Dreizehn Tage lang schwebte die Welt in Angst. Dreizehn Tage lang probten Schulkinder den Ernstfall und versteckten sich unter ihren Tischen. Dreizehn Tage lang knisterte die Luft zwischen den USA und der UdSSR. Der dritte Weltkrieg - diesmal durch die Atombombe wohl der letzte - war zum Greifen nah.
Dies alles ist lange her. Der kalte Krieg ist vorbei, die UdSSR gibt es nicht mehr. Nun haben andere Länder die Macht der Nuklearwaffen entdeckt, rüsten Indien und Pakistan auf. Der neue US-Präsident George W. Bush gilt zudem als Hardliner und als Garant dafür, dass die Beziehungen zu Europa und der ehemaligen UdSSR abkühlen werden. Und in Hollywood erinnert man gerade in diesem Augenblick an das Jahr 1962. Jenes Jahr, in dem die Kubakrise die ganze Welt gefährdete.
Damals hatten die Sowjets auf Kuba 32 nukleare Erstschlagsraketen stationiert. Ein Spionageflugzeug der CIA entdeckte und fotografierte das Versteck: Mit diesen Waffen hätten die Sowjets binnen fünf Minuten alle Großstätte der USA attackieren und Millionen von Amerikanern töten können. Fünf Tage lang saßen Experten für Nationale Sicherheit (ExComm) zusammen, um die Optionen zu besprechen: Invasion, Luftangriff oder Blockade.
In "Thirteen Days" sitzen also hohe Herren in einem Büro zusammen und diskutieren die Zukunft der Welt. Da sind die Hardliner, Generäle und Kriegsfanatiker, und die Zögerlichen, die auf Verhandlungen setzen. Endlose Diskussionen sind vorprogrammiert, Entscheidungsträger ist der Präsident der Vereinigten Staaten.
Ein Name lässt beim Anblick der Besetzung von "Thirteen Days" stutzen: Kevin Costner - schon lange kein Garant mehr für gute Filme - spielt eine der Hauptrollen. Als Kenneth O´Donnell ist er das Gewissen und der Berater des großen John F. Kennedy. Jenes Mannes, mit dem er einst auf Harvard die Schulbank drückte. Und natürlich auch jenes Mannes, der heute in der westlichen Welt als Held in Erinnerung geblieben ist und wohl lange Zeit der beliebteste Präsident aller Zeiten bleiben wird.
Was die wenigsten wissen: Der Saubermann und Familienvater Kennedy war der Meister des Lauschangriffs. Ohne das Wissen seiner Kollegen ließ er die Sitzungen im Oval Office auf Band mitschneiden. Insgesamt 260 Stunden lang kann man den endlosen Diskussionen lauschen. Und das hat wohl auch David Self getan, der das Drehbuch für den historischen Politthriller schrieb. Ausgiebige Recherchen will Self betrieben haben, um möglichst korrekt an das Jahr 1962 zu erinnern. Ein weiteres Ziel: Ein neues Licht werfen auf die Brüder Bob und Jack Kennedy, den Generalstaatsanwalt und den Präsidenten der USA. Doch darauf wartet man vergeblich: John F. Kennedy wird - wie immer - zum friedvollen Helden gemacht, sein Bruder Bobby zum klugen aber toughen Verhandlungsgenie.
Diese Rollen zu besetzen darf wohl kein Leichtes gewesen sein: Während Steven Culp als Robert fast schon erschreckend ähnliche Züge aufweist, muss man bei Bruce Greenwood als JFK schon genauer hinsehen. Die Frisur stimmt zwar, doch das Gesicht bleibt gewöhnungsbedürftig.
Wer über die anfänglichen Verwirrungen hinweg ist, der darf den Darstellern 145 Minuten lang dabei zusehen, wie sie die Welt retten. Denn dass sie gerettet wurde, steht natürlich außer Frage.
Als typisch amerikanischer Streifen ist auch eine gewaltige Portion Pathos mit dabei: Da sind jene Szenen von sonnendurchfluteten Esszimmern und gut gekämmten Kindern, die ihren Vater vielleicht ein letztes Mal sehen. Und natürlich fehlen auch nicht die Sorgenfalten auf der Stirn des Präsidenten, der so sehr um sein Volk bemüht ist. Und dann wird der Zuschauer immer wieder an die Bombe erinnert, die fast so schön aussieht wie ein Sonnenuntergang.
Für all jene, denen diese Geschichte bislang nicht so wichtig war, ist "Thirteen Days" ein guter Einstieg, um mehr über diese wichtige Zeit zu erfahren. Denn spannender als Geschichtsunterricht in der Schule ist er allemal.
Alle anderen lernen durch den Film nicht viel Neues dazu. Einige wichtige Dinge werden lieber weggelassen, anstatt neue Erkenntnisse zu liefern.
Noch ein Tipp: Diesmal ausnahmsweise lieber nicht die amerikanische Originalversion ansehen. Auch wenn die beiden Kennedy-Darsteller ihr Bestes tun, ihre Vorbilder nachzuahmen - Kevin Costners nervender und aufgesetzter Boston-Dialekt nervt schon nach wenigen Minuten.
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