Suicide Club

Jahr
2010
Laufzeit
96 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
3
3/10
von Volker Robrahn / 14. November 2010

 

Sie kennen sich nicht und haben sich noch nie gesehen, aber trotzdem haben sie eine gemeinsame Verabredung. Bei Sonnenaufgang versammeln sich fünf Menschen auf einem Hochhausdach, um von dort gemeinsam in den Tod zu springen. Doch etwas kommt dazwischen und die fünf sind plötzlich gezwungen die nächsten Stunden gemeinsam zu verbringen. Man kommt miteinander ins Gespräch und aus den unterschiedlichen Gesprächen entwickelt sich eine merkwürdige Gemeinschaft.

"Suicide Club" ist die Abschlussarbeit des Filmstudenten Olaf Saumer und als solche ein ehrenwerter Versuch, der zudem in Sachen Kamera- und Schauspielerführung solide inszeniert ist. Er besitzt auch ein an sich spannendes Thema, scheitert aber leider grandios bei dem, was der gemeinsam mit seinem Bruder auch als Autor fungierende Saumer daraus gemacht hat, sprich: Am Drehbuch. Das fängt damit an, dass man schon von Beginn an weiß, dass die Fünf natürlich jetzt nicht springen werden, denn sonst würde dieses Werk lediglich Eingang in die Kurzfilmbiographie seines Regisseurs finden.
Das Presseheft schreibt dazu: "Durch eine absurde Verkettung von Ereignissen müssen sie ihren Plan auf den Abend verschieben". Und so ist es, die angewandten dramaturgischen Kniffe, um diese Entwicklung zu erreichen, sind schlicht absurd. Da den Machern aber selbst zum ja auch grundsätzlich reizvollen Thema "Fünf Menschen, die sich nicht kennen und nicht mögen, müssen einen Tag miteinander auf engstem Raum verbringen" nicht viel Gescheites einfällt, geht es dann also weiter mit den abstrusen Verrenkungen zum Zweck, die Story irgendwie auszudehnen. So stürzen die fünf durch einen dummen Zufall durch die Decke ins Dachgeschoss des Hochhauses (!), und obwohl sich dieses in einem tristen Umfeld mit offensichtlich eher schwacher Sozialstruktur befindet, landet unser verwirrter Fünfer plötzlich in einem absoluten Luxusappartement eines reichen Schnösels, der da also aus irgendwelchen, nicht weiter erklärten Gründen so vor sich hin wohnt. Man brauchte sie halt für die weitere Handlung, genau diese Wohnung und den Schnösel, und das muss wohl als Erklärung genügen.
Dabei hätte man doch allein aus dieser Ausgangssituation mit den fünf Verzweifelten viel mehr machen können, interessante Charaktere konstruieren oder diverse Psychospielchen einbauen, zum Beispiel. Davon ist jedoch kaum etwas zu sehen, die fünf wirken wie aus dem Setzbaukasten zusammengestellt, mit dem nur äußerlich glatten Geschäftsmann, der einsamen älteren Frau, dem in der Schule gehänselten Jungen, dem frechen Punk-Mädchen und dem undurchsichtigen potentiellen Frauenschwarm. Das sah ja selbst vor 25 Jahren im "Breakfast Club" auch nicht viel anders aus und erwies sich im Vergleich trotzdem als weitaus packender, witziger und interessanter als dieser dröge Club hier. Zur Krönung des abgenutzten Klischees entpuppt sich dann der Anzugträger mit der großen Lebenslüge doch allen Ernstes als frustrierter "Staubsaugervertreter". Das steht dann zwar irgendwo in der Tradition von Arthur Millers "Handlungsreisenden", aber dass diese praktisch ausgestorbene Berufsgattung vermutlich das letzte Mal vor 35 Jahren in einem Loriot-Sketch an einer Haustür klingeln durfte, hat den Drehbuch-Bastlern leider keiner mitgeteilt.

Gut, wirklich "langweilig" ist dieser Selbstmörderklub nicht, man möchte schon wissen was als Nächstes passiert, auch wenn das dann in Zweifelsfall wieder etwas Haarsträubendes ist. Und man kann auch mit relativer Spannung darauf warten, dass zumindest der eine oder andere aus der Handvoll Protagonisten doch noch eine vielschichtige Figur mit interessantem Hintergrund offenbart, doch diese Hoffnung wird stets enttäuscht, denn es ist und bleibt oberflächlich. Die unbekannten Darsteller (die bisher größtenteils als Theaterschauspieler aktiv waren) haben so wenig Möglichkeiten, aus ihren meist nichts sagenden Texten etwas zu machen. Und wenn dann zum Finale ein weiteres Mal ganz billig in die Trickkiste gegriffen wird um nochmal einen künstlichen Spannungsmoment zu konstruieren, dann verlässt man das Kino am Ende doch mit einem leicht dicken Hals. Was offensichtlich auch für den Filmvorführer bei der Pressevorführung gilt, dem wir deshalb heute auch mal das ziemlich ernüchternde Schlusswort überlassen wollen. Der raunte nämlich beim Öffnen der Türen entsetzt seiner Kollegin zu: "Hoffentlich bekommen wir den Film nicht".

Bilder: Copyright

10
10/10

Der Kritiker hat den Film überhaupt nicht kapiert. Das Publikum ist da anderer Meinung.

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Auf jeden Fall klingt es nach diesen Zeilen, als hätte sich der Drehbuchautor von "A long way down" von Nick Hornby...sagen wir...inspirieren lassen.

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Mir fällt es nicht ein - aber gab es diesen Film nicht schon mal GENAUSO? :)

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3
3/10

Ein wirklich langweiliger Film. Emotional schwachbrüstig, dramaturgisch langatmig, im Thema eher vergriffen. Warum solche mittelmäßigen Erstlingswerke gleich in die Kinos müssen, ist wirklich fragwürdig. Der Erstkritiker bringt es gut auf den Punkt.

"Mehr Saft kann man aus dieser Zitrone nicht heraus quetschen"

P.S. Den Titel "Suicide Club" gab es doch schon mal vor Jahren aus Japan

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10
10/10

Ich habe diesen Film kürzlich auf DVD und find den Film klasse. Da ich selber depressiv bin und ich zu diesem Zeitpunkt ein seelisches Tief hatte, war dieser Film genau das richtige für mich. Er hat mir wieder Mut zum Leben gegeben! Einfach ein toller und empfehlenswerter Film! Für mich nicht nur großes Kino sondern auch eine tolle Botschaft die der Film transportiert. LG aus HH

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