Leroy

Originaltitel
Leroy
Jahr
2007
Laufzeit
89 min
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Sandra Hertel / 19. August 2010

 

Ein 17jähriger schwarzer Junge in Deutschland, führt das zwangsläufig zu Konflikten und Problemen? Erstarkender Rechtsextremismus ist ein mittlerweile vielfach verarbeitetes Gesellschaftsproblem, das nicht nur in Tageszeitungen und im Fernsehen, sondern auch in der Literatur, der Kunst und im Film thematisiert wird. "Leroy" ist der Jugendfilm zum Diskurs, aus der Sicht eines Deutschen mit schwarzer Hautfarbe. Es ist ein optimistischer Film geworden.

Leroy hat mit seiner schwarzen Hautfarbe nie ein Problem gehabt. Auf seinen natürlich gewachsenen Afro ist er richtig stolz. Auch seine Freunde Dimitros (Constantin von Jascheroff), ein chaotischer Halbgrieche, und Achmed (Arnel Taci), ein Palästinenser, sehen keine Unterschiede zwischen sich und ihren deutschen Mitschülern. Dann verliebt sich Leroy in die hübsche blonde Eva und wie durch ein Wunder werden die beiden tatsächlich ein Paar. Da gehen Leroys Sorgen erst los: Eva hat fünf glatzköpfige Brüder und äußerst rechte Eltern, Familie Braun. Dass ihre Schwester Eva Braun (in Anspielung auf Hitlers langjährige Geliebte und kurzzeitige Ehefrau) einen "Neger" mit nach Hause bringt, macht die fünf aggressiv - und die Eltern besorgt. Leroy braucht einen Plan, mit seinen Konkurrenten fertig zu werden und gleichzeitig Eva nicht zu verlieren.

Schnell wird deutlich, dass die Komödie nicht dieselbe Diskussion über Humor und Nationalsozialismus aufwerfen wird, wie es bei Dani Levys Hitler-Film "Mein Führer" der Fall war. An der Methode, den fünf Nazi-Brüdern mit Humor und leichtem Spott zu begegnen, ist grundsätzlich nichts auszusetzen. Ihre geistige Stumpfheit und ihre Gewaltbereitschaft werden entlarvt, ihr doppeltes Spiel ist schnell durchschaut und dennoch sind ihre Charaktere nicht nur auf den dummen und brutalen Schläger reduziert. Rechtsradikalismus tritt hier als das auf, was es ist: Ein Problem der ganzen Gesellschaft, das nuanciert, verschiedene Gesichter hat und aus verschiedenen Schichten stammt.
Richtig viel zu lachen gibt es aber auch nicht, weshalb die Genrebezeichnung "Komödie" etwas verfehlt wirkt. Statt kompletter Verballhornung der Thematik wird Humor nur dort eingesetzt, wo er passt. Sobald die Konfrontation zwischen Leroy und den Brüdern beginnt, wird die Erzählweise wieder ernsthaft. Statt durch Humor die Probleme von Leroy und Eva herunter zu spielen, unterstützt er den Optimismus, mit dem der Titelheld seinen Gegnern zu begegnen versucht.

Ein kleiner Kritikpunkt allerdings ist die Ästhetik des Films. Vielleicht liegt es an der Co-Produktion des ZDF, dass "Leroy" wie ein pädagogisch wertvoller Mittwochabend-Fernsehfilm daherkommt. An pädagogisch wertvoll ist an sich ja nicht so viel auszusetzen, an Fernsehfilm im Kino schon. Manche Szenen wirken viel zu klein für die große Leinwand. Besonders der Beginn des Films gestaltet sich äußerst schleppend und schwerfällig. Die Einführung der Charaktere erinnert an eine Fernseh-Anmoderation aus den 80er Jahren.

"Leroy" ist ein Jugendfilm und hat deshalb einige Gags nur für unter 20-jährige. Das ist aber nicht so schlimm, viel mehr stört die kontinuierliche Übermalung von Szenen mit funkiger Musik, die dem Film Coolness geben soll. "Typisch deutsch!", möchte man der Leinwand zurufen, cool gewollt, hilflos umgesetzt. Der Held aber hat Identifikationspotential: Leroy hat zwar eine große Klappe, aber auch viele Unsicherheiten, die nicht nur mit seiner Hautfarbe, sondern mit den ganz normalen Jugenddramen zusammenhängen. Die Suche nach sich selbst und der Stress beim ersten Date sind sehr lebensnah und sympathisch dargestellt.

Zentrum aber ist das Kämpfen gegen Rechts. Und dazu bietet der Film nicht die eine Lösung, sondern lässt seine Protagonisten ausprobieren und auch auf die Nase fallen. Leroy versucht es mit verbalen Angriffen, mit Versöhnung und Aussprache und mit Ignorieren. Seiner Beziehung tut das alles nicht gut. Eva ist zwar nicht vom familiären rechten Gedankengut befallen, will aber logischerweise ihre Brüder auch nicht völlig verdammen. Leroy hingegen findet erst durch die rassistische Behandlung der Familie Braun ein Bewusstsein für seine Hautfarbe. Er beginnt sich für die Black Power-Bewegung zu interessieren und reagiert auf die Ausgrenzung mit stolzer Besinnung auf seine afrikanische Herkunft. Ein nicht ungewöhnlicher Prozess, der hier gut in Szene gesetzt wird.
Dem Film kann man nicht vorwerfen, zu moralisierend vorzugehen, höchstens noch, dass er etwas blauäugig und gutgläubig ist. Aber "Leroy" ist nun mal doch keine ZDF-Reportage, sondern ein Jugendfilm für's Kino. Der darf das.

Bilder: Copyright

wie kein einziges wort zum kurzfilm von leroy der schon seit über einem jahr auf der seite der mache zu sehen ist. schwach...filmszene...sehr schwach

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zumal der kurzfilm echt gelungen ist.. mir hätte eine vergleichende kritik gefallen..

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6
6/10

Ich hatte eigentlich viel mehr Witz und lustigere Konflikte erwartet.
Wurde leider etwas enttäuscht. Aber naja ansonsten ne ganz interessante Idee. Und für ne deutsche Produktion doch recht gut gemacht.
Besonders gut hat mir Günther Kaufmann als Vater gefallen :)

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4
4/10

Mir wurde der Film mit viel Vorschusslohrbeeren von Freunden empfohlen. Leider wurde ich enttäuscht.

Der Film sorgt für ein paar kleinere Lacher bei der "The Three Stooges"-artigen Darstellung der Rechten. Hin und wieder kommt auch mal ein Schmunzeln zustande, wenn z.B. Afrob als "Blackula" unterwegs ist. Größtenteils pendelt der Film aber zwischen langweilig und albern.

Am Ende fragte ich mich: Was soll das Ganze?

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10
10/10

Selten so einen witzigen und trotzdem kritischen Film gesehen.
Wer nur die "Gags" sieht, hat ihn nicht verstanden. Mehr davon und wir haben ein paar Probleme weniger :-)
Und ich bin nicht unter 20...

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2
2/10

Der längere Film ist nur ein ganz armseliger Abklatsch vom großartigen Kurzfilm Leroy. Der hat alles, was dem Film fehlt: Spritzigkeit, Originalität, Spontaneität, Witz, Schnelligkeit, Frische, Jugendlichkeit, Überzeugungskraft.
Nix davon im Film übrig. Den Film hätten sich die Macher sparen sollen, mit dem Kurzfim ist ihnen ein kleines Meisterwerk gelungen.

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