NVA

Jahr
2005
Laufzeit
98 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Margarete Prowe / 31. Mai 2010

Nach "Sonnenallee" und "Herr Lehmann" geht es jetzt zackig in die "NVA", den neuen Film von Leander Haußmann, der mit den davor genannten Filmen nun eine Ost-Trilogie bilden soll (auch wenn "Herr Lehmann" streng genommen in West-Berlin das Bier über die Theke schob). Haußmanns Ostalgie ist gekommen, um zu bleiben - wirft uns doch der Regisseur derzeit auch noch seinen gleichnamigen Roman zum Film um die Stahlhelme.
Aber während "Sonnenallee" direkt ins Herz schien und "Herr Lehmann" einen zwischen Beck's und Elektrolyten gleichzeitig zum Lachen und Weinen bringen konnte, ist "NVA" nur eine Militärklamotte, die eher zufällig in der Nationalen Volksarmee der DDR, der "unattraktivsten Armee aller Zeiten", zu spielen scheint. Dieser Film ist leider nur bedingt diensttauglich, wie unsere Musterung ergeben hat.

Der zart besaitete Henrik Heidler (Kim Frank, Ex-Sänger der Teenie-Band Echt) findet sich mit einem Haufen mehr oder weniger cooler Rekruten in der Fidel-Castro-Kaserne zum 18-monatigen Wehrdienst bei der Nationalen Volksarmee (NVA) ein. Hier werden sie lernen, warum "Ein Bett im Kornfeld" eine Verklärung der Obdachlosigkeit im imperialistischen Ausland ist, wie man mit Gasmaske bekleidet den heimischen Nadelwald verteidigt, lebendig durch die Armeezeit kommt und dabei auch noch Weiber aufreißt.

Dies hätte einen ordentlichen Film ergeben können, tut es aber leider nicht. Haußmann, der seinen eigenen Wehrdienst bei der Volksmarine und somit nicht in einer Kaserne verrichtete, hat sich anscheinend nicht so wirklich entscheiden können, was er da eigentlich schaffen wollte. Eine Militärklamotte (eine Einordnung, die sich aufgrund des fertigen Produktes aufdrängt) sollte es angeblich nicht sein. Eher schon eine Satire, was aufgrund der Aneinanderreihung harmlos-lustiger Episödchen doch eher als eine gewagte These erscheint. Manche nennen es eine Abrechnung mit der NVA, aber dafür ist dieser Film nicht böse genug. Und so darf nun jeder selbst auf Erkundungstour durchs filmische Gebiet gehen.
"NVA" ist eher eine DDR-Version von "Police Academy" oder "Schütze Benjamin" (mit Goldie Hawn), als sich mit Klassikern wie "M.A.S.H." oder dem Ausbildungs-Camp von "Full Metal Jacket" messen zu können. Dafür ist der Film voll von Anspielungen auf Kubricks Kriegsfilm-Meisterwerk, die mal mehr, mal weniger gut passen.

Ganz ausmustern muss man "NVA" allerdings nicht, denn es gibt auch gute Gründe, sich für den Film ins Kinodickicht zu begeben.
Da sind zum einen die Schauspieler. Kim Frank kehrte für den Film aus seiner Heimat bei Flensburg ins Rampenlicht zurück, was dem 23-jährigen Ex-Echt-Sänger ("Du trägst keine Liebe in dir"), der seinen Ruhm schon mit 15 erleben durfte oder musste, anscheinend gut getan hat. Frank schaut liebevoll-treu-verklärt aus seinen großen Augen und entspricht somit perfekt seiner Rolle. Wäre diese nicht, wie alle anderen leider auch, so einseitig-oberflächlich angelegt gewesen, dann hätte er vielleicht noch mehr zeigen können.
Detlev Buck ist Buck wie immer und hat somit die Lacher schnell auf seiner Seite. Am meisten erfreut die Leistung von Oliver Bröcker, der den Rebell-Rekruten Krüger spielt, dem zwischendurch auch mal eine Gehirnwäsche widerfährt. Bröcker wurde bisher zwei Mal für den Deutschen Fernsehpreis nominiert und sollte seinen Bekanntheitsgrad nach "NVA" steigern können.

Der Soundtrack ist brillant: Von "Going up the Country" von Canned Heat bis Cat Stevens' "Oh very young", mit ein bisschen Aimee Mann und Element of Crime, deren Sänger Sven Regener die Romanvorlage zu Haußmanns Film "Herr Lehmann" schrieb, reicht hier das Spektrum und macht in Verbindung mit dem NVA-Alltag einfach großen Spaß. Die Soundtrack-Rechte waren wahrscheinlich nicht billig, haben sich aber gelohnt: Nicht nur macht der Film durchaus Lust auf einen Soundtrack-Kauf, die exzellente Musik hilft auch noch, ihn aus der Masse schlechter Komödien herauszuhieven.
Dann ist da noch die Kamera von Frank Griebe ("Lola rennt"), die mal wieder grandios ist. Haußmann hatte schon bei "Herr Lehmann" mit Griebe gearbeitet, die Früchte dieser guten gemeinsamen Erfahrung zeigen sich hier: Die einfallsreiche visuelle Arbeit lockert die Handlung auf und hält den Film in Schwung.

Trotzdem gibt es in Bezug auf die Handlung einige Schwächen, die nicht getarnt werden konnten - denn die Handlung selbst wird leider vermisst. Wo ist die Geschichte hinter diesen Gags? Die Rekruten kommen in die NVA, dann passiert mal dies, mal das, und dann ist da irgendwo das Ende. Einen Spannungsbogen sucht man ebenso vergebens wie eine echte Charakterentwicklung. Der einzige, dem ein gewisser (und plötzlicher) Entwicklungsprozess zugestanden wird, ist der Protagonist Henrik, doch gerade hier reagiert der Zuschauer eher verblüfft auf dieses Manöver, welches sich nicht wirklich angekündigt hat.

