Scream 3

Originaltitel
Scream 3
Land
Jahr
1999
Laufzeit
116 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Frank-Michael Helmke / 29. Januar 2011

 

„Die Frage ist nicht, wer ich bin. Die Frage ist: Wo bin ich?“ sprach es 1996 zu Drew Barrymore durchs Telefon, in einer Eröffnungssequenz, die kurze Zeit später schon legendär war, und einen Film eröffnete, der hauptverantwortlich gemacht werden kann für alles, was seitdem an Teenie-und Horror-Streifen auf die Leinwand kam (siehe Spotlight „Design of a decade“). Kurze Zeit später verkündeten Regisseur Craven und Autor Kevin Williamson, daß „Scream“ als Trilogie geplant war. Und nach der durchaus ansehnlichen Fortsetzung von 1998 kommt nun das offizielle Ende der Serie in die deutschen Kinos. Leider inzwischen ohne Williamson. Und daß der fehlt, ist wohl der entscheidende Grund dafür, daß dieses Sequel doch eine recht durchschnittliche Angelegenheit ist.

Dabei ist die „Scream“-typische Selbstironie in durchaus vielversprechenden Ansätzen vorhanden: Die aktuelle Mordserie ist inspiriert durch „Stab 3“, das Sequel des Films im Film (wir erinnern uns: In „Scream 2“ war „Stab“ die Verfilmung der Geschichte des ersten Teils). Jetzt tötet ein Irrer/eine Irre die Darsteller in der Reihenfolge, wie es im Drehbuch steht. Problem: Um das Ende des Films nicht vorzeitig im Internet zu finden, wurden mehrere Drehbuchversionen verteilt. Welche also hat der Killer/die Killerin gelesen? Diese Frage beschäftigt die Beteiligten allerdings auch nur so lange, bis der Täter/die Täterin eigenmächtige Skriptänderungen vornimmt.
Schon bald tauchen natürlich alle alten Bekannten auf: Reporterin Gale Weathers wird von der Polizei als Sachverständige hinzugezogen, Ex-Cop und erneuter Ex-Lover Dewey arbeitet bereits als Sicherheitsberater am Set (pikanterweise für Gale’s Filmdouble), und die erneut extrem traumatisierte Sidney kehrt aus ihrem angeblich sicheren Versteck zurück, um mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Was natürlich ein Fehler ist, denn wir wären hier nicht bei „Scream“, wäre sie nicht von Anfang an das eigentliche Ziel des Killers/der Killerin.
Den besten Auftritt des Films hat allerdings Randy, der Filmfreak, der in Teil Zwei das Zeitliche segnete, aber per Video-Testament aus dem Reich der Toten zurückkehrt, um alle Beteiligten wieder über die Gesetze des Genres aufzuklären. Denn wenn dies keine Fortsetzung ist, dann befinden wir uns im Abschlußkapitel einer Trilogie, und die folgt eigenen Regeln:
1. Der Killer ist so gut wie unbesiegbar.
2. Jeder, auch der Hauptcharakter („Ja, das bist du, Sidney!“) kann drauf gehen.
3. Die Vergangenheit wird dich einholen, denn der letzte Teil einer Trilogie deckt eine Wahrheit auf, die niemandem bis dahin bewußt war.
Dem ist in der Tat so, denn die sich entspinnende Suche nach dem Täter/der Täterin und seinen/ihren Motiven führt zurück zur dunklen Vergangenheit von Sidney’s Mutter, deren Tod der Ursprung der ganzen Geschichte war.

Diesen Bogen zurück zum Anfang schlägt auch bereits die Eingangssequenz, die wieder mit einem Telefonanruf beginnt, und teilweise die selben Sätze enthält wie die Eröffnung des ersten Teils. Daß der Thrill in diesem Falle aber weniger als halb so gut kommt, ist symptomatisch für den gesamten Film, der auf Teufel komm raus versucht, seinen Vorgängern gerecht zu werden, und gerade deshalb daran scheitert: Der neue Autor Ehren Kruger war nicht um die Aufgabe zu beneiden, diese durch und durch von Kevin Williamson geprägte Geschichte ohne ihn abschließen zu müssen. In dem Versuch, dem Stil Willamsons möglichst treu zu bleiben, hat Kruger dann auch ein durchaus löbliches, aber letztlich doch sinnentleertes Resultat abgeliefert: Das unbedingte Verlangen, alles genau wie bei Williamson klingen zu lassen, tötet systematisch jegliche eigenständige Kreativität ab, und funktioniert trotzdem nicht, denn es wäre nicht Williamsons persönlicher Stil, wenn man den einfach so kopieren könnte. Kurz gesagt: „Scream 3“ ist vollgestopft mit selbstironischen Anspielungen und Movie-In-Jokes (sogar die Polizisten vergleichen ihre Situation mit Kinofilmen), kapiert aber selbst nicht, wozu das eigentlich gut ist.

Die ersten beiden Teile waren Horrorfilm-Parodien, die gleichzeitig als Horrorfilm funktionierten. Teil Drei ist ein Horrorfilm, der gerne eine Parodie wäre, badet aber viel zu tief in selbstgeschaufelten Klischee-Pools, um das wirklich zu können. Während sich im ersten Teil alles auf überraschende, aber durchaus logisch nachvollziehbare Weise auflöste, gibt „Scream 3“ sämtlichen Logik-Anspruch von vornherein auf. Die weiße Maske kann immer, überall und hinter jeder Ecke auftauchen (oder auch nicht: die Fake-Schocker sind wieder sehr zahlreich), und genauso schnell verschwinden. Die Identität des Killers/der Killerin ist zu keinem Zeitpunkt irgendwie zu erraten, denn die Schlußauflösung ist so weit hergeholt, daß keine Spur der Welt hinführen könnte. Vor allem im großen Gemetzel-Showdown zeigen alle Beteiligten, daß sie nichts gelernt haben, denn systematisch trennt man sich lieber, um alleine in dunkle Keller hinabzusteigen, als zusammen zu bleiben. Und der größte Topper: In diesem Film läuft unheimlich viel über Mobiltelefone, was gerade deshalb fatal ist, weil der Täter/die Täterin über einen Stimmenmodulator verfügt, mit dem jede, aber auch jede Stimme perfekt imitiert werden kann. Ein Scrambler, wie er schon in Teil Eins benutzt wurde, ist ja okay. Aber dieses Gerät ist einfach, naja, bescheuert.

Es war nicht wirklich damit zu rechnen, daß „Scream 3“ die Klasse seiner Vorgänger würde halten können. Es ist ein brauchbarer Horrorfilm, der die Fans der Serie mit vielen kleinen Lachern und Seitenhieben verwöhnt, ansonsten aber kaum etwas zu bieten hat. Es ist ganz gut, daß die Sache hier ihren halbwegs würdigen Abschluß findet, bevor „Scream“ zu etwas wird, was die „Stab“-Serie im Film bereits ist: Eine platte und schwachsinnige Ketten-Produktion, die alle nur wegen des Geldes machen, und die keiner wirklich auf seinem Lebenslauf haben will. Es gibt Gerüchte über „Scream 4“, allerdings haben so ziemlich alle wichtigen Leute gesagt, daß sie da nicht mehr mitmachen werden. Es ist zu hoffen, daß sie hart bleiben. Denn hiermit sind sie (noch) sauber aus der Sache raus gekommen.

Bilder: Copyright

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