Outsourced

Originaltitel
Outsourced
Land
Jahr
2006
Laufzeit
103 min
Genre
Release Date
Bewertung
7
7/10
von René Loch / 2. Juni 2010

Outsourcing ist ein Phänomen, ein Missstand, eine bedenkliche Entwicklung - wie auch immer man es sehen möchte. Auf jeden Fall ist es im Zuge der Globalisierung zur gängigen Unternehmens-Praxis geworden. Massenhaft Arbeitsplätze werden in Niedriglohnländer in Asien oder Osteuropa verlagert. Manch einer in Bochum kann sicher ein Lied davon singen. Outsourcing ist aber auch das Schicksal, das Todd Anderson im Spielfilm-Debüt von John Jeffcoat ereilt, das passenderweise "Outsourced" heißt, und in Deutschland mit Hinweis auf Happy End-Garantie auch noch den Untertitel "Auf Umwegen zum Glück" erhielt.

Todd (Josh Hamilton) ist ein sympathischer junger Kerl, der in einem Call-Center arbeitet und dessen Aufgabe es ist, allerlei dämlichen Kitsch (Käse-Hüte) an den Mann zu bringen. Sein beschauliches, unaufgeregtes Leben ändert sich an dem Tag, an dem ihn sein Boss Dave (Matt Smith) in sein Büro zitiert und ihm erklärt, dass er soeben "outgesourced" wurde. Todd wird vor die Wahl gestellt, seinen Job aufzugeben oder nach Indien zu reisen und dort für die bedeutend billigeren Arbeitskräfte den Ausbilder zu spielen. Da der Film nach fünf Minuten nicht enden kann, entscheidet er sich für letzteres. In Indien erwartet Todd (dort "Mr. Tod" genannt) natürlich zunächst ein heftiger (Kultur-)Schock. Fahrende Züge, auf die er aufspringen muss (was ihm aber besser gelingt als Bill Murray in "Darjeeling Limited"), scheinbar harmlose Getränke mit stark abführender Wirkung und klauende Kinder sind dabei noch seine kleinsten Probleme. Einfach alles ist anders. Vor allem sind es die Menschen, ihre Sitten und Bräuche, ihre Einstellung zur Arbeit. Todd steht nun vor der schier unlösbaren Aufgabe, gut zwei Dutzend Inder zu amerikanisieren. Doch sein Weg zum Glück führt nicht über diese Tätigkeit oder eine akzeptable MPA (Minute pro Auftrag), sondern über Toleranz und Integration. Und vielleicht auch über die Liebe.

Wenn selbst ein Film wie "Transformers" in einem kleinen Gag ein politisches Thema aufgreift, dann muss es wohl wirklich eines sein, das die Landsleute bewegt. Und "Outsourcing" ist in der Tat ein Thema, das vor allem die Amerikaner bewegt. Nach eigenen Erfahrungen in Indien (aus denen schon die Dokumentation "Bollywood & Me" hervorging) war es für Regisseur John Jeffcoat und seinen Co-Autor George Wing an der Zeit, sich diesem Thema auch in einem Spielfilm zu widmen. Dabei entschied man sich bewusst gegen Hollywood und große Stars (wer weiß, ob die sich überhaupt für diesen Stoff und ein unbeschriebenes Blatt als Regisseur interessiert hätten), und setzte stattdessen auf eher unbekannte Darsteller sowie geringe Produktionskosten. Sehr naheliegend, aber nichtsdestotrotz ironisch erscheint es dabei, dass zu einem großen Teil auf indisches Personal vor und hinter der Kamera zurückgegriffen wurde.

"Outsourced" ist somit ein kleiner Film geworden, der fast ausschließlich in Indien und somit mit den Sehgewohnheiten der meisten Zuschauer spielt, sich aber auch musikalisch diesem Szenario anpasst, was je nach persönlicher Verbundenheit mit diesem Kulturkreis mehr oder weniger gewöhnungsbedürftig ist. Im Grunde erzählen Wing und Jeffcoat eine sehr warmherzige Geschichte ohne unnötig heraufbeschworene Dramatik. Richtig auf dem Spiel steht zu keiner Sekunde etwas und selbst der eigentlich böse Boss, der potentielle Buh-Mann, kommt ganz gut weg. Wer mit Indien (ähnlich wie Todd) bislang wenig am Hut hatte, dürfte (anders als Todd) einige Freude haben, die verschiedenen Facetten dieser aufstrebenden Nation auf dem Sprung vom Schwellenland zur Industrienation in 100 Minuten in einer sicherlich etwas romantisch-verklärten Form kennen zu lernen.

Gelegentlich bedient sich "Outsourced" zu stark bekannter Klischees, doch geschieht dies niemals in einer herabwürdigenden, sich darüber lustig machenden Art. Der Respekt vor dieser Kultur und die Faszination dafür sind deutlich zu spüren. Einige Szenen sind auch sehr witzig geraten, etwa wenn Todd und Asha (Ayesha Dharker), das weibliche Love Interest, die Rollen tauschen und sich in der dialektfreien Aussprache der jeweils anderen Sprache versuchen.

Auch wenn "Outsourced" im Grunde ziemlich vorhersehbar ist (besonders die sich frühzeitig abzeichnende Option einer Love-Story) und nicht jeder Gag zündet, so macht der Film doch Spaß. Man lernt ein wenig über die Kultur Indiens, muss sich dabei sicher keine Sorgen um seinen Herzschlag machen, denn etwas Aufregendes passiert garantiert nicht, und erhält in schöner Regelmäßigkeit Gelegenheit zu lachen. Die bestenfalls aus Nebenrollen in "Die Bourne Identität" und "Star Wars: Episode II" bekannten Hauptdarsteller machen ihre Sache ebenfalls ganz ordentlich, so dass man für diese Komödie sicher nicht den Göttern danken muss (denn diese finden im Abspann Erwähnung), es bei Weitem aber auch hätte kitschiger und klischeehafter werden können.

Bilder: Copyright

8
8/10

Guter Film. Und nicht nur zum Lachen.

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7
7/10

Ich fand ihn unterhaltsam und hab anfangs häufig gelacht. In der Mitte wird es etwas langatmiger. Trotzdem bietet der Fim gute Unterhaltung :o)

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