When Animals Dream

Originaltitel
Når dyrene drømmer
Land
Jahr
2014
Laufzeit
84 min
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Maximilian Schröter / 27. August 2014

Sonia SuhlMarie (Sonia Suhl) ist ein schüchterner Teenager, der gemeinsam mit seinen Eltern in einem kleinen dänischen Fischerdorf lebt. Ihre Beziehung zum Vater (Lars Mikkelsen) ist alles andere als entspannt, und dann sind da noch die körperlichen Veränderungen, die Marie durchmacht sowie ihre unerklärliche innere Unruhe, die sich immer wieder in plötzlichen Wutausbrüchen entlädt. Eine ganz normale Pubertät also? Nicht ganz, denn Maries Probleme gehen über die anderer Teenager weit hinaus. Sie wären wahrscheinlich halb so schlimm, wenn Marie jemanden hätte, mit dem sie über diese Probleme reden könnte. Doch ihre Mutter sitzt im Rollstuhl, ist scheinbar stumm und so gut wie bewegungslos und der Vater versucht, die Probleme durch Totschweigen aus der Welt zu schaffen. Die übrigen Dorfbewohner, darunter Maries neue Arbeitskollegen aus der Fischfabrik, stehen ihr misstrauisch bis ablehnend gegenüber. Allein Daniel (Jakob Oftebro) fühlt sich zu Marie hingezogen und versucht ihr zu helfen.

„When Animals Dream“ beginnt mit Bildern, denen jede Farbe entzogen zu sein scheint und schafft so von Anfang an eine schwermütige, bedrohliche Stimmung. Die eigentlich wunderschöne Küstenlandschaft Jütlands erscheint hier grau und bedrückend. Während es im Kino meist ja Männer sind, deren Körper sich ihrer Kontrolle entziehen und die zu Werwölfen werden, scheinen in diesem Fall nur Frauen betroffen zu sein. Dichter Haarwuchs am ganzen Körper, Aggressionsschübe und bisher ungekannte Gelüste – das sind einige von Maries Symptomen.

Deren Darstellerin Sonia Suhl spielt den schmalen Grat zwischen Unsicherheit und Aggression absolut überzeugend. Mit minimalen, aber effektiven schauspielerischen Mitteln wie etwa einem hasserfüllten Lars MikkelsenBlick schafft sie es, den Zuschauer stets wissen zu lassen, was gerade in Marie vorgeht. Maries Vater versucht, seine Tochter unter Kontrolle zu halten, aus Angst davor, wo ihre Veränderungen hinführen könnten. Gemeinsam mit dem Arzt des Dorfes versucht er Marie zu einer medikamentösen Behandlung zu überreden, die anscheinend auch ihre Mutter bekommt. Doch was genau mit Marie oder ihrer Mutter los ist, darüber spricht niemand, obwohl hier alle Bescheid zu wissen scheinen.

Darin besteht hier das eigentliche Desaster: dass Probleme totgeschwiegen werden. Die Geschichte von Maries Familie, die schrecklichen Geschehnisse im Dorf – fast nichts davon wird offen ausgesprochen. Als plötzlich Personen zu verschwinden beginnen, versuchen die Dorfbewohner das Problem mit Gewalt zu lösen, sind jedoch ebenso machtlos wie Maries Vater, der dem Geschehen passiv und hilflos gegenüber steht. Lars Mikkelsen (einem größeren Publikum bekannt aus der dritten Staffel von „Sherlock“) verleiht diesem Mann ein strenges, hartes Äußeres, das aber nur eine Fassade ist, die seine Ängste verbergen soll.

When Animals Dream...Marie ist die Einzige, die sich dieser Spirale aus Scham und Schweigen widersetzt und stellt aktiv Nachforschungen an. Was geschah damals mit ihrer Mutter? Warum scheinen ihr Vater, der Arzt und auch die übrigen Dorfbewohner darüber bescheid zu wissen, aber nicht darüber sprechen zu wollen? Explizite Antworten auf diese Fragen liefert der Film nicht, aber das ist keineswegs eine Schwäche. Stattdessen erzählt er in einer fast meditativen Bildsprache, mit einem auf das notwendige Minimum reduzierten Einsatz von Dialogen und mit einer starken Hauptdarstellerin eine Werwolfgeschichte, in der das Wort „Werwolf“ kein einziges Mal erwähnt wird und die auch sonst erfrischend anders ist als die konventionelle Horror- und Thriller-Ware aus Hollywood.

Bilder: Copyright

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