Man kann es zwar nicht direkt als eine deutsche Variante des Backwood-Horrors bezeichnen, aber auch hierzulande hat sich in den letzten Jahren eine Art Subgenre entwickelt, dass uns die Abgründe des Hinterlandes präsentiert, dort wo die verschworene Dorfgemeinschaft allen Auswärtigen mit Schweigen und Misstrauen begegnet und gerne ein dunkles Geheimnis verbergen und bewahren möchte. Von der Romanverfilmung „Tannöd“ über die Miniserie „Weinberg“ bis zu Heimatwestern wie „Das dunkle Tal“ oder dem ostdeutschen Grauen in „Freies Land“ wurde diese Art Heimatfilm bereits beackert und das mit überwiegend erfreulichen Ergebnissen.
Die Standartzutaten in Form von Mördern, skrupellosen Patriarchen und geistig zurückgebliebenen Bewohnern, bei denen man erst mal nicht weiß ob sie Opfer oder Täter sind, enthält auch „Schweigend steht der Wald“ von Saralisa Volm, ein Titel der aus marketing-technischer Sicht vielleicht nicht ganz so optimal gewählt ist. Und auch die aufrechte Ermittlerin, die unbedingt Licht ins Dunkel bringen und in der Vergangenheit liegende Taten aufdecken möchte, begegnet uns hier in Person der Forstpraktikantin Anja, die offiziell in diese Gegend der Oberpfalz kommt um dort ein paar geologische Vermessungen vorzunehmen, eigentlich aber die Spur ihres genau dort vor zwanzig Jahren spurlos verschwundenen Vaters wieder aufnehmen und dessen Schicksal nun endgültig klären möchte. Das stößt bei den Honoratioren des Ortes auf wenig Begeisterung, und so wird es schnell gefährlich für Anja, auch wenn sie den einen oder anderen Unterstützer findet.
Der Film spielt im Jahr 1999, die mysteriöse Tat ereignete sich demnach in den Siebzigern und schon da ging es um die Spurensuche zu einem etwas weiter zurückliegenden Ereignis, dass die aktuellen Bewohner aber zumindest teilweise selbst miterlebt und zu verantworten haben. Da kann man sich eigentlich recht schnell denken, um welche Art Verbrechen aus welcher deutschen Periode es letztlich geht. Daher kann die Geschichte selbst in Sachen Originalität und Spannung beim etwas erfahreneren Zuschauer auch nur bedingt punkten. In Sachen Stimmung und Atmosphäre sieht es da deutlich besser aus, denn es gelingt ganz ausgezeichnet den Wald und seine Umgebung so in Szene zu setzen, dass sich durchgehend eine unheimliche bis unangenehme Stimmung breit macht, ein paar richtig eklige Szenen inklusive.
Die aus vielen deutschen Produktionen bekannte Langsam- und teilweise Sprachlosigkeit von Handlung und Protagonisten wirkt hier ebenfalls recht passend, wobei die Darstellerleistungen von überzeugend bis leicht steif und gekünstelt variieren, nach der Faustregel: Je schräger oder bösartiger die Figur, desto mehr Möglichkeiten schauspielerisch zu glänzen - und diese werden dann auch genutzt. Obwohl es sich im strengeren Sinne nicht um einen echten Horrorfilm handelt, wirkt das ganze Setting und die Machart von „Schweigend steht der Wald“ aber sicher nicht unbeabsichtigt wie ein solcher und unterscheidet sich damit recht wohltuend von der etwas biederen, typischen deutschen TV-Krimikost. Und deshalb läuft der Film auch durchaus zurecht im Kino.
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