Lisa
Reisert (Rachel McAdams) ist eine erfolgreiche
Hotelmanagerin, aber
ansonsten eine seit einem schlimmen Erlebnis sehr
verunsicherte
Frau. Das Fliegen hasst sie und so ist es ihr ganz recht,
als sie
die Bekanntschaft des charmanten Jackson (Cillian Murphy)
macht,
während beide auf ihren Flug nach Miami warten. Als sich
Jackson
dann auch im Flugzeug direkt neben sie setzt, schlägt
Lisas
anfängliche Begeisterung jedoch schnell in blankes
Entsetzen
um. Denn ihr Sitznachbar entpuppt sich als Mitglied einer
Verschwörung,
deren Ziel die Ermordung des amerikanischen Ministers für
Heimatschutz
ist. Der ist zu Gast in dem Hotel, für das Lisa arbeitet,
und
soll sich zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort
einfinden.
Um das zu erreichen, braucht Jackson die Hilfe von Lisa
und erpresst
ihre Mitarbeit mit einem überzeugenden Argument: Wenn sie
sich
weigert, muss ihr von Scharfschützen bereits ins Visier
genommene
Vater sterben.
Wes
Craven ist zurück. Der Altmeister des Horrorfilms lieferte
nach seinen fulminanten Erfolgen mit der "Scream"-Trilogie
in den letzten Jahren ja allzu oft nur mittelmäßige Ware
ab und konnte zuletzt auch mit seiner uninspirierten
Werwolfgeschichte
"Verflucht"
nicht mehr
so richtig überzeugen. Mit "Red Eye" entfernt er
sich jetzt einmal von seinen Genrewurzeln - und das ist
eine gute
Idee. Denn im für ihn ungewohnten Gebiet des reinen
Thrillers
ohne jegliche übernatürliche Beigaben läuft Craven
zu alter Form auf und liefert ein schnörkelloses Stück
Spannungskino ab.
Die Lorbeeren dafür gebühren allerdings ebenso
Drehbuchautor
Carl Ellsworth für dessen einfache und effektive Story.
Dass
er diese tatsächlich als alleiniger Autor von Beginn der
Produktion
bis zu deren Abschluss wie geplant umsetzten durfte, ist
heutzutage
sehr ungewöhnlich und versetzt den Schreiber selbst in
größtes
Erstaunen. "Ich habe eigentlich jeden Tag damit gerechnet
ersetzt
zu werden" erzählt Ellsworth. Wurde er aber nicht und
deshalb haben wir nun einen gelungenen kleinen Thriller
von nicht
mal 80 Minuten Länge (ohne Nachspann), der auf jeden
überflüssigen
Ballast verzichtet.
Stattdessen
bleibt es bei zwei Charakteren, die die meiste Zeit nur
miteinander
reden. Lediglich Veteran Brian Cox hat als Lisas Vater
noch eine
einigermaßen bedeutende Rolle, ansonsten fokussiert sich
alles
auf das Duell zwischen Lisa und Jackson. Die junge Frau
wächst
dabei sozusagen an ihrer Aufgabe, genauso wie Rachel
McAdams an
ihren Rollen. Denn nach ihren Darstellungen als
Romantikerin ("Wie
ein einziger Tag") und als Highschool-Biest in "Girls
Club" erweitert McAdams hier erneut bemerkenswert ihre
Bandbreite. In Cillian Murphy hat sie dabei einen
überzeugenden
Gegenspieler, dem die Wandlung vom unwiderstehlichen
Charmebolzen
der Anfangsminuten zum brutalen Killer mühelos gelingt,
und
der dabei ein ganzes Stück Furcht einflössender wirkt
als seine vom Namen her eigentlich darauf angelegte Figur
"Scarecrow"
in "Batman Begins".
"Red Eye" teilt sich deutlich in drei Handlungsabschnitte
auf, und nach der kurzen Einführung der Figuren am
Flughafen
nimmt dann natürlich der Mittelteil an Bord des Flugzeugs
die
meiste Zeit, ein, bevor es schließlich zum finalen
Showdown
kommt. Und dieses arg konventionelle Finale, auf das hier
ansonsten
nicht näher eingegangen werden soll, bildet dann auch die
einzige
wirkliche Schwäche des Films - von den paar kleinen
Logiklöchern
einmal abgesehen, die eine derart konstruierte Geschichte
aber wohl
fast unvermeidlich mit sich bringt.
Insgesamt betrachtet liegt mit "Red Eye" aber trotzdem
ein feiner Thriller vor: Kurz, knackig und konzentriert.
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