
Diese Welt, in der Verhütung noch ein absolutes Tabuthema ist und moderne Kunst als "subversiv" angesehen wird, ist für die emanzipierte Katharine anfänglich ein Schock, erweckt in ihr jedoch auch gleichzeitig eine Art Missionsdrang. Nach anfänglichen Schwierigkeiten versucht sie den Mädchen mit unkonventionellen Mitteln, wie z.B. mit "Malen nach Zahlen" klar zu machen, dass sie ihr Leben selbst in der Hand haben und eine Karriere auch neben der Ehe möglich ist. Viele der Mädchen, wie z.B. die kluge Joan (Julia Stiles), die das Zeug hätte Jura zu studieren, oder die lebenslustige Giselle (Maggie Gyllenhaal) beginnen die Lehrerin zu achten und zu bewundern, in der herablassenden und traditionsbewussten Betty (Kirsten Dunst), die bereits verheiratet und die Tochter einer einflussreichen Wellesley-Ehemaligen ist, findet sie jedoch eine erbitterte Gegnerin.
Natürlich erinnert einen dieser Film stark an eine Art feministische Version von "Der Club der toten Dichter"; beide Filme spielen zur etwa gleichen Zeit und in beiden Fällen steht ein freidenkender Lehrer im Mittelpunkt, der versucht verkrustete Strukturen aufzubrechen und das Leben seiner Schüler positiv zu beeinflussen. Bei "Mona Lisas Lächeln" kommt allerdings noch hinzu, dass sich ein Großteil der Story um das Frauenbild im Amerika der 50er Jahre dreht. Es gelingt Regisseur Mike Newell ("Vier Hochzeiten und ein Todesfall") hervorragend, diese Ära bis in die kleinsten Details wieder aufleben zu lassen, und es ist faszinierend und amüsant im Nachhinein zu betrachten, wie verklemmt, verspießt und puritanisch das Leben für diese Mädchen damals noch war.
Die schauspielerischen Leistungen überzeugen durchweg und es ist erfrischend, dass Julia Roberts in ihrer Rolle nicht als messiasgleiche, makellose Lichtgestalt daher kommt, die den verblendeten, unterdrückten Schülerinnen die Augen öffnet. Auch sie hat ihre Probleme und weiß eigentlich nicht genau was sie will. Ihr Lächeln gleicht dem der Mona Lisa, bei deren Betrachten sich auch eine Schülerin Katherines fragt: "Aber ist sie wirklich glücklich?" Katherine steigert sich derart in ihre "Mission" hinein, die Mädchen davon zu überzeugen anstatt der Ehe sich zuerst um ihre Karrieren zu kümmern, dass sie vollkommen aus den Augen verliert, dass jede die freie Wahl haben sollte und sich einige nun mal tatsächlich freiwillig für die Ehe entscheiden. Am Rande sei noch bemerkt, dass eine derart in 68er-Manier aufmüpfige Lehrerin Anfang der 50er Jahre ihrer Zeit weit voraus und eher schon utopisch war. Für die Rollen der Schülerinnen wurde eine ganze Riege junger weiblicher Hollywoodstars aufgeboten: Julia Stiles als Joan, die Streberin, Maggie Gyllenhaal als Giselle, die sexuell Erfahrene, Kirsten Dunst als Betty, das Miststück, und Ginnifer Goodwin als Connie, das Pummelchen, das keinen Kerl abbekommt. Man könnte dem Film entgegenhalten, das seien nun sehr simpel gestrickte und in College-Filmen obligatorische Figuren, nur wenn man ehrlich ist, findet man diese Charaktere tatsächlich in den meisten echten Schulklassen wieder. Eine gewisse Vorhersehbarkeit von Teilen der Story verzeiht man gerne und sie führt keinesfalls dazu, dass man das Interesse an der Handlung verliert. Das Wellesley-College existiert übrigens tatsächlich, und in seinen Jahrbüchern finden sich prominente Namen wie Madeleine Albright, Madame Chiang Kai-Shek, Ali McGraw und Hillary Rodham Clinton, die mit einem Zeitungsartikel zu ihrer College-Zeit die Drehbuchautoren Lawrence Konner und Mark Rosenthal zu "Mona Lisas Lächeln" inspirierte. Herausgekommen ist ein unterhaltsamer, historischer und perfekt in Szene gesetzter Film mit überzeugenden Darstellern. |
Neuen Kommentar hinzufügen