Up! Up! To the sky

Jahr
2008
Laufzeit
93 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Volker Robrahn / 3. Juni 2010

Irgendwo in der nicht genauer definierten nordostdeutschen Tiefebene scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Der Landarzt Emil (Armin Rohde) kennt all seine Patienten seit Jahren und verbringt die freie Zeit damit, der angehimmelten Ida (Katja Riemann) den Hof zu machen. Wenn diese nicht in luftigen Sommerkleidern über die Felder radelt, hat sie aber genug mit ihrem etwas eigenartigen Sohn Arnold (Max Riemelt) zu tun. Dessen Vater hat sich laut Dorflegende vor rund zwanzig Jahren - je nach Lesart - entweder von einer Klippe gestürzt oder ist einfach davongeflogen. Arnold ist jedenfalls von der letzteren Variante überzeugt, hält sich selbst für ein Wesen vom fremden Planeten und "die Frau, die sich meine Mutter nennt" lediglich für einen austauschbaren Brutkasten. Als seine Versuche, mittels einer selbstgebauten Flugmaschine dem Vater nachzueifern, für handfeste Schlägereien sorgen, ist man im Dorf schließlich der Meinung "der Junge muss weg". Ida und Emil liefern ihn daraufhin schweren Herzens in die psychiatrische Abteilung des Landeskrankenhauses ein und es scheint nicht gut um die Zukunft des Träumers bestellt. Doch die junge Ärztin Wanda (Aneke Kim Sarnau) interessiert sich für den Fall, wenn auch zunächst nur aus wissenschaftlichen Gründen. Bald jedoch fühlt sie sich auf unerklärliche Art angezogen von ihrem merkwürdigen Patienten und bei den ersten Berührungen sprühen die Funken nicht nur im übertragenen Sinne.

Klingt doch ganz nett und sympathisch und das ist diese Geschichte auch, doch möchte "Up! Up! To the Sky" leider gerne etwas Größeres sein. Von einem "Feuerwerk der Fantasie" in "großartiger Kulisse mit traumhaften Landschaften" ist da in der Eigenwerbung die Rede, und da ist es dann doch angebracht, mal ein mittelgroßes "Stop!"-Signal hochzuhalten. Sicher sind für diese eher philosophisch angehauchte "Ist er nun ein Außerirdischer oder nicht"-Fabel keine aufwändigen Spezialeffekte vonnöten (und es werden, abgesehen vom Berührungs-Funkenschlag, dementsprechend auch keine geboten), aber es gibt eben auch keinerlei Grund bei einer offensichtlichen Low Budget-Produktion nun gleich so dick aufzutragen. Denn es ist offensichtlich, dass hier mit einfachsten technischen Mitteln und einem sehr übersichtlichen Cast gearbeitet wurde. Daher versprühen die meisten Szenen auch eher "Kleines Fernsehspiel"-Atmosphäre, als das sie dazu prädestiniert wären, große Kinoleinwände zu füllen. Und so ist es auch, denn der NDR hat hier koproduziert. Was an sich ja auch nichts Schlimmes ist, nur sollte man sich dann vielleicht nicht unbedingt als eine Art Event-Film anpreisen.
Zumal auch die Geschichte keinerlei Hype rechtfertigt. Recht schnell wird deutlich, dass es hier tatsächlich in Richtung "übersinnlich" gehen soll und es wohl keine wissenschaftlich-medizinische Erklärung für die eigentlich doch nur leicht merkwürdigen Geschehnisse geben wird. Vor allem die Hauptfigur ist im Grunde kein besonders verrückter Typ, sondern nur wenig wunderlicher als zahlreiche Zeitgenossen, denen man so auf unseren Straßen begegnet. Mit den sonstigen, meist nur für ein oder zwei kurze Szenen ins Bild gerückten, weit extremeren Bewohnern der Psychiatrie hat der von Max Riemelt etwas zu zurückhaltend und brav verkörperte Arnold jedenfalls nur wenig gemein. Sonst wäre aber wohl auch die beginnende Liebesgeschichte zwischen Patient und Ärztin (Aneke Kim Sarnau wirkt wie eine etwas herbere Version von Franka Potente) noch schwieriger zu vermitteln, als es so schon der Fall ist.
Deutlich bessere Leistungen liefern da die beiden Routiniers Katja Riemann und Armin Rohde ab. Deren kleine Kabbeleien, sowohl untereinander als auch mit den anderen Dorfbewohnern, erweisen sich als heimliche Höhepunkte eines Films, dessen Hauptstory sich dagegen als nur mäßig interessant entpuppt. Insbesondere die Szenen mit Rohdes in verschiedenen Lebenssituationen hoffnungslos überfordertem Dorfarzt erweisen sich als derart köstlich, dass man es zunehmend bedauern möchte, wenn das Geschehen von dort wieder zu den weitaus weniger unterhaltsamen Erlebnissen des Pärchens Arnold/Wanda wechselt.

Für einen Film, der mit seinem überwiegend leichten Ton doch eindeutig mehr Komödie als Tragödie sein möchte, gibt es daher ein bisschen zu wenig zu lachen, zumal auch längst nicht alle gedachten Gags richtig zünden. Ein paar gelungene gibt es aber immerhin, und da sich auch sonst wenig finden lässt was dann so richtig ärgerlich wäre an "Up! Up! To the Sky", spricht nicht viel dagegen, sich das Werk bei Gelegenheit mal anzuschauen - grundsympathisch wie gesagt. Ein Muss ist dies allerdings keinesfalls und das liegt nicht nur daran, dass Aufnahmen von Sonnenblumenfeldern vielleicht doch nur als bedingt spektakulär angesehen werden können.

Bilder: Copyright

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.