Tomb Raider

Originaltitel
Tomb Raider
Land
Jahr
2018
Laufzeit
118 min
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 13. März 2018

tomb 1Es ist der doppelte Reboot für die Marke „Tomb Raider“. Nicht nur die Spiele-Reihe um die einstige Mutter der Abenteuerspiele musste vor ein paar Jahren völlig neu gestaltet werden, um wieder Anschluss ans moderne Publikum zu finden. Auch der Filmversion ging bereits früh – trotz der damals als perfekten Besetzung angesehenen Angelina Jolie in der Titelrolle – die Luft aus. Zwei Kinofilme gab es, die trotz immenser Erwartungen auch nicht die Regel brechen konnten, dass es einfach nicht möglich zu sein scheint populäre Videospiele adäquat für die Leinwand umzusetzen.

Teil zwei gefiel uns dabei seinerzeit sogar etwas besser als der Vorgänger, doch das Publikum hatte da bereits das Interesse an Lara Croft verloren. Nachdem es aber Square Enix gelang, die Grabjägerin als Videospiel-Marke neu zu etablieren, versucht man es nun gut fünfzehn Jahre später auch im Kino nochmal mit diesem Konzept und orientiert sich folgerichtig am Spiel von 2013. Das beinhaltet auch eine äußerliche Neugestaltung der Figur und ihre Verkörperung durch die bisher eher im Charakterfach beheimatete Schwedin Alicia Vikander.
 

tomb 2Seit dem Verschwinden ihres Vaters (Dominic West) vor sieben Jahren führt Lara Croft (Alicia Vikander) ein reichlich zielloses Leben und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Theoretisch ist sie die wohlhabende Erbin eines global agierenden Konzerns, doch um dieses Erbe anzutreten müsste sie ihren Vater endgültig für tot erklären lassen. Als Lara fast zu diesem Schritt bereit ist, findet sie aber eine verschlüsselte Botschaft, die sie doch noch auf die Spur ihres Vaters bringt. Ihr Ziel ist eine kleine Insel vor Japan, auf der sich offenbar ein mysteriöses Grabmal befindet. In den Notizen ihres Vaters wird ausdrücklich vor den Gefahren gewarnt, die von dieser Reliquie ausgehen, doch Lara macht sich trotzdem auf den Weg. Auf der Insel erwarten sie jedoch ziemlich unangenehme Zeitgenossen, die ebenfalls etwas suchen.
 

tomb 3Trotz des bei den Fans sehr gut angenommenen Reboots der Spielreihe gab es nicht nur leises Grummeln, als die Besetzung für den neuen Realfilm mit Lara Croft bekannt wurde. Denn Alicia Vikander war zwar auch die künstliche Intelligenz in „Ex Machina“, ist ansonsten bisher aber vor allem in Kostümfilmen wie „Tulpenfieber“ oder „The Danish Girl“ aufgefallen, wobei sie für Letzteren auch einen Oscar gewann. Und sie entspricht mit ihrem grazilen Körperbau eben nicht unbedingt der Vorstellung, die man bisher von der Abenteurerin hatte, wie sie einst von Angelina Jolie erfüllt und mit Denise Richards für die James Bond-Reihe fast schon parodiert worden war.

Aber auch in diesem Punkt sind die Zeiten jetzt andere und große Brüste beim Laufen und Springen ja vielleicht auch eher hinderlich. Vikander jedenfalls lässt hier von Beginn an keinen Zweifel daran, dass sie physisch eine Menge drauf bzw. sich eine große Fitness antrainiert hat. Ob sie in London als Fahrradkurier durch die Straßen brettert oder sich später im Dschungel durch reißende Flüsse kämpft und sich fast wie Tarzan durch die Bäume schlängelt - diese Lara Croft beißt sich durch, ohne dabei als künstlich überhöhte Superheldin daherzukommen. Diese Lara schaut nicht lässig oder cool in die Gegend, sie schwitzt und rennt, steht ständig unter Anspannung. Alicia Vikander gelingt es dabei erstaunlich „echt“ und natürlich zu wirken, sie verströmt eine spürbare Wut und Aggressivität auf diejenigen die sie berauben oder betrügen wollen, lässt in ihren Augen große Entschlossenheit aufblitzen – ganz zweifellos eine großartige Wahl für diese Neuinterpretation einer ikonischen Figur.

