
282,572,490 Yuan (35 Millionen Dollar) ließ
sich China seinen bisher teuersten Film kosten. Großartiger
als "Tiger & Dragon"
und "Hero" sollte das Werk
sein, möglichst für den Auslands-Oscar nominiert und international
ein Hit werden. Stattdessen wanderte das Projekt bei den Weinstein-Brüdern
in den USA in die Schublade, um später um 19 Minuten
gekürzt und neu geschnitten an die Produktionsfirma zurückgegeben
zu werden. "Wu Ji" wurde statt für den Goldjungen
"nur" für die Golden Globes und die Hongkong Film
Awards nominiert und gewann davon - niente.
So katastrophal wie seine bisherige Geschichte ist "Wu Ji"
zum Glück nicht, trotzdem kann man ihn in dieser Form qualitativ
leider nicht mit den vorhergegangenen Martial-Arts-Dramen vergleichen.
Ein hungerndes Waisenmädchen geht einen Handel mit einer Göttin
(Chen Hong, die Frau des Regisseurs) ein: Für Reichtum und
Bewunderung wird sie niemals mit dem Mann ihres Herzens vereint
sein. Zwanzig Jahre später ist sie eine begehrte Prinzessin
(Cecilia Cheung), deretwegen der Palast gestürmt wird, die
aber in letzter Minute von einem Mann in roter Rüstung gerettet
wird, in den sie sich unsterblich verliebt. Sie hält ihn für
den General mit der purpurroten Rüstung, doch leider war es
in Wirklichkeit sein Sklave (Jang Dong-Kun), so dass sie nun
den Falschen liebt. Der General (Hiroyuki Sanada, "Last
Samurai") verliebt sich natürlich auch in sie, und
dann gibt es noch einen Fürsten, der natürlich…trara…
ebenfalls der schönen Prinzessin verfallen ist. Doch um deren
magischen Bann zu brechen muss Schnee im Frühling fallen und
Tote müssen zum Leben erwachen.
Haben wir uns inzwischen ganz gut daran gewöhnt, dass Charaktere
in Martial-Arts-Dramen durch die Lüfte laufen, so stören
hier neue visuelle Spielereien die Optik: Die CG-Effekte sind außergewöhnlich
schlecht und fallen konsequent negativ auf. Besonders unausgereift
ist eine Szene am Anfang des Films, in welcher der Sklave Kunlun
zum ersten Mal sein Renntempo beweisen darf und schneller als eine
gigantische Büffelherde läuft. Zu den bisherigen Filmen
von Centro Digital Pictures, der verantwortlichen Effektschmiede,
gehört auch der witzige Film "Kung Fu Hustle", doch
leider sind die unfreiwillig komischen Special Effects von "Wu
Ji" ernst gemeint.
Ein
zweites Manko ist die Story, die in der Mitte des Films schnellere
Haken schlägt als jedes Rennkaninchen. Dafür ist es Regisseur
Chen Kaige ("Lebewohl, meine Konkubine", "Xiaos Weg")
allerdings gelungen, alle Handlungsfäden, emotionalen Verwicklungen
und Hintergrundgeschichten der Figuren in ein wunderschönes
Ende zu weben, welches angesichts des fahrigen Mittelteils eigentlich
unmöglich erschien.
Trotz des besagten CG-Desasters ist "Wu Ji" von großartigen Bildern und Farben geprägt, die der Oscar-gekrönte Kameramann Peter Pau ("Tiger & Dragon") auf grandiose Weise eingefangen hat. Selten war ein fliegendes Kleidungsstück so schön wie hier; selten wurden Stoffe in ihrer Beschaffenheit so greifbar gezeigt. Kostüme und Sets sind wunderbar, wofür hier ebenfalls ein "Tiger"-Oscargewinner, Tim Yip, verantwortlich ist. Die Filmmusik stammt übrigens nicht etwa aus chinesischer Feder, sondern von dem Deutschen Klaus Badelt, der Musik für über 25 Filme geschrieben hat und in Hollywood seit "Der Fluch der Karibik" ein Star der Noten ist.
Da die Weinbergs den Film wie gesagt umgeschnitten und gekürzt
haben, ist es schwierig, eine Aussage darüber zu treffen, ob
Logiklücken und hapernde Storylinien schon immer vorhanden
waren oder erst in der Bearbeitung hinein verschlimmbessert wurden.
In China zumindest war "Wu Ji" ein Kassenknüller.
Dass man sich dort über die unpassende Aussprache des Mandarin
durch die beteiligten andersstämmigen Schauspieler (Jang Dong-Kun
ist Koreaner und Hiroyuki Sanada Japaner)
mokierte, hat dem Erfolg von "Wu Ji" in seinem Heimatland
nicht geschadet - was immerhin für den Film spricht.
Neuen Kommentar hinzufügen