Wir kaufen einen Zoo

Originaltitel
We bought a zoo
Land
Jahr
2011
Laufzeit
124 min
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Maximilian Schröter / 29. April 2012

Fast sieben Jahre ist es nun schon her, seit Cameron Crowes letzter Film „Elizabethtown“ in die Kinos kam. Seitdem inszenierte Crowe, der vor seiner Filmkarriere als Musikkritiker aktiv war (und auch heute noch gelegentlich ist) Dokumentationen über Pearl Jam und Elton John; erst mit „Wir kaufen einen Zoo“ kehrt der Mann, der uns mit „Say Anything“ einen hierzulande zu Unrecht kaum bekannten Klassiker, sowie mit „Almost Famous“ ein zu Recht mehrfach preisgekröntes und mit „Vanilla Sky“ ein von vielen verkanntes Meisterwerk beschert hat, nun mit einem Spielfilm auf die große Leinwand zurück. Das Drehbuch verfasste der versierte Autor Crowe dieses Mal allerdings nicht alleine, sondern in Zusammenarbeit mit Aline Brosh McKenna („Der Teufel trägt Prada“, „Morning Glory“), wobei die als Buch erschienen Lebenserinnerungen des Briten Benjamin Mee die Grundlage bildeten und der Film somit auf einer wahren Begebenheit beruht, wie es auch groß auf dem Filmplakat vermerkt ist.
 

Matt DamonMatt Damon verkörpert hier also Benjamin Mee, wobei die Geschichte in einer von mehreren dramaturgischen Änderungen von England in die USA verlegt wurde. Benjamin kündigt nach dem Tod seiner Frau seinen Job und möchte mit seinen beiden Kindern, der siebenjährigen Rosie und dem 14-jährigen Dylan (Colin Ford), ein neues Leben beginnen. Auf der Suche nach einer neuen Bleibe abseits allen städtischen Trubels findet er schon bald sein Traumhaus, doch die Sache hat einen Haken: Das Haus steht mitten in einem zwar geschlossenen, aber immer noch von Tieren bevölkerten Zoo, den der Käufer des Hauses mit übernehmen muss. Zur großen Freude seiner Tochter entschließt sich Benjamin, das Haus samt Zoo zu kaufen und den heruntergekommenen Tierpark wieder auf Vordermann zu bringen, um ihn in einigen Monaten wieder eröffnen zu können. Die Warnungen seines Bruders (Thomas Haden Church) vor einem finanziellen Desaster schlägt er in den Wind. Nach dem ersten Aufeinandertreffen mit der Tierpflegerin Kelly (Scarlett Johansson) und den übrigen Angestellten muss er allerdings feststellen, dass er sich mit seinem Vorhaben womöglich übernommen hat – hat er doch vom Tierparkmanagement keinen blassen Schimmer. Zudem ist sein Sohn alles andere als begeistert von der verrückten Idee seines Vaters und ihrem neuen Leben, was sich allerdings allmählich ändert, nachdem er die gleichaltrige Lily (Elle Fanning, „Super 8“, „Somewhere“) kennen gelernt hat.
 

Es lässt sich aus dieser Inhaltsangabe schon herauslesen: Cameron Crowes neuer Film ist wahrlich keine Meisterleistung in komplexer Dramaturgie. Was Crowe hier erzählt, ist eine absolut geradlinige und so gut wie vollkommen überraschungsfrei verlaufende Geschichte. Immerhin: ihre Vorhersehbarkeit wird durch Crowes gewohnt stimmige Inszenierung aus charmanten Bildern und hervorragend darauf abgestimmter Musik sowie die emotional glaubwürdige Leistung der Hauptdarsteller einigermaßen wieder wettgemacht. Ganz nach dem Schema „Hauptfigur trifft auf ein Hindernis, scheint bei dessen Überwindung zu scheitern, triumphiert letztendlich aber doch“ schafft es Benjamin Mee allen an ihn gerichteten Erwartungen zum Trotz, die finanziellen Mittel zur Sanierung seines Zoos zusammen zu kratzen (wobei ihm allerdings eine von den Autoren herbei gezauberte Wendung der Ereignisse extrem zugute kommt). Gegen die anfängliche Skepsis seiner neuen Angestellten setzt er sich dank seines unermüdlichen Einsatzes für den Zoo ebenfalls durch und eine Antwort auf die Frage, ob es es alle zusammen schaffen werden, die vor der Neueröffnung anstehende amtliche Inspektion durch den fiesen Bürokraten Walter Ferris (John Michael Higgins) zu überstehen, soll hier zwar nicht gegeben werden, dürfte aber kaum einen Zuschauer überraschen.