tomb 4Doch auch wenn der Film so stark auf Lara Croft zugeschnitten ist, dass man ihr nicht mal so etwas wie einen Love Interest zur Seite stellt und die Heldin hier tatsächlich nicht ein einziges Mal einen Mann küsst - sie bestreitet das Ganze halt nicht alleine, und wenn wir uns den anderen Parts des Films widmen, ist leider schnell Schluss mit der Lobpreisung. Das gilt für Mr. Croft Senior, der in der ersten Hälfte groß und mysteriös aufgebaut wird, um dann im Verlauf nur noch recht wenig zu tun zu bekommen. Und es gilt auch für den bösen Mann der Gegenseite, der sich keinen Deut von bereits zig Mal gesehenen Schurken unterscheidet, und betont cool, brutal und mit einer moralischen Rechtfertigung ausgestattet daherkommt, die keiner oberflächlichen Überprüfung standhält. Noch konventioneller ist leider die Story, bei der wir es zwar mit einem Zielobjekt zu tun haben, für das eine Grabjägerin sicher genau die Richtige ist. Aber auch die Mär von der Gruft, die man aus guten Gründen besser unberührt lassen sollte, ist seit seligen „Indiana Jones“-Zeiten bereits so oft variiert worden, dass es da nicht mehr viel Neues zu bestaunen gibt.

Die Geschichte ist also eine äußerst simple und bleibt der durchgehend banale Hintergrund für starke Actionszenen und eine Hauptfigur, die sowohl in diesen als auch in den ruhigeren Momenten zu überzeugen und zu gefallen weiß. So ist dieser erste neue „Tomb Raider“ zunächst auch in erster Linie ein Versprechen darauf, dass sich aus dieser Interpretation der Lara Croft sicher noch eine Menge mehr machen lässt.

Bilder: Copyright

Das System "Hollywood". Mit Experimenten macht man kein Geld - zumindest nicht das Große. Tomb Raider ist mal wieder ein Film der Marke "auf Nummer Sicher gehen". Der Kinozuschauer will nichts Neues. Nicht im Blockbuster-Segment. Und das wissen die Studios ganz genau. Den Kinobesuch werde ich mir sparen. Vielleicht auf Bluray...irgendwann mal.

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"...dass man ihr nicht mal so etwas wie einen Love Interest zur Seite stellt und die Heldin hier tatsächlich nicht ein einziges Mal einen Mann küsst.."

...finde ich gut.

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Der Trailer spiegelt im Prinzip das wieder, was die Kritik hier deutlich macht: man lehnt sich erneut an eine erfolgreiche Spiel-Vorlage an und geht in punkto Story und Inszenierung auf Nummer Sicher.
Dennoch bin ich dem Film gegenüber positiv gestimmt. Als Fan der Spielereiehe und allen voran der beiden letzten Ableger freue ich mich, dass endlich mal der Fokus NICHT auf den körperlichen Vorzügen einer weiblichen Heldin liegt (auch wenn das offenbar für viele ein Kriterium zu sein schien und bis heute zu sein scheint), sondern auf dem Abenteuerfaktor.
Tomb Raider war - für mich! - nie ein Spiel, bei dem ich Laras Körbchengröße bewundert habe, sondern die damals noch recht neue und frische Machart des 3rd-Person Actionspiels.
Und genau diese oberflächliche Fokussierung auf Videospiel-Verfilmungen ist der Grund, warum es kaum eine gelungene Variante davon gibt (aktuellstes Beispiel wäre Hitman: wo bitte kommen im Spiel überzeichnete Autoverfolgungsjagden und Terminator-artige Super-Fighter vor?). Man kann ein Spiel, bei dem man aktiv in die Rolle einer Figur schlüpft und dabei die künstliche Welt ganz anders erlebt, nicht einfach in ein passives Medium pressen und ihm grob den Look der Spiele verpassen. Ein Film braucht eine Bezugsfigur (dann und darum funktionieren auch abgefahrene Filme, wie z.B. Das fünfte Element) und ich glaube die neue Lara eignet sich hier tausendmal besser als ihre berühmte Vorgängerin. Ich bin jedenfalls gespannt, ob der neue Tomb Raider zu überzeugen weiß…