Was soll's, "NVA" macht trotzdem Spaß. Ach, hätte Leander Haußmann doch stattdessen Sven Regeners zweiten Roman "Neue Vahr Süd" verfilmt, der zeitlich vor "Herr Lehmann" während der Bundeswehrzeit des uns ans Herz gewachsenen Lehmann spielt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden: Haußmann hat angekündigt, dass er die DDR hinter sich lassen will. Die Bundeswehr wartet vielleicht schon auf ihre filmische Aufarbeitung….

Bilder: Copyright

Abschied von Sex und Geilen Weibern/
Abschied von Schnaps und LSD/
Abschied von allem, was wir lieben/
Scheiße wir müssen zur Armee.

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Dieser Film ist so überflüssig wie ein Kropf,er stellt nicht im Geringsten dar wie das Leben in der NVA war und ablief.Die Macher
des Filmes sind noch nicht mal in der Lage auf Kleinigkeiten wie
Trageweise der Uniform,Dienstablauf und Leben der Soldaten,Unteroffi-
ziere und Offiziere einzugehen ohne es als stumpfsinniges Dahinexis-
tieren darzustellen.
Noch ein Wort zur Meinung von: ThomasRittel2906@aol.com
Von wann bis wann hast du in der 3.RBR gedient,was war deine Dienststellung,welche Abteilung?

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dieser film ist echter schrott,wer selber gedient hat,weiss das es nicht so war,blöder kann man leute nicht veralbern..
ich hab von 83-ek 86-1 in der gewa7 in frankenberg gedient,vieleicht meldet sich mal jemand aus der zeit,würde mich freuen

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5
5/10

Petrer wrote:
Die NVA bestand also nur aus Trottel, Schlappschwänzen und Versagern.(die können ja nicht mal gerade durch den Wald laufen…/ müssen den Flur mit der Zahnbürste putzen…/Musikbox…./ Schildkröte…)
Das waren Dinge die es so in der NVA zu meiner Zeit nicht mal ansatzweise gab.

Musikbox, Schildkröte gabs früher bei der (westdeutschen) Bundeswehr. Heute inzwischen alles verboten.

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5
5/10

Dieser Film könnte auch "Beim Bund" heißen. Die Szene mit dem Koppel z.B., Adler im Sturzflug, das Schildkrötenrennen, oder der Trick mit der Membran in der Gummifotze, all das gab es auch beim Bund. Es hat auch Selbstmorde und Eigenmächtig Abwesende gegeben, ebenso Allkis unter den sogenannten Führungskräften. Unsereiner hatte nur den Vorteil das wir fast jedes Wochenende Heim durften (NATO-Ralley). Ansonsten Kameraden der ehemaligen NVA in unser aller Vorgänger-Armee ist es bestimmt genauso gewesen. Schau euch mal die alten Filme der Reihe 08/15 an.Mein Tip, schau euch den Film nochmal an und tausch das NVA gegen BUND aus.

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4
4/10

Nette Unterhaltung, vor allem durch den (kaum zu erkkenenden) D. Buck. Ich habe nicht "gedient" (obwohl Ossi), kann also über den Inhalt nicht viel sagen... Aber den Schluß fand ich einfach genial. Vielleicht das Lustigste am ganzen Film!

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10
10/10

ein bisschen übertrieben ist der film schon,aber im grossen und ganzen war es so,
ich war als uffz. in mühlhausen bei den panzern,(EK 80 2)und ich will die zeit auch nicht missen,ich kann mich noch gut zurück erinnern,am schönsten waren die saufgelage,die wir veranstaltet haben,auch wenn wir dann dafür in den knast mussten,alle die in dieser zeit in mühlhausen gedient haben,können sich bei mir melden,wir werden ein veteranentreff im mai 2009 veranstalten und hoffe auf grosse beteiligung

Frank

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8
8/10

Hallo,
Suche das Lied was sie in der Disko spielen wo dann krüger abgeführt wird.
Wird später nochmal von platte gespielt als Sie ihn "richtig erzieht".
Weiß jemand wie es heißt?
Vielen dank im Vorraus

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1
1/10

Der Film hat nicht sehr viel mit der realität von damals zu tun ich habe in tautenhain von 1981-1983 gedient und habe weis gott viel mit erleben müssen und das wie die anderen auch unfreiwillig!u wünsche sowas kein zu erlebt zuhaben!!!

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8
8/10

Ich fand den Film ganz gut. Sicher einiges etwas überzeichnet, aber das geht sicher als Mittel der Filmkunst in Ordnung. Viele Situationen habe ich ähnlich erlebt. Zum Glück verdrängt der Mensch das Negative. Kameradschaft und Zusammenhalt gegen den Druck von Vorgesetzten sind positive Erinnerungen. Die EK-Bewegung war für uns als "Spitze" stressig, später hatte man als Vize und dann als E ausgesorgt.
Alles in allem ein Stück Lebenserfahrung, das ich ehrlich gesagt nicht aus meiner Erinnerung streiche und gern den einen oder anderen Schwank erzähle.
Gedient habe ich 18 Monate als Fernsprecher in der Führungsbatterie des Artillerieregiments 3 "Alfred Frank" Leipzig, Olbrichtstraße von 81-83. 1986 "durfte§ ich für 13 Wochen als Reservist nach Neubrandenburg Fünf Eichen.

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