Amerikanische HipHop-Stars tragen ihren Reichtum gern spazieren.
Dicke Autos, dicke Goldketten und andere Statussymbole sind in dieser
Subkultur wichtig, weil sie aggressiv und offensiv das Geld ihrer
Besitzer zur Schau stellen - und so vermitteln: ich bin ein schwarzer
Mann, und ich hab trotzdem viel in der Tasche. Was in den Anfangstagen
des HipHop noch essentieller Bestandteil des neuen
Selbstbewusstseins war, ist inzwischen - da HipHop zur dominanten
Musik- und Jugendkultur der westlichen Welt aufgestiegen ist - zu
einer Karikatur seiner selbst verkommen, und der ewige Blingbling
von Geldscheine wedelnden, Bentley fahrenden Rap-Superstars ist
eigentlich nur noch peinlich - wenn es nicht die passende Fangemeinde
dazu geben würde, die Dicke-Hose-Gepose, anachronistisches
Macho-Gehabe und dazugehörige Frauenverachtung nach wie vor
als endlos cool und einzig wahres Lebensziel erachtet. Just diese
Fangemeinde wird auch die einzige sein, die ihren Spaß an
"Soul Plane" finden wird, ein Machwerk, das lediglich
unter Beweis stellt, dass amerikanische HipHopper inzwischen so
viel Geld verdienen, dass sie sich sogar ihren eigenen Kinofilm
leisten können. Und sich entsprechend einen Dreck darum scheren,
ob der letzte Mist dabei herum kommt.
Im Zentrum von "Soul Plane" steht der arme Schlucker
Nashawn Wade (Kevin Hart), der nach einem traumatischen Flugzeug-Unfall
im Schadenersatzprozess 100 Millionen Dollar zugesprochen bekommt
(auf der Flugzeug-Toilette saugte sich sein Hintern fest, was dank
inkompetentem Personal irgendwie dazu führte, dass sich die
Gepäckluke öffnete und Nashawn durchs Fenster mit ansehen
musste, wie sein geliebter Hund in der Turbine verschwand - wer
das jetzt nicht lustig fand, ist in diesem Film eindeutig falsch
aufgehoben). Anstatt das Geld sinnlos zu verprassen, wie es sein
Cousin Muggsy (Method Man) gern
tun würde, beschließt Nashawn, seine eigene Fluglinie
damit zu gründen - die Nashawn Wade Airlines (wer den Witz
hinter der so entstehenden Abkürzung NWA nicht versteht, ist
hier ebenfalls falsch aufgehoben). Der Rest des Films dreht sich
einzig um den Jungfernflug von Los Angeles nach New York, der dank
des erhöhten Drogenkonsums von Pilot Captain Mack (Snoop Dogg)
ziemlich abenteuerlich ausfällt.
Unterwegs bietet "Soul Plane" alle Klischees auf, die
einem zum Thema schwarze HipHopper und ihren Begleiterscheinungen
einfallen, was allein schon in dieser Hinsicht hochnotpeinlich ist,
als dass die Macher dieses Films ihr stereotypes Image auch noch
aktiv fördern. Immerhin beschränkt man sich nicht allein
auf das Suhlen im eigenen Klischeesumpf: auch Weiße, Araber,
Latinos, Schwule, Blinde und andere Gruppierungen werden hier in
aller Einfältigkeit vorgeführt, während Regisseur
und Autoren nach jedem sich bietenden Gag schnüffeln - entsprechend
mit der Nase konsequent auf der untersten Ebene. Wer einen blinden
Mann seine Finger in eine Baked Potatoe mit Sour Cream stecken lässt
in dem Glauben, er würde gerade das Allerheiligste seiner Sitznachbarin
befummeln, der kennt wirklich gar keine Schmerzgrenze mehr.
Spaß
kann "Soul Plane" drum auch wirklich nur machen, wenn
man sich mit Bier (oder anderen in der Szene beliebten Drogen) mental
auf das herrschende Niveau des Films hinab begibt, oder ungläubig
aus ironischer Distanz den Kopf darüber schüttelt, was
man hier alles an Vorurteilen und Stereotypisierungen vorgesetzt
bekommt. Die zwei drei ebenso zaghaften wie ideen- und lieblosen
Ansätze für eine leidlich ernsthafte Story unter dem ganzen
sinnfreien Blödsinn erweisen sich denn auch nur noch als störend
und inkonsequent: Warum noch so tun, als hätte man eine moralisch
relevante Geschichte zu erzählen, wenn man die ganze Zeit nur
breitschädelig vor sich hin albert? Dass am Ende - in bester
Flugzeug-Film-Tradition - mal wieder der Laie das Baby landen muss,
versteht sich ohnehin von selbst. *Gähn*
Wo "Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug"
ein unangefochtener Klassiker des Nonsens-Films ist, bleibt "Soul
Plane" ein müder Abklatsch, den man wohl nur komisch finden
kann, wenn man hammerdicht ist, bei den Dreharbeiten dabei war oder
die beteiligten Rap-Größen so geil findet, dass sowieso
alles endfett ist, wo deren Name drauf steht. Ach, war das noch
schön, als HipHop noch kein Mainstream war ….
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