FBI-Agent
Thomas Mackelway (Aaron Eckhart) geht es nicht gut. Strafversetzt
in die öde Wüste Arizonas wird ihm gleich bei seinem ersten
Fall auch noch die Mitarbeit seiner Ex-Freundin Fran (Carrie-Anne
Moss) aufgezwungen. Zudem stößt seine Vorgehensweise
bei einer Serie von offensichtlich unzusammenhängenden und
willkürlichen Morden allerorts auf Kritik. Denn Mackelway ist
überzeugt, dass nur ein einzelner Täter dafür verantwortlich
ist und dass dieser sich auf einer Art Feldzug gegen das Böse
befindet, denn all die scheinbar unschuldigen Opfer hatten in Wahrheit
einiges auf dem Kerbholz. Seine Ermittlungen führen den Agenten
schließlich auf die Spur von Benjamin O'Ryan (Ben Kingsley),
einem ehemaligen Teilnehmer eines geheimen Regierungsexperimentes.
Dabei wurde an mehreren Kandidaten die Gabe des sogenannten "Remote
Viewing" geschult, einer Mischung aus Hellsehen und Fernwahrnehmung.
Das Mackelway an diese Fähigkeit glaubt, hat einen ganz besonderen
Grund, leidet er doch selbst immer wieder an plötzlich auftretenden,
für ihn unerklärlichen Visionen….
Die
erste Hälfte von "Suspect Zero" erscheint dem Zuschauer
in der Tat genauso verworren, wie sich diese kurze Inhaltsangabe
anhört. Die Szenenwechsel zwischen den einzelnen Figuren und
die Aktivitäten der Ermittler wirken fragmentarisch und unstrukturiert.
Dazu kommt der Versuch, der kargen und heißen Landschaft durch
extreme Lichtfilter eine besondere Atmosphäre zu verpassen,
was das Betrachten des Films aber eher zu einer anstrengenden Arbeit
werden lässt. Und auch das Prinzip des "Remote Viewing"
bleibt zu verwaschen, um den Zuschauer wirklich zu faszinieren oder
gar zu überzeugen, trotz des angeblich "realistischen
wissenschaftlichen Hintergrunds".
Wer diesen Film deshalb aber vorzeitig abschreibt und aufgibt, macht
trotzdem einen Fehler, denn es handelt sich um eines der seltenen
Exemplare, die mit fortschreitender Laufzeit tatsächlich immer
besser werden. Dies liegt in erster Linie an dem von Ben Kingsley
verkörperten Charakter des Benjamin O'Ryan, dessen Motivation
und Position lange Zeit rätselhaft bleiben, der sich dann aber
zu einer Figur von fast tragischer Größe entwickelt.
Auch zahlreiche kurze Einblendungen vom Beginn des Films bekommen
schließlich ihren Sinn verpasst und bewirken durch die raffinierte
Einführung des großen Unbekannten - oder in diesem Fall
besser des "Suspect Zero" - ein dramatisches Ansteigen
der Spannungskurve. Am Schluss ist man dann doch recht beeindruckt
vom Geschehen und dankbar, dass sich das Durchhalten gelohnt hat.
Letztendlich
entschuldigt das aber auch nicht komplett die misslungene erste
Hälfte, bei der man ein wenig das Gefühl hat, das Drehbuch
hat eigentlich nicht wirklich für hundert Minuten Laufzeit
gereicht (insbesondere die Figur der Ex-Freundin ist hier absolut
überflüssiges Füllmaterial, denn deren Mitwirken
hat wirklich absolut "Zero" Einfluss auf die Handlung).
Der gute Aaron Eckhart hat, trotz einigem Talent und blendendem
Aussehen, den großen Durchbruch zum Star bisher nicht geschafft,
da er in seiner Filmauswahl mit einer bemerkenswerten Zielsicherheit
nur kommerzielle Flops auswählt. Das gilt z.B. sowohl für
den sympathischen Literaturkrimi "Besessen"
als auch für den eigentlich als sicheren Blockbuster eingeplanten
"The Core". Und auch "Suspect
Zero" wollte in seinem Herstellungsland wieder niemand sehen.
Das ist ein bisschen schade, denn es ist ja wirklich nicht einfach,
dem Genre der "Serienkiller-Filme" noch etwas Neues abzugewinnen,
und hier wird es zumindest versucht und schließlich auch geschafft.
Darum auch noch einmal die Empfehlung: Vom schwerfälligen Beginn
nicht gleich abschrecken lassen.
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