The Time Machine

Originaltitel
The Time Machine
Land
Jahr
2002
Laufzeit
95 min
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 16. Juni 2010

Der junge Wissenschaftler und Erfinder Alexander Hartdegen steht kurz vor der Hochzeit mit der Liebe seines Lebens, Emma. Als diese durch einen tragischen Zwischenfall ums Leben kommt, zieht sich der schon immer etwas weltfremde Alexander vollständig aus der Öffentlichkeit zurück und arbeitet mehrere Jahre wie besessen an seinem größten Projekt: Einer Maschine, die Reisen durch die Zeit ermöglicht. Sein Ziel: In die Vergangenheit zurückzukehren um den Tod seiner Geliebten zu verhindern.

Die Reise gelingt, aber der Plan schlägt fehl. Denn auch diese Mal kann er Emma nicht retten. Alexander fragt sich, warum er nicht in der Lage ist die Vergangenheit zu ändern, und schlägt aus lauter Verzweiflung einen anderen Weg ein: Mit der Hoffnung auf Beantwortung seiner Fragen reist er in die Zukunft. Er landet dabei jedoch in einer völlig veränderten Welt, in der sich Paradies und Hölle direkt gegenüberstehen. Doch neben Jägern und Gejagten gibt es dort auch Relikte aus früheren Zeiten, die tatsächlich einige Erkenntnisse versprechen.

Anscheinend kommt jeder schon einmal erfolgreiche klassische Stoff irgendwann wieder in einer neuen Version zurück auf die Leinwand. Nachdem Tim Burton im letzten Jahr den "Planet der Affen" wiederbelebte, wird nun also auch die berühmte Zeitmaschine von H.G. Wells wieder angeworfen. Und auch dieses Mal weicht die freudige Erwartungshaltung einer schnellen Ernüchterung: Denn wie schon "Planet der Affen" gelingt es auch der "Time Machine" nicht, an das gelungene Vorbild aus den frühen sechziger Jahren heranzureichen, geschweige denn es zu übertrumpfen.

Das ist schade, denn die Vorlage ist im wahrsten Sinne des Wortes "zeitlos" gut. Eine faszinierende Idee, die zudem auch mehr als einhundert Jahre nach Erscheinen des Romans noch reinste Science-Fiction bietet und eben nicht von der Technik überholt wurde, wie z.B. die Werke eines Jules Verne aus der gleichen Zeit. Die Zeitreise mit all ihren Möglichkeiten, Gefahren und Widersprüchen erlaubt es, die Phantasie spielen zu lassen wie kaum eine andere Idee im Bereich der Science Fiction. Und trotz der relativen Kürze seines Buches nutzte Wells diese Möglichkeiten auch aus, um uns unter anderem bis ans Ende der Zeiten zu führen, in eine Welt voll apokalyptischer Schönheit.
Die Episode über die friedliebenden Eloi und ihre kriegerischen Feinde, die Morlocks, nahm dabei zwar den längsten, aber nicht zwangsläufig bedeutendsten Teil ein. Leider konzentrieren sich aber beide Verfilmungen vorwiegend auf dieses plakative Motiv. Doch während die charmante Fassung von George Pal dabei zumindest in Ansätzen auf die gesellschaftspolitische Ursache des Konfliktes einging, fehlt dieser Aspekt in der "Time Machine" anno 2002 völlig. Ein - von einer nicht näher zu definierenden Weisheit umnebelter - Jeremy Irons in der Rolle des "Über-Morlock" schwafelt kurz etwas von "zwangsläufiger Evolution" und kurz danach löst sich die ganze Handlung eh komplett in Wohlgefallen auf. Nur knapp über 90 Minuten dauert das komplette Werk, und man gewinnt irgendwie das Gefühl, dass hier keiner so rechte Lust verspürte, dem Publikum etwas mehr zu bieten als unbedingt nötig.

Dabei sind gute Ideen ja durchaus vorhanden, zumindest während der ersten halben Stunde. Dem Zeitreisenden nicht nur endlich einen Namen zu geben sondern zusätzlich noch ein traumatisches Erlebnis zur Antriebsfeder seiner Erfindung werden zu lassen macht Sinn, und die Einbeziehung der Vergangenheit in die Zeitreisen könnte das ganze Thema schön abrunden. Warum Alexander allerdings nach nur einem einzigen gescheiterten Versuch (der auch auf einem dummen Zufall beruhen könnte) zu der Erkenntnis gelangt, er könne das einmal Geschehene eh nicht ändern, bleibt genauso rätselhaft wie z.B. das Erlernen der englischen Sprache mit Hilfe einiger alter U-Bahn Schilder oder ein Hologramm das selbst gravierendste Klimaveränderungen nahezu unbeschadet übersteht.

Dieses Hologramm sorgt allerdings auch für die vielleicht beste Szene des ganzen Films: Von Alexander auf das Thema Zeitreisen angesprochen, wechselt es flugs vom Bereich "Wissenschaft" zur "Science-Fiction" und verweist dabei u.a. auf H.G. Wells und seinen Roman. Diese Art amüsanter Selbstreflexion bleibt allerdings ein Einzelfall. Die ziemlich lächerlich animierten Morlocks sind dagegen todernst gemeint und auch die eher ärmliche Ausstattung lässt kaum erahnen, dass seit der ersten Verfilmung mehr als 40 Jahre vergangen sind.
Guy Pearce dagegen macht seine Sache recht gut und vollzieht auch die Wandlung vom kotelettentragenden Tüftler zum aktiven Kämpfer für die Freiheit einigermaßen überzeugend.

Nein, ganz so trashig, wie es das Filmplakat vermuten lässt ist diese "Time Machine" nicht geraten, und irgendwie ist das Ganze sogar recht unterhaltsam und macht auch zeitweilig durchaus Spaß. Aber man hätte eben so viel mehr daraus machen können, stattdessen serviert man uns hier leider einen Film der verschenkten Möglichkeiten.
Regisseur Simon Wells ist ein Urenkel vom Schöpfer der Vorlage, und wenn er in den Unterlagen seines Urgroßvaters vielleicht doch die entsprechenden Unterlagen findet, kann man ihm nur eines raten: Zeitmaschine anwerfen und den ganzen Film noch einmal von vorn beginnen.

 

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