Keine Lieder über Liebe

Originaltitel
Keine Lieder über Liebe
Jahr
2005
Laufzeit
98 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
2
2/10
von Kai Kollenberg / 23. März 2011

Musik aus Deutschland erfreut sich seit kurzem (endlich) mal wieder größerer Beliebtheit. Neben weichgespülten Pop-Kombos wie Silbermond und Juli konnten aber auch bodenständigere Gitarren-Bands wie Tomte und Kettcar vermehrt ein breites Publikum erreichen. Und aus Mitgliedern eben jener letztgenannten Bands setzt sich auch die fiktionale Gruppe in Lars Kraumes Film "Keine Lieder über Liebe" zusammen - allerdings mit Schauspieler Jürgen Vogel als Leadsänger an der Spitze.

Tobias Hansen (Florian Lukas) möchte einen Film über seinen großen Bruder Markus (Jürgen Vogel) und dessen Band "Hansen" drehen. Darum begleitet er nach Markus' anfänglichem Widerstand die Band seines Bruders auf ihrer Deutschland-Tournee. Als aber Tobias' Freundin Ellen (Heike Makatsch) zu den Dreharbeiten hinzu stößt, wird aus der geplanten Tour-Dokumentation bald ein Beziehungs-Drama, vermutet Tobias doch, dass Ellen eine kurze Liaison mit Markus hatte.

Die Grundidee von "Keine Lieder über Liebe" hört sich ganz einfach an: Drei mehr oder weniger junge deutsche Schauspieler improvisieren die Handlung um die oben genannte Dreieckskonstellation vor dem Hintergrund einer Bandtournee. Was im ersten Moment ganz interessant und innovativ klingt, geht auf den zweiten Blick nach hinten los. Denn: Das Konzept trägt den Film nicht. Mitunter führen die drei Protagonisten minutenlange Monologe, die irgendwie immer am Thema des Films vorbeiführen und darüber hinaus vollkommen uninteressant sind. Die Grundvorstellung, dass Improvisation immer zu spritzigen, erfrischenden Dialogen führt, wird hier nachhaltig widerlegt.
Da wird zäh darüber diskutiert, ob Musiker und Menschen im Allgemeinen nur Rollen spielen, während man wirr am winterlichen Strand entlangläuft (wie innovativ!), und das einzige Anzeichen für Improvisation besteht darin, dass man mitunter Schimpfwörter benutzt (noch innovativer!), um das Ganze lebensnaher erscheinen zu lassen. Nur in zwei Szenen schafft es Lars Kraume, durch die Improvisation jenes hautnahe Schauspiel einzufangen, das wohl das eigentliche Ziel seines Films war. Zwei gute Szenen sind aber entschieden zu wenig.

Rettung naht auch nicht durch die Darsteller: Sie vermögen kaum zu überzeugen, allen voran (bzw. hinterher) Heike Makatsch. Sie pendelt lediglich zwischen Prototypen wie "Mädchen mit Verstand" und "Zicke" hin und her, so dass einem der Gedanke kommt, ob sie nicht doch lieber im Musikfernsehen geblieben wäre. Dort würden sich diese Rollen auch entschieden besser machen. Aber auch Jürgen Vogel vermag nicht zu überzeugen, allerdings ist das Problem bei ihm weniger das Schauspiel. Sein Makel: Er kann nicht singen. Damit kokettierte er während der Promo-Tour zu diesem Film zwar immer wieder charmant, das macht die Sache aber auch nicht besser und ihn für die Rolle als Frontmann einer Band eher ungeeignet. So werden die schönen Lieder der Hansen-Band erheblich geschmälert. Und die sind mitunter der einzige Lichtblick in diesem Film.

Der größte Vorwurf ist aber Lars Kraume zu machen, denn sein Film entzieht sich jeder erzählerischen Stringenz. Die Grundkonstellation ist bald erschöpft, und so verlagert sich der Fokus immer mehr auf die traumatische Kindheit der beiden Brüder und ihre schwierige Beziehung zueinander. War hier das Improvisationsvermögen seiner Darsteller erschöpft? Gab es nicht mehr über die "ménage á trois" zu erzählen? Hier hätte es einer strengeren Hand des Regisseurs bedurft. Zudem nehmen die Musikauftritte entschieden zu viel Platz im Film ein, so dass man sich mehr in einer misslungenen Dokumentation wähnt, denn in einem Spielfilm.
Sollte dies aber Sinn und Zweck gewesen sein, um den semi-fiktiven Hintergrund des Films zu betonen, misslingt auch dies. Denn wenn Lars Kraume schon die Auftritte der Band zeigen möchte, sollte er doch dann nicht immer wieder zu Szenen mit Florian Lukas springen und uns zeigen, wie er verloren an der Bar sitzt oder mir fremden Frauen spricht. Weniger Anspruch wäre hier sicherlich mehr gewesen.

Ein Freund des Rezensenten hat einmal bemerkt, dass manche Filme wie Salzstangen sind: Sie sehen lecker aus, schmecken aber leider fade und stillen den Appetit auf keinen Fall. Und dieses Urteil trifft leider voll und ganz auf "Keine Lieder über Liebe" zu.

Bilder: Copyright

9
9/10

Top Film.
Wieder mal ein schöner Film zum Nachdenken.

@Kollenberg: Er kann nicht singen? Ich bin zwar genau anderer Meinung, aber naja möchte mal wissen wie deine Lieblingsbands live singen...

Permalink

9
9/10

Über den Film werde ich nicht weiter reden, das haben ja die meisten vor mir schon gemacht.

Zu der Kritik. Mal wieder ein Beweis, das dieser Kritiker scheinbar keine Ahnung hat. Ich emfehle als Vergleich die grandiose Homepage mit "starts" anstelle von "szene" vor dem "film"

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