Filme über Profikiller stehen in Hollywood seit jeher hoch im Kurs und üben auf den Zuschauer stets aufs Neue eine enorme Faszination aus. Das Spektrum reicht von zeitlosen Klassikern wie Fred Zinnemanns "Der Schakal", Luc Bessons "Leon" oder Michael Manns "Collateral", allesamt Meisterwerke ihres Genres, bis hin zu locker-leichten Komödien wie dem wunderbaren "Grosse Pointe Blank" mit John Cusack oder dem erst kürzlich erschienenen und leider enttäuschenden "Mr. & Mrs. Smith". Allesamt leben diese Filme von der unwiderstehlichen Anziehungskraft, die von ihrer Hauptfigur ausgeht. Hitman Vincent aus "Collateral" zeichnet Regisseur Mann als einsame Figur, die zwar auf gewisse Weise beginnt, Sympathie für seine Geisel zu entwickeln, aber gleichzeitig unfähig ist, irgendeine Form von Mitgefühl für Menschen zu empfinden. Er ist zu dieser Emotion schlichtweg nicht imstande, was ihn zu einer tragischen Figur macht. Als Zuschauer weiß man meist nicht, ob man so einen Menschen denn nun verabscheuen oder bemitleiden soll. Und eben genau jene Ambivalenz machen sich die guten Filme dieses Genres zunutze. Filme über Profikiller faszinieren.
"Mord und Margaritas" gehört in der oben genannten Einteilung eindeutig in die Gruppe der Komödien. Auftragskiller Julian Noble (Pierce Brosnan) leidet unter einer Midlife-Crisis. Seit Jahren hetzt er von Auftrag zu Auftrag, bis er irgendwann realisiert, dass es keinen Menschen in seinem Leben gibt, der ihm nahe steht und der sich ernsthaft für Ihn interessiert. Das einzige was ihm noch bleibt, ist seine Arbeit, doch was würde passieren, wenn er bei dieser auf einmal versagen würde? Als er in Mexico City eintrifft, um dort einen weiteren Auftrag zu erledigen, begegnet er in der Hotelbar Danny Wright (Greg Kinnear), einem Geschäftsmann aus Denver. Danny ist nach Mexiko gekommen, um dort einen möglichen Vertrag abzuschließen, der ihn und seiner Frau Bean (Hope Davis) aus einer ernsthaften finanziellen Krise helfen könnte. So unterschiedlich diese beiden Männer auch sein mögen, werden Sie schon sehr bald auf eine Art und Weise aufeinander angewiesen sein, von der die beiden im ersten Moment noch nichts ahnen.
Wenn man über diesen Film spricht, muss man zwangsläufig mit Pierce Brosnan beginnen. Seine Darstellung des Killers Julian Noble ist grandios und im Grunde alleine die Eintrittskarte wert. Ex-Bond-Darsteller Brosnan teilt das Schicksal seiner vier Vorgänger, die nach ihrer mal mehr oder weniger erfolgreichen Bond-Karriere nie mehr aus dem Schatten des britischen Geheimagenten heraustreten konnten. Lediglich Sean Connery ist es viele Jahre später gelungen, sich von der Rolle zu lösen, alle anderen sind gescheitert. Eben dieses Schicksal teilt natürlich auch Pierce Brosnan, der schon so oft gebetsmühlenartig wiederholt hat, er wolle nicht auf die James Bond-Rolle beschränkt werden.
Tatsächlich könnte dies der Film sein, mit dem er das 007-Image hinter sich lassen könnte, und daher hat er ihn sich sicher nicht zufällig ausgesucht. Die Figur des Julian Noble ist der Anti-Bond schlechthin. Er ist Alkoholiker, flucht was das Zeug hält ("I look like a Bangkok hooker on a Sunday morning, after the Navy's left town"), bezahlt Frauen, um mit ihm zu schlafen und ist zu guter letzt nicht mal mehr imstande, seinen Job ordentlich zu erledigen, weil er sein Gewehr nicht mehr ruhig halten kann. Wie Brosnan diese abgewrackte Figur spielt, die selbst noch versucht mit minderjährigen, mexikanischen Mädels zu flirten, das ist wirklich ganz große Klasse. Völlig zurecht hat er dafür eine Golden Globe-Nominierung erhalten, in "Mord und Margaritas" zeigt er vielleicht sogar seine beste Vorstellung überhaupt.
Ihm gegenüber steht Greg Kinnear ("Besser geht's nicht"), der den Part des steifen Geschäftsmanns übernimmt, der mit dem alternden Profikiller auf den ersten Blick wirklich gar nichts gemeinsam hat. Kinnear erweist sich hier ebenfalls als Glücksgriff, und so gehören die gemeinsamen Szenen der beiden Protagonisten dann auch zu den absoluten Highlights des Films. Es macht Spaß den beiden zuzusehen, wie sie trotz oder gerade wegen Ihrer Unterschiede zu Freunden werden, die sich am Ende schließlich gegenseitig brauchen, um zu überleben. Das Drehbuch unterstützt die beiden mit ein paar wirklich toll geschriebenen Szenen, die für sich allein betrachtet immer wieder für heitere und teils auch traurige Momente sorgen, wobei gerade letztere und damit auch das nachdenkliche Ende zu den mit Abstand stärksten Momenten des Films zählen.
Nach soviel Lob muss allerdings leider angemerkt werden, dass "Mord und Margaritas" in vielen anderen Punkten hohen Ansprüchen nicht gerecht wird. Besonders in Sachen Dramaturgie offenbart das Drehbuch vor allem im Mittelteil doch enorme Schwächen, so dass auch das tolle Zusammenspiel der Protagonisten hier nicht mehr viel retten kann. Regisseur Shepard hat sich außerdem offenbar entschieden, seinem Film einen gewissen comicartigen Stil zu verleihen: So kündigt er Ortswechsel häufig in grellen Farben auf voller Leinwandgröße an und baut mal eben zwischendrin ein paar Slapstick-Sequenzen in den Handlungsablauf ein, die zwar für sich genommen durchaus komisch sind, aber dann doch das ohnehin schon eher langsame Erzähltempo noch stärker ausbremsen, so dass der Film in jenen Minuten förmlich zum Stehen kommt. Diese Comic-hafte Inszenierung verleiht dem Film zwar eine gewisse Leichtigkeit, verhindert in manch ernsteren Momenten jedoch, dass man sich als Zuschauer wirklich voll und ganz mit den Charakteren identifizieren kann, so dass so manch ernstere Szene, die für sich allein genommen auch wirklich schön inszeniert und toll gespielt ist, im Endeffekt Ihrer Wirkung beraubt wird. Schade, hier wäre weniger vielleicht mehr gewesen.
Was also bleibt, ist ein äußerst kurzweiliger Film mit ein paar tollen Sprüchen und einem grandiosen Pierce Brosnan, aber leider eben auch dem dumpfen Gefühl, dass hier wirklich etwas mehr drin gewesen wäre als eine locker leichte Komödie, die ab und zu mal versucht ein wenig nachdenklich zu sein. Sei es drum, genug Potential für einen lustigen Kinoabend besitzt "Mord und Margaritas" allemal. Oder um es noch einmal mit Julian Nobles Worten zu sagen, "Just consider me the best cocktail party story you ever met". Nicht mehr und eben auch nicht weniger.
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