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8
8/10

Stimmt schon, neuartig ist die Story nicht.

Aber die Charaktere sind sympathisch und werden ernst genommen (allen voran Tomb Raider), der Ton des Films und stimmig und er macht Spaß.

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8
8/10

Nun habe ich den Film gesehen und meine Erwartungen wurden erfüllt, es gibt aber noch Raum für Verbesserungen hier und da, was aber trotzdem nicht allzu trübenden Einfluss ausübt.
Auf der Haben-Seite steht:
- Humor: Lara ist nicht perfekt, sondern jung, hitzköpfiog, risikobereit und man darf gerade in der Anfangsphase doch einige Male schmunzln bis herzhaft lachen, wenn die ersten Action-Momente gezeigt werden oder Lara ihr Budget zusammenkratzt und ihre Überfahrt arragniert
- Action: trotz einer zweistündigen Laufzeit gibt es kaum Leerlauf, denn ständig passiert was und man wird gut bei der Stange gehalten. Die Flucht auf der Insel ist einfach klasse inszeniert und auch wenn danach keine Steigerung mehr nachfolgt, bleibt das Nievau hoch.
- Spannung: gerade bei den Actionszenen geht man richtig mit, denn die Hauptfigur baut genug emotionale Nähe zum Publikum auf.
- Effekte: sparsam und da, wo es sinnvoll ist, eingesetzt, erlebt man keinen CGI-Overkill, wie sonst üblich bei Videospiel-Verfilmungen.
- Story: Tochter sucht Vater + Geheimnis = Indiana Jones-Prinzip; man kann viel falsch machen, hat es hier aber richtig gemacht. Auch die "Auflösung" stellte mich zufrieden und gefiel mir deutlich besser als eine übersinnliche Untoten-Geschichte.

Auif der Soll-Seite könnte man sehen:
- Antagonist: obwohl der Bösewicht namentlich an die Spielvorlage angelehnt wurde, fehlt diesem im Film tatsächlich die Substanz. Er ist halt böse und tötet jeden - fertig. Es fehlt der Fanatismus als Fundament für die Charakterzüge, der im Spiel viel besser rübergebracht wird.
- Sidekicks: Lara ist eine Einzelkämpferin, klar. Trotzdem hätte dem Film ein echter Sidekick gutgetan. Es gibt zwar eine Figur, die dem einigermaßen nahekommt, aber von einer eingeschworenen Truppe im Stile eines - sorry für den erneuten Vergleich - Indiana Jones ist man noch weit entfernt
- Logik: klar, wir bewegen uns in einem fiktiven Umfeld, da muss man nicht mit der Logik-Keule anrücken, aber wenn selbst hiert Dinge nicht plausibel scheinen, sollte man doch noch mal das Drehbuch querlesen, bevor man mit dem Dreh beginnt. Ein Beispiel wäre die Tatsache, dass die "Bösen" seit sieben Jahren versuchen, die Gruf der Kaiserin zu öffnen. Sie nutzen Waffen, Sprengstoff und Sklaven und trotzdem muss erst Lara Croft her, um den alten - und scheinbar bestens geölten - Tormeachanismus zu öffnen. OK..........

In Summe jedoch haben wir endlich fast(!) den Tomb Raider Film, den ich mir von Anfang an gewünscht hätte und ich bin einem zweiten Teil sehr zugetan, sollte es beim Stil und beim Cast bleiben.

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