählt von zwei Soldaten der KFOR-Friedenstruppe im Kosovo und den Problemen und Konflikten, mit denen sie bei ihrem Auslandseinsatz konfrontiert sind. Dabei erweist sich der Film jedoch leider als so zahm und politisch überkorrekt, dass das Prädikat "pädagogisch wertvoll" hier wieder einmal gleichbedeutend ist mit langweilig und undramatisch.

Bezeichnenderweise präsentiert der Film seine stärkste und bedrückendste Szene gleich zu Beginn: Eine Frau steht am Grab ihres toten Mannes, will ein paar Blumen ablegen und kniet nieder - direkt auf eine Mine. Ihr etwa zwölfjähriger Sohn muss direkt mit ansehen, wie seine Mutter zerfetzt wird. Wenige Filmminuten später ist er von einem albanischen Rädelsführer mit einem Gewehr ausgestattet worden und schießt als Scharfschütze auf Serben, unter anderem auf Mirjana Jovovic (Susanne Bormann), die in dieser Situation von den beiden deutschen Rekruten Tom (Adrian Topol) und Charly (Max Riemelt) gerettet wird. Wenig später kann auch der junge Heckenschütze Durcan (Damir Dzumhur) festgenommen werden, und die deutschen Truppen wollen von ihm herausbekommen, wo die albanischen Rebellen ihre Waffen verstecken, da ein gewaltsamer Aufstand direkt bevorsteht.

Dieser Versuch, in der festgefahrenen Krisensituation etwas direkte und lebensbedrohliche Dramatik zu erzeugen, wirkt dabei ähnlich bemüht konstruiert wie das Liebesdreieck, dass sich im Folgenden zwischen den beiden Freunden Tom und Charly und der schönen Mirjana entwickelt. Die wiederum ist die Tochter des Arztes Goran Jovovic (TV-Veteran Peter Bongartz), dessen Involvierung in die Machenschaften der serbischen Truppen während des Balkan-Krieges zum entscheidenden Knackpunkt der Handlung wird. Was gleichzeitig sehr deutlich auf den größten Schwachpunkt der Dramaturgie von "Mörderischer Frieden" hinweist: Die vermeintlichen Protagonisten Tom und Charly bleiben bis zum Ende Nebendarsteller der eigentlichen Tragödie, Statisten in einem Konflikt, den sie zu schlichten versuchen, der sie letztlich jedoch nicht tangiert.
Natürlich entspricht das der tatsächlichen Situation der Bundeswehr-Soldaten im Auslandseinsatz, und genau dies möchte der Film ja auch thematisieren: Was es heißt, in einem Krisengebiet eingesetzt zu sein, mit dessen Krise man eigentlich nichts zu tun hat, von der lokalen Bevölkerung oft genug ungewünscht und unverstanden und mit vielen Zweifeln im Kopf, was man hier eigentlich soll. Diese Problematik und ihre vielschichtigen Ausprägungen fängt der Film in der Tat gut und treffend ein, kommt dabei jedoch über eine Bestandsaufnahme nicht hinaus und verharrt als "Problemfilm", dessen wahres Drama - und so ist es eben auch in der Wirklichkeit - sich unter der örtlichen Bevölkerung abspielt, nicht unter den ausländischen Soldaten.
Zugleich wagt es der Film nicht, ein kritisches Bild der Armee-Vertreter zu zeichnen, und steht sich mit seinem Bemühen, die deutschen Soldaten als wohlmeinende, pflichtbewusste, fehlerfreie und mutige Männer zu zeichnen, selbst im Weg. Bei soviel Anständigkeit braucht es dann einen einzelnen extrem aus dem Rahmen fallenden Arschloch-Soldaten, der mit Aggressivität und schlichter Dämlichkeit in den entscheidenden Situationen für Ärger sorgen darf, damit es überhaupt noch Plot-Komplikationen gibt - eine unüberzeugende Behelfslösung, mit der sich der Film keinen Gefallen tut, zumal er ohnehin schon unter zu vielen hölzernen Darstellern und Dialogen leidet. Löbliche Ausnahme sind zum Glück die drei Hauptakteure Topol, Riemelt und Bormann, die jedoch auch zu sehr damit zu kämpfen haben, dass es ihren Figuren an klaren Konturen mangelt.

So bleibt "Mörderischer Frieden" bis zum Schluss ein Film mit löblichen Absichten, der jedoch verdeutlicht, dass "gut gemeint" eben nicht gleich "gut gemacht" ist.


"die in dieser Situation von den beiden deutschen Rekruten Tom (Adrian Topol) und Charly (Max Riemelt) gerettet wird."

Rekruten sind garantiert nicht im Kosovo, denn Rekruten sind Soldaten in der Grundausbildung (mit nix auf der Schulter) und die werden logischerweise nicht in Auslandseinsätz geschickt.
"Hätten Sie mal gedient", wie ein Dozent mal sagte...

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8
8/10

ich fand den film klasse und empfehleswert endlich ein film der die arbeit der BW im aussland zeigt ohne peinlich zu sein. dazu noch spannend und unterhaltend einfach gutes kino - viele spass beim angucken

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8
8/10

F-M Helmke hat vielleicht einen Dokumentarfilm erwartet? Tja...es ist aber ein Spielfilm und als solcher auch zu betrachten. Dass das Thema zu Diskussionen anregt: um so besser! Und mir selber wurde dabei einiges bewusst: nämlich, dass sehr junge Soldaten nicht "irgendwohin" gehen um "für Frieden zu sorgen". Da treffen Menschen auf menschliches, da warten bittere Aufgaben, da treten sich Familien gegnüber, die sich das Schrecklichste angetan haben, was man sich gegenseitig antun kann: Menschen ermordet, die man liebt. Und zwische all diesen "Kriegsschauplätzen" stehen mittendrin unsere "Jungs", im wahrsten Sinne des Wortes und sollen vermittek, wo es kaum erwas zu vermitteln gibt.Diesen jungen Soldaten wird etwas abverlangt, an dem hierzulande langstudierte Psychologen scheitern würden. Ich war beeindruckt von diesem Film. Deshalb 8 Punkte!

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"Heute helfen deutsche Soldaten unter anderem in Afghanistan, im Kosovo und vor der Küste des Libanon, den Frieden zu sichern,..."

Den Frieden zu sichern?

Soll ich jetzt lachen?

Herr Helmke sollte ab&zu Lala-Land verlassen...

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Der Film ist einfach nur Durchschnitt. Mies ist was anderes, gut aber leider auch. Als Jugo war ich allerdings beeindruckt wie gut Susanne Bormann und Peter Bongartz ihre serbischen Texte gelernt haben. Hut ab.

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