Scarlett Johansson

Verglichen mit den früheren Glanzleistungen von Cameron Crowe zieht „Wir kaufen einen Zoo“ also eindeutig den Kürzeren. Zu vorhersehbar und überraschungsarm ist die Handlung, zu platt sind die Charaktere. Wofür Crowe allerdings immer noch ein Händchen zu haben scheint, ist die Auswahl und Führung seiner Schauspieler. Matt Damon überzeugt als von der Trauer gezeichneter Witwer, der sich zwischen der Sorge um das Wohlergehen seiner Kinder und seinen eigenen Wünschen nach Veränderung hin- und hergerissen sieht. Angesichts der Tatsache, dass es Damon in seinen Filmen immer wieder gelingt, trotz seines globalen Superstar-Status glaubwürdig den Durchschnittsbürger zu vermitteln, mit dem sich ein Großteil des Publikums identifizieren kann, ist natürlich nicht allzu überraschend, dass Damon auch hier positiv heraussticht. Einem Tom Cruise hätte man die Rolle sicherlich weit weniger abgenommen. In diesem Zusammenhang ist auch Scarlett Johanssons Darbietung der Tierpflegerin Kelly hervorzuheben, die erfreulich natürlich und ungekünstelt ausfällt; auch stellt die Beziehung zwischen Kelly und Benjamin einen der besseren Aspekte des Drehbuchs dar, denn die sich zwischen den beiden anbahnende Romanze bahnt sich tatsächlich wirklich nur an und wird nicht unnötig nach Hollywood-Art ausgewalzt.

Ebenfalls als gelungen bezeichnen kann man die Teenie-Liebesgeschichte zwischen Benjamins Sohn Dylan und Lily; hier beweist Crowe erneut seine Fähigkeit zum einfühlsamen und authentischen Blick auf die Ängste, Sehnsüchte und Unsicherheiten Jugendlicher. Abgesehen von Benjamins Bruder bleiben aber alle weiteren Figuren äußerst blass und vollkommen auf ihre Funktion in der Handlung beschränkt. So handelt es sich etwa bei dem Zooinspektor Walter Ferris um einen vollkommen eindimensionalen Antagonisten, der lediglich als zu überwindendes Hindernis in der Geschichte relevant wird. 

Elle Fanning & Colin Ford

Ein noch schlimmeres Los hat allerdings ein alter Weggefährte von Cameron Crowe gezogen: Patrick Fugit, der als Teenager für seine Hauptrolle als Crowes Alter Ego in „Almost Famous“ mit Lob überhäuft wurde, ist zwar auch hier wieder zu sehen, darf aber meist nur unbedeutend im Hintergrund herumstehen und bleibt allein durch das ständig auf seiner Schulter sitzende Äffchen in Erinnerung.

Wie zu erwarten punktet der Film des Musikexperten Crowe mit seinem Soundtrack, der hier mit Songs von Tom Petty, Bob Dylan, Randy Newman und vielen anderen einmal mehr eine bunte Reise durch die Pop- und Rockgeschichte bietet und zudem mit einer eigens von Jónsi, dem Sänger der isländischen Band Sigur Rós, geschriebenen Filmmusik aufwartet. Die hier beschriebenen Stärken können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass „Wir kaufen einen Zoo“ – wie oben erwähnt – inhaltlich alles andere als originell ist und sich kaum von ähnlichen Feelgood-Movies abzusetzen weiß. Damit hat Cameron Crowe seinen bislang massentauglichsten Film gedreht, der zwar stilistisch immer noch deutlich Crowes eigene Handschrift aufweist, aber ohne Ecken und Kanten daherkommt und so wie bereits „Elizabethtown“ einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt.

Bilder: Copyright

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