
G.I.Joe –Geheimauftrag Cobra“ war im Jahre 2009 der Auftakt zu einer der innovativsten und aufregendsten Filmreihen Hollywoods und entwickelte sich zu einem weltweiten Blockbuster, der nun seine lang erwartete Fortsetzung erhält. Nun ja, so hätte es zumindest theoretisch laufen sollen. Tatsächlich stimmen an diesem Einführungssatz lediglich die Worte „Auftakt“ und „Fortsetzung“. Denn der für den Normalzuschauer eher anstrengende erste Teil der Adaption von Spielzeugfiguren aus dem Hause Hasbro erzielte insgesamt ein recht enttäuschendes Einspielergebnis und kam eigentlich nirgendwo so gut an, dass nun unbedingt eine Fortsetzung gerechtfertigt oder gar gefordert worden wäre.
Diese war allerdings trotzdem zwingend notwendig, da man auf Seiten des produzierenden Studios Paramount nicht gewillt war, die teuer erworbene Lizenz nun gleich wieder abzuschreiben, und immerhin: Ganz so mies waren die Einnahmen ja dann auch wieder nicht. Also sparte man für „Die Abrechnung“ erst mal nur an einem originellen Titel und nahm ansonsten ein weiteres Mal ordentlich Geld in die Hand, um es diesmal richtig zu machen. Dementsprechend groß aber dann die Panik, als erste Testvorführungen zu desaströsen Reaktionen führten. Sehr kurzfristig vor dem geplanten Start (einige Kinos hatten bereits die Ankündigungsplakate aufgehängt) wurde der neue Film zurückgezogen, nochmal einer gründlichen Überarbeitung unterzogen und um stolze neun Monate verschoben. Damit liest sich die Produktionsgeschichte des zweiten „G.I. Joe“ aufregender als es das finale Werk letztendlich selbst ist. Aber der Aufwand hat sich wohl doch gelohnt, denn das Ergebnis entpuppt sich als recht solider Actionbeitrag, an dem es gar nicht so viel zu mäkeln gibt wie man vorher vermuten und befürchten musste.
Die Geschichte startet sofort mit einem Einsatz des bewährten „G.I. Joe“–Teams, das jetzt unter der Führung des erfahrenen Haudegens „Roadblock“ (Dwayne Johnson) steht. Das Kommando erweist sich jedoch als eine von den eigenen Auftraggebern gestellte Falle, denn der Präsident der Vereinigten Staaten wurde kurz zuvor durch einen Doppelgänger ausgetauscht und agiert nun im Auftrag der bekannten Verbrecherorganisation „Cobra“. Die „Joes“ erleiden massive Verluste, zu denen auch der Eliteämpfer Duke Hauser (Channning Tatum) gehört. Die Überlebenden, unter ihnen die schöne Lady Jaye (Adrienne Palicki), gelten fortan als Verräter und müssen sich praktisch ohne Unterstützung durchschlagen. Als sie jedoch das Ausmaß der weltbedrohenden Verschwörung erkennt, überzeugt die Gruppe zumindest den Veteranen und ehemaligen Gründer der Einheit, General Colton (Bruce Willis) ihnen zu helfen. Verstärkt durch den dazu stoßenden Snake Eyes (Ray Park) und den nicht hundertprozentig vertrauenswürdigen Storm Shadow (Byung-Hun Lee) nimmt der dezimierte Trupp den Kampf auf.
Um sich da gar nicht erst irgendwelche Illusionen zu machen: Die als Aufhänger gebastelte Story um die „Weltherrschaft“, welche die fiesen „Cobra“-Jünger in bester 60er-Jahre-James Bond-Manier an sich zu reißen versuchen, sowie das dafür gewählte Mittel eines Präsidenten-Darstellers sind schon ein ziemlicher Blödsinn. Die Handlung läuft dabei aber trotzdem ein ganzes Stück gradliniger ab als noch im überladenen Vorgänger, so dass sich „Die Abrechnung“ ein gutes Stück angenehmer konsumieren lässt als dessen endlose Effektgewitter oder die der letzten beiden „Transformers“-Fortsetzungen (und mit diesen „Spielzeugen“ steht man hier schließlich in direkter Konkurrenz).
Die Besetzung wurde dabei fast komplett ausgetauscht, im Grunde sind lediglich die eh meist hinter ihren Masken verborgenen Figuren wie Snake Eyes oder der Cobra Commander übrig geblieben. So hat man sich auch der nervigsten und überzogensten Charaktere des ersten Films, namentlich denen von Sienna Miller und (dem daran allerdings unschuldigen) Joseph Gordon-Levitt entledigt und setzt dafür nun deutlich mehr auf kurze und trockene One-Liner, die auch ganz gut funktionieren. In erster Linie drückt dabei Dwayne Johnson als passend betitelter „Roadblock“ dem Film seinen Stempel auf, der sich hier zwischen zwei „Fast & Furious“-Filmen mal schnell die Ehre gibt und anscheinend weiterhin die Karriereplanung verfolgt, in bereits laufende Franchises hineinzuspringen und diese aufzuwerten. Ansonsten ist hier darstellerisch bzw. in Sachen Charisma aber nicht viel zu holen oder zu vergeben, denn zum allergrößten Teil haben wir es mit funktionalen und eindimensionalen Figuren zu tun, die man früher einmal als „Comic-Charaktere“ bezeichnet hätte, bevor sich dieses Genre dann aber ja in eine meist etwas tiefer gehende Richtung entwickelte.
Der richtige Rhythmus zwischen den Phasen, in denen man es ordentlich krachen lässt, und in denen es dann etwas ruhiger und amüsanter zugeht, ist aber anscheinend im Schneideraum doch noch irgendwie gefunden worden und auch die Schauplatzwechsel zur lange Zeit parallel laufenden Mission von „Snake Eyes“ sorgen für Abwechslung, zudem gibt es hier zwischen schneebedeckten Berggipfeln dann auch die spektakulärste und gelungenste Action-Sequenz zu bestaunen. Die 3D-Konvertierung soll dabei ja auch nachträglich vorgenommen worden sein, obwohl man sich da wundern muss, warum ein Film dieser Ausrichtung und dieses Genres nicht von vornherein so angelegt wurde, denn der bietet sich dafür ja nun wirklich an.
Für das vermutlich größte Staunen sorgt der zweite „G.I.Joe“ allerdings mit etwas, das hier nicht passiert, obwohl es doch eigentlich alle erwartet hatten. Denn in jedem Bericht über die problembeladene Produktion schien völlig klar zu sein, dass die bedeutendste nachträgliche Änderung der Ausbau der Rolle