The Life of Chuck

Land
Jahr
2024
Laufzeit
111 min
Genre
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Matthias Kastl / 26. Juli 2025

Mit "The Life of Chuck" liefert Regisseur Mike Flanagan nach "Das Spiel" und "Doctor Sleeps Erwachen" nun bereits seine dritte Adaption eines Stephen-King-Stoffs ab. Diesmal fällt die literarische Vorlage allerdings etwas schmaler aus, denn mit knapp über 60 Seiten handelt es sich bei "Chucks Leben" lediglich um eine Kurzgeschichte vom "Meisters des Horror". Reicht das für einen guten Film? Angesichts einer sehr faszinierenden Ausgangsidee möchte man instinktiv mit „Ja“ antworten. Doch so nett der Film stellenweise auch ausfällt, die emotionale Tiefe seines vielversprechenden Szenarios vermag er letztlich nicht voll auszuschöpfen.

Was allerdings nicht heißen soll, dass der Film nicht ein interessantes Kinoerlebnis bieten würde. Dies hat zum Großteil damit zu tun, dass "The Life of Chuck" gerade am Anfang erfrischend unberechenbar daherkommt. Genau deshalb halten wir uns mit der Inhaltsangabe hier jetzt auch bewusst zurück. Nur so viel: Die Ausgangslage für unsere Figuren könnte kaum düsterer sein. Eine Kette apokalyptischer Naturkatastrophen kündigt nichts Geringeres als das Ende der Welt an. Kein idealer Moment für eine Werbekampagne, möchte man meinen. Und doch erscheinen plötzlich überall mysteriöse Plakatwände mit dem Gesicht des unscheinbaren Buchhalters Charles „Chuck“ Krantz (Tom Hiddleston, "Avengers: Infinity War", "Kong: Skull Island"). Der Lehrer Marty Anderson (Chiwetel Ejiofor, "Vor ihren Augen", "12 years a slave") kann sich darauf keinen Reim machen, doch statt Antworten zu suchen, beschließt er lieber, seine Ex-Frau Felicia (Karen Gillan, "Guardians of the Galaxy Vol. 2", "Gunpowder Milkshake") zu besuchen, um die womöglich letzten Tage seines Lebens nicht alleine verbringen zu müssen.
 


Das muss als Ausgangsszenario jetzt erst einmal genügen. Auf jeden Fall schlägt die Reise dieser Figuren schon bald ganz andere Wege ein, als man es zunächst vermuten würde. Nicht unwesentlich trägt dazu bei, dass der Film mit verschiedenen Zeitebenen spielt. Am gelungensten ist dabei eindeutig der erste Akt, da hier die Entfaltung des mysteriösen Doomsday-Szenarios charmant mit liebevoll gezeichneten Charaktermomenten verwoben wird. Gerade Chiwetel Ejiofor gelingt es dabei sehr schön, seiner Figur eine interessante Art freudiger Resignation ausstrahlen zu lassen. Das sorgt für einen entspannten Flow der Geschichte im ersten Akt und ein schönes Mysterium, auf dessen Auflösung man sich bereits freut. Die kommt dann aber früher als gedacht und bringt leider auch den Rhythmus des Films etwas außer Tritt. Wir verlassen sozusagen eine inhaltliche Ebene, um eine andere zu betreten – und dieser Übergang will dem Film nicht so recht gelingen. 

Gefühlt beginnt der Film nämlich jetzt, seine charmante Grundidee eher zu verwalten, als sie wirklich emotional geschickt auszureizen. Dass man hier ins Stocken gerät, liegt dabei auch am (zumindest teilweisen) Austausch des Figurenensembles. Vor allem aber gibt man uns weder die Zeit mit noch eine wirkliche tiefe Verbindung zu Tom Hiddlestons Chuck. Was unglücklich ist, da dieser eigentlich mit der zentrale Anker für die Geschichte ist. Am Ende bekommt aber selbst ein in den Credits weiter hinten anstehender Ex-Sternenkrieger gefühlt nicht nur mehr, sondern vor allem auch bedeutsamere Leinwandzeit geschenkt.
 


Das ist eine spürbare Schwäche des Films, genauso wie die Tendenz, seine Botschaft eher mit dem Holzhammer zu servieren und gefühlt stets an der Oberfläche der Figuren zu verharren. Zugegeben, es bleibt charmant und gibt ein paar kleine, feine Charaktermomente, wie eine wundervoll-warmherzige Tanzstunde in einer Küche. Aber wirklich emotional gepackt fühlt man sich von "The Life of Chuck" nun nicht mehr. Was auch an einem permanent dazwischen quatschenden Erzähler aus dem Off liegt. Dieses Stilmittel will gekonnt eingesetzt sein, da es ansonsten schnell redundant und zu bequem wirken kann. Genau das passiert hier leider, und daran ändert auch der leicht sarkastische Unterton des Erzählers nichts. Irgendwie scheint das Drehbuch dem Publikum nicht zu vertrauen, seine eigenen Schlüsse zu ziehen und Emotionen zu entdecken. Das wird gerade im großen Finale deutlich, das die besten Voraussetzungen für einen richtigen emotionalen Punch hat. Und doch wirkt die Szene fast schon seltsam steril, da die Deutung des Ganzen uns vom Erzähler abgenommen wird, der uns haarklein erläutert, was die Figuren hier nun fühlen, anstatt das mal lieber seinem Publikum zu überlassen.

Das alles klingt nun vermutlich negativer, als es die Wertung da oben aussagt und es der Film  verdient hat. Denn unterm Strich muss man immer noch festhalten, dass "The Life of Chuck" so viel von dem mitbringt, was heute im Kino oft so schmerzlich vermisst wird: Kreativität, Überraschungen, eine gewisse erzählerische Verspieltheit. Und trotzdem bleibt da eben dieser Frust darüber, dass man aus so einer originellen Geschichte nicht noch viel mehr herausholt. Im Rückblick drängt sich dabei die Frage auf, ob sich der Film mit seiner Struktur nicht auch selbst ein Bein gestellt hat. Gefühlt wäre das Ende des ersten Aktes viel besser als eigentlicher Höhepunkt des Films geeignet gewesen. Stattdessen fokussiert man sich aber auf einen anderen Aspekt, der einfach nie die gleiche Wucht entfalten kann. So hat "The Life of Chuck" am Ende zwar ganz klar das Herz am rechten Fleck. Was ihm aber fehlt, ist der Mut, damit auch einen wirklich großen Sprung zu wagen. Und das ist dann doch auch ein wenig schade.

Bilder: Copyright

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