
Die beiden populären "Hellboy"-Filme von Guilermo Del Toro kamen durchaus auch beim Mainstream-Publikum an, obwohl der Meister auch darin seinen eigenen Stil klar erkennen ließ und nicht auf schräge Verrücktheiten verzichtete. Für das Reboot nach mehr als einem Jahrzehnt Pause zeichnen nun zwar dieselben Produzenten verantwortlich, die Neuausrichtung schlägt aber einen spürbar anderen Ton an. "Härterer und Düsterer" wollte man werden und dieses Ziel wurde fraglos erreicht - es macht den neuen Film für Zuschauer außerhalb der Genre- und Splatter-Gemeinde allerdings auch ziemlich ungenießbar.
Am wenigsten liegt das an dem Mann, der statt Ron Perlman nun unter das aufwändige Make-Up des Höllenjungen schlüpft, denn "Stranger Things"-Star David Harbour besitzt ausreichend Charisma um seiner Bad Ass-Figur mit gelegentlichen sentimentalen Anwandlungen eine ordentliche Leinwandpräsenz zu verleihen. Nach den absolut brauchbaren ersten zwanzig Minuten entwickelt sich "Call of Darkness" jedoch zu einem einzigen, nicht enden wollenden Schlachtfest mit derart vielen Gore-Effekten, dass es entweder anekelt oder ab einem gewissen Punkt einfach nur noch langweilt - das hängt von der Grundeinstellung ab, mit der man dieser Art "Fanservice" gegenübertritt. Aber selbst wer damit an sich kein Problem hat dürfte irgendwann genervt sein vom so offensichtlich aus rein plakativen Gründen zelebrierten Körperzertrümmern.
Wer freundlich sein möchte nennt die Story vom Kampf gegen die wiedererwachte und nach der Weltherrschaft greifende Hexe Nimue "klassisch", wer etwas ehrlicher zu sich selbst ist muss sie als völlig unoriginell und abgegriffen bezeichnen. Wobei der Pathos, mit dem eine Erzählstimme gelegentlich die dramatische Handlung begleitet, sogar die Grenze zum Albernen streift. Eine Einfallslosigkeit, die auch durch die Besetzung der bösen Dame mit Milla Jovovich unterstrichen wird, die sich ja eh oft und gern in CGI-Monster-Ballerfilmen herumtreibt.
Der Film, der lange Zeit eigentlich wie eine weitere Fortsetzung daherkommt, bevor uns zur Mitte dann doch noch eine neue, etwas andere Origin-Story serviert wird, leidet an einem Overkill an Splatter & Gore-Effekten und an zu vielen schlechten Gags und Sprüchen. Wer behauptet, damit würde man sich immerhin stärker der Comic-Vorlage annähern, liegt aber ebenfalls falsch, sind doch die Geschichten von Mike Mignola meist wesentlich intelligenter und vielschichtiger angelegt, auch wenn der hier als dritter Drehbuchautor mit aufgeführt wird. Diesem sehr speziellen "Hellboy" dürfte nur noch eine übersichtliche und ziemlich schmerzfreie Hardcore-Fangemeinde folgen wollen, der Rest verzichtet dankend.
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