Lolita (Marilou Berry) hat's nicht leicht, denn sie ist weder besonders attraktiv noch verführerisch wie ihre Namensgeberin. Wenn sich doch mal jemand für sie interessiert, dann nur, weil sie die Tochter des berühmten Schriftstellers Étienne Cassard (herrlich arrogant: Jean-Pierre Bacri) ist. Der wiederum kümmert sich lieber um seine Frau, die so jung ist, dass sie stets für seine Tochter gehalten wird. Dabei wünscht Lolita sich eigentlich nur, dass er ihr einmal beim Singen zuhört. Doch selbst ihre Gesangslehrerin Sylvia (fantastisch gespielt von Regisseurin Agnès Jaoui) gibt ihr nur extra Stunden, nachdem sie erfährt, wer Lolitas Vater ist. Sylvias Mann ist nämlich selbst Schriftsteller und könnte von dieser Beziehung profitieren. Nur Sébastien (Keine Bouza) scheint es wirklich ernst mit ihr zu meinen, aber Lolita ist so verzweifelt und von ihren Problemen besessen, dass sie ihn ständig links liegen lässt. Doch früher oder später muss ja jemand erkennen, dass das "hässliche Entlein" innerlich schon längst ein Schwan geworden ist …. Agnès Jaoui hat ein Talent dafür, die Dinge so zu zeigen wie sie sind. Geschichten, die das Leben schrieb sozusagen, mit einem guten Ohr für Dialoge. Das fand offenbar auch die Jury in Cannes, die ihr dieses Jahr für "Schau mich an" den Preis für das beste Drehbuch verlieh. Bei den Auseinandersetzungen zwischen den Figuren, besonders zwischen Lolita und ihrem Vater und Sébastien ist der Dialog so treffend, dass man es kaum ertragen kann. Vor allem Bacris Cassard nimmt kein Blatt vor den Mund und entschuldigt sich meistens viel zu spät mit den Worten "ich mach doch nur Spaß". Aber gesagt ist gesagt, wie wohl jeder aus eigener Erfahrung weiß. Und so rutscht man unruhig im Kinosessel rum, während kommunikativ auf der Leinwand alles schief geht, was irgendwie schief gehen kann. "Schau mich an" befasst sich mit der Suche nach dem Glücklichsein und der Frage, ob es möglich ist, sich zu ändern und seiner Situation zu entkommen. Jaoui und Bacri spielen mit den klassischen Klischees und Konflikten zwischen Paaren und Freunden, aber nie so, dass es abgedroschen klingt. Dabei spielen Macht und Einfluss natürlich eine große Rolle. Wer sich vom Erfolg blenden lässt, hat oft das Nachsehen, denn am Ende wird die Überheblichkeit doch bestraft. Da ist zum Beispiel der idealistische Schriftsteller Pierre (Laurent Grévill), der alles aufgibt um ein bisschen Aufmerksamkeit von Cassard zu ergattern und sich zum Schluss auch noch im Fernsehen blamiert. Oder Cassards Frau (die echte "Lolita"), die plötzlich merkt, dass sie zur Barbiepuppe geworden ist. |
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