In Hollywood werden Träume wahr. Das wissen wir nicht erst seit „Pretty Woman“. Und es ist wirklich egal, was für ein Traum das ist, Hollywood findet einen Weg. Wenn also eine rentenreife Altherren-Riege noch einmal so richtig auf den Putz hauen will, dann ist man hier genau an der richtigen Adresse.
Diese Geriatrie-Gang besteht aus den Film-Legenden Clint Eastwood, Donald Sutherland, Oscar-Preisträger Tommy Lee Jones und Fernseh-Megastar James Garner („Detektiv Rockford“), und diese vier strammen Recken haben es sich in den Kopf gesetzt, ins All zu fliegen. Nichts leichter als das, denn die Story, die zu bescheuert klingt, um verfilmt zu werden, muß erst noch erfunden werden. Also, frisch ans Werk.
Die Flieger-Asse Frank Corvin, Hawk Hawkins, Jerry O’Neil und Tank Sullivan bilden in den Fünfzigern das wilde Testpiloten Team „Daedalus“ und sind auf dem besten Wege, die ersten Amerikaner im All zu werden. Doch dann wird die NASA gegründet, und anstatt der vier Höhenflug-Junkies schießt man einen Affen in den Weltraum. Gedemütigt und beleidigt gehen die Piloten ihrer Wege. Vierzig Jahre später droht ein russischer Satellit abzuschmieren. Weil die gesamte Kommunikation des Landes von dem Gerät abhängt, bittet man die Amerikaner um Hilfe bei der Reparatur. Problem: Das Teil ist so alt, daß sich kein Mensch mehr mit dem Leitsystem auskennt. Außer dem Mann, der es damals entworfen hat: Frank Corvin. Der ist auch zu einem kleinen Service-Ausflug bereit. Einzige Bedingung: Seine alten Kumpanen vom Team Daedalus kommen alle mit.
Man sollte eigentlich meinen, daß eine milliardenschwere Behörde wie die NASA für solche Ego-Touren nicht zu haben ist. Angesichts des Space Shuttle-Einsatzes des 75jährigen John Glenn vor zwei Jahren ist aber selbst das nicht mehr ganz auszuschließen. Und so bekommt „Space Cowboys“ sogar eine kleine Prise Systemkritik verpasst, wenn der zweifelhafte Einsatz der Oldie-Truppe erst durch ihre grandiose Medienresonanz gesichert wird. Ansonsten allerdings ist der Film nur eins: Eine nette, sympathische Nichtigkeit.
Aber ehrlich: Was sollte man auch sonst erwarten? Es geht einzig und allein um das Besetzungsspektakel, und in gewisser Weise ist es beruhigend, daß Filme wie „Space Cowboys“ überhaupt gemacht werden: Solche Reunion-Streifen wie auch die „Grumpy old men“-Filme mit Walter Matthau und Jack Lemmon beweisen, daß die Kino-Landschaft nicht ausschließlich von Jungspunden bevölkert wird, die sich zwanzigmal „M:I-2“ angucken würden, bevor sie auch nur einen Fuß in einen Film mit Paul Newman setzen. Allein die Tatsache, daß man sich in diesem Film zwei Stunden lang bestens unterhält, obwohl er eine blödsinnige Story und so gut wie kein Spannungspotential besitzt, unterstreicht eindrucksvoll die Leinwand-Präsenz der vier Hauptdarsteller. Daß die alten Recken beim Drehen mindestens doppelt so viel Spaß gehabt haben müssen wie der Zuschauer beim Anschauen, steht außer Frage.
Qualitativ zerfällt der Film gemeinsam mit seiner Handlung in zwei Teile: Die Rekrutierung und Vorbereitung der alten Herren auf der Erde, sowie das Weltraum-Abenteuer selbst. In der ersten Stunde darf viel gelacht werden. Wobei sich jeder zweite Gag auf das Alter der Astronauten bezieht, und die andere Hälfte auf die erstaunliche Manneskraft von Donald Sutherland. Das ist wenig abwechslungsreich, macht aber nichts, denn die Witze sind spitze. Mit einem konstanten Grinsen im Gesicht nehmen sich die vier Haudegen im Stakkato-Tempo gegenseitig auf die Schippe, und es ist eine schiere Freude, ihnen dabei zuzusehen.
Sobald jedoch die Triebwerke gezündet wurden und man die Stratosphäre verlassen hat, wird es ernst, und damit leider auch ein wenig öde. Das einzige Spannungselement des Films, welches schon von Anfang an durch die Gegend spukte (wie kommt ein amerikanisches Leitsystem überhaupt in einen sowjetischen Satelliten?), vermag kaum zu fesseln und wird erwartet platt aufgelöst. Ansonsten steigt die gewohnte Nummern-Revue, die man aus anderen Space-Abenteuern zu genüge kennt: genauso dramatisch, genauso spektakulär, genauso langweilig. Zum Glück geht der Film dabei nicht so unerträglich over the top wie einst „Armageddon“ sondern verliert nur leicht den Boden unter den Füßen. Trotzdem ist es schade, mit dieser standardisierten Auflösung ein wenig die Luft aus dem Streifen entweichen zu sehen.
Erspart bleiben dem Zuschauer dafür heroisch-stilisierte Zeitlupen-Aufnahmen mit wehender Flagge, denn hier geht es ganz klar nicht um die ach so tollen Amerikaner und ihre überlebensgroßen Heldengestalten. Es ist einzig und allein die Show von vier Ikonen der Leinwand. Und weil die das auch ganz genau wissen, macht es so einen Spaß.
„Space Cowboys“ ist genau das, was er sein sollte: Eine große Bühne für die besagte Ego-Show seiner vier Stars. Und weil man genau das sehen will, und weil genau das mit diesen vier Jungs so unvergleichlich gut funktioniert, ist man nachher absolut zufrieden, obwohl man überhaupt nichts Atemberaubendes gesehen hat. Wenn Tom Cruise, Russell Crowe, Nicolas Cage und Mel Gibson in dreißig Jahren auch so einen Film drehen, dann können sie sagen, daß sie es wirklich geschafft haben. Bis dahin gilt: Setzt euch hin, ihr Hosenscheißer, und laßt euch von den alten Knackern mal zeigen, was Coolness wirklich bedeutet.
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