Wu Ji - Die Reiter der Winde

Originaltitel
Wu Ji
Jahr
2005
Laufzeit
103 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Margarete Prowe / 23. Dezember 2010

282,572,490 Yuan (35 Millionen Dollar) ließ sich China seinen bisher teuersten Film kosten. Großartiger als "Tiger & Dragon" und "Hero" sollte das Werk sein, möglichst für den Auslands-Oscar nominiert und international ein Hit werden. Stattdessen wanderte das Projekt bei den Weinstein-Brüdern in den USA in die Schublade, um später um 19 Minuten gekürzt und neu geschnitten an die Produktionsfirma zurückgegeben zu werden. "Wu Ji" wurde statt für den Goldjungen "nur" für die Golden Globes und die Hongkong Film Awards nominiert und gewann davon - niente.
So katastrophal wie seine bisherige Geschichte ist "Wu Ji" zum Glück nicht, trotzdem kann man ihn in dieser Form qualitativ leider nicht mit den vorhergegangenen Martial-Arts-Dramen vergleichen.

Ein hungerndes Waisenmädchen geht einen Handel mit einer Göttin (Chen Hong, die Frau des Regisseurs) ein: Für Reichtum und Bewunderung wird sie niemals mit dem Mann ihres Herzens vereint sein. Zwanzig Jahre später ist sie eine begehrte Prinzessin (Cecilia Cheung), deretwegen der Palast gestürmt wird, die aber in letzter Minute von einem Mann in roter Rüstung gerettet wird, in den sie sich unsterblich verliebt. Sie hält ihn für den General mit der purpurroten Rüstung, doch leider war es in Wirklichkeit sein Sklave (Jang Dong-Kun), so dass sie nun den Falschen liebt. Der General (Hiroyuki Sanada, "Last Samurai") verliebt sich natürlich auch in sie, und dann gibt es noch einen Fürsten, der natürlich…trara… ebenfalls der schönen Prinzessin verfallen ist. Doch um deren magischen Bann zu brechen muss Schnee im Frühling fallen und Tote müssen zum Leben erwachen.

Haben wir uns inzwischen ganz gut daran gewöhnt, dass Charaktere in Martial-Arts-Dramen durch die Lüfte laufen, so stören hier neue visuelle Spielereien die Optik: Die CG-Effekte sind außergewöhnlich schlecht und fallen konsequent negativ auf. Besonders unausgereift ist eine Szene am Anfang des Films, in welcher der Sklave Kunlun zum ersten Mal sein Renntempo beweisen darf und schneller als eine gigantische Büffelherde läuft. Zu den bisherigen Filmen von Centro Digital Pictures, der verantwortlichen Effektschmiede, gehört auch der witzige Film "Kung Fu Hustle", doch leider sind die unfreiwillig komischen Special Effects von "Wu Ji" ernst gemeint.
Ein zweites Manko ist die Story, die in der Mitte des Films schnellere Haken schlägt als jedes Rennkaninchen. Dafür ist es Regisseur Chen Kaige ("Lebewohl, meine Konkubine", "Xiaos Weg") allerdings gelungen, alle Handlungsfäden, emotionalen Verwicklungen und Hintergrundgeschichten der Figuren in ein wunderschönes Ende zu weben, welches angesichts des fahrigen Mittelteils eigentlich unmöglich erschien.

Trotz des besagten CG-Desasters ist "Wu Ji" von großartigen Bildern und Farben geprägt, die der Oscar-gekrönte Kameramann Peter Pau ("Tiger & Dragon") auf grandiose Weise eingefangen hat. Selten war ein fliegendes Kleidungsstück so schön wie hier; selten wurden Stoffe in ihrer Beschaffenheit so greifbar gezeigt. Kostüme und Sets sind wunderbar, wofür hier ebenfalls ein "Tiger"-Oscargewinner, Tim Yip, verantwortlich ist. Die Filmmusik stammt übrigens nicht etwa aus chinesischer Feder, sondern von dem Deutschen Klaus Badelt, der Musik für über 25 Filme geschrieben hat und in Hollywood seit "Der Fluch der Karibik" ein Star der Noten ist.

Da die Weinbergs den Film wie gesagt umgeschnitten und gekürzt haben, ist es schwierig, eine Aussage darüber zu treffen, ob Logiklücken und hapernde Storylinien schon immer vorhanden waren oder erst in der Bearbeitung hinein verschlimmbessert wurden. In China zumindest war "Wu Ji" ein Kassenknüller. Dass man sich dort über die unpassende Aussprache des Mandarin durch die beteiligten andersstämmigen Schauspieler (Jang Dong-Kun ist Koreaner und Hiroyuki Sanada Japaner)
mokierte, hat dem Erfolg von "Wu Ji" in seinem Heimatland nicht geschadet - was immerhin für den Film spricht.


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