Roman J. Israel, Esq. – Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit

Originaltitel
Roman J. Israel, Esq.
Land
Jahr
2017
Laufzeit
11 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Maximilian Schröter / 28. Februar 2018

Denzel Washington2014 sorgte der Drehbuchautor Dan Gilroy mit seinem Regiedebüt „Nightcrawler“ für Aufsehen. Der Film erhielt Nominierungen für mehrere wichtige Filmpreise, unter anderem eine Oscarnominierung für Gilroys Drehbuch. Dessen zweite Regiearbeit durfte man daher mit Spannung erwarten; nun kommt „Roman J. Israel, Esq.“ auch hierzulande ins Kino. Auch dieses Mal hat es übrigens „nur“ für eine einzige Oscarnominierung gereicht, die aber – so viel sei vorweg schein einmal verraten – hochverdient ist. 

Denzel Washington spielt den titelgebenden Roman J. Israel, einen alleinstehenden, idealistischen Anwalt, für den Geld nie das Wichtigste im Leben war. Mit seinem Partner betreibt er seit vielen Jahren eine kleine Kanzlei, hält sich selbst aber meist im Hintergrund. Öffentliche Auftritte und Reden sind ihm unangenehm, stattdessen kümmert sich der mit geradezu enzyklopädischem Rechtswissen ausgestattete Roman lieber um Recherchen und sorgt im Hintergrund dafür, dass der Laden läuft. Als sein Partner jedoch nach einem Herzinfarkt bewusstlos im Krankenhaus liegt, wird Roman gezwungen, selbst ins Rampenlicht zu treten. Er kümmert sich zunächst um einige Fälle der Kanzlei, erfährt jedoch bald, dass es um die Firma finanziell schlecht bestellt ist und sie darum geschlossen werden soll. Obwohl er nun also ohne Job dasteht, sieht er das Angebot von George Pierce (Colin Farrell), für eine weit größere und wichtigere Anwaltskanzlei zu arbeiten, mit großer Skepsis. Roman zweifelt an den Motivationen von Pierce und dessen Kollegen. Geht es ihnen wirklich darum, einen Unterschied zu machen und Menschen zu helfen? Oder lassen sie sich allein von Geld und der Aussicht auf prestigeträchtige Fälle leiten? Es zeigt sich, dass beide Seiten hier voneinander lernen können und dass es auch für Roman gar nicht so einfach ist, seinen Idealen und Prinzipien treu zu bleiben.
 

Reden wir gar nicht lange drumherum: „Roman J. Israel, Esq.“ ist ein in jeder Hinsicht solider bis guter Film. Drehbuch, Kamera, Musik, Schauspiel – in jedem Bereich werden hier zwar die bei einer Colin FarrellHollywoodproduktion erwartbaren überdurchschnittlichen, aber nicht wirklich herausragende Leistungen erbracht. Es gibt jedoch eine oben schon angedeutete Ausnahme, die den Film dann eben doch zu etwas Besonderem macht und eigentlich schon allein den Kauf einer Eintrittskarte wert ist. Und diese Ausnahme ist Denzel Washington. Für seine Darstellung von Roman J. Israel, bei der er regelrecht hinter der von ihm gespielten Figur verschwindet, wurde Washington vollkommen zurecht mit seiner achten Schauspielnominierung bei den Oscars bedacht. Vom nervösen Mahlen des Kiefers bis hin zum spezifischen Gang hat Washington seiner Figur eine ganz eigene Körpersprache verpasst. Als Anwalt, der nicht gerne öffentlich spricht und sich mit zwischenmenschlichen Interaktionen generell etwas schwertut, scheint Roman ja eigentlich den falschen Beruf gewählt zu haben und eine etwas bemitleidenswerte Figur zu sein. Doch durch Washingtons Schauspiel ist er dem Zuschauer nicht nur von Beginn an sympathisch, sondern man kann auch stets nachvollziehen, was dieser leicht verschrobene, von den Anwaltskollegen in geschniegelten Anzügen belächelte Mann fühlt.

In seinen eigenen, billigen und stets etwas knittrig wirkenden Anzügen hebt sich Roman auf den ersten Blick von Pierce und dessen Kollegen ab. Dazu kommt dann noch Romans doch recht spezielle, nicht nur aufgrund seines umfangreichen Paragrafenwissens bisweilen leicht autistisch wirkende Art. Seine sprachlichen Ticks, sein äußeres Erscheinungsbild und die Konsequenz, mit der Denzel Washington auch kleine physische Details in sein Schauspiel einfließen lässt, machen aus Roman einen dreidimensionalen Charakter, mit dem man von den ersten Filmminuten an mitfiebert.

Carmen Ejogo & Denzel WashingtonGanz auf Roman konzentriert, gibt der Film den anderen Charakteren leider weniger Raum. Colin Farrell ist als glatter, aber nicht unsympathischer Anwalt perfekt gecastet, kann aber keinen größeren bleibenden Eindruck hinterlassen. Auch Romans Bekanntschaft mir der Aktivistin Maya (Carmen Ejogo) wäre ausbaufähig gewesen, dient aber immerhin dazu, Romans Charakter einige weitere Facetten zu verleihen. Insgesamt haben wir es also mit einem Film zu tun, der voll und ganz auf seine Hauptfigur zugeschnitten ist. Mit einem weniger begabten und erfahrenen Darsteller hätte das nach hinten losgehen können, dank Denzel Washingtons wunderbarem Schauspiel ist das Endergebnis jedoch immer noch sehenswert. Für den Oscar wird es allerdings aufgrund der starken Konkurrenz vor allem durch Gary Oldman wohl nicht reichen. Das Filmende lässt einen nachdenklich zurück, insgesamt entfaltet „Roman J. Israel, Esq.“ aber nicht das Maß an erzählerischer und atmosphärischer Kraft wie der deutlich kompromisslosere „Nightcrawler“.

Bilder: Copyright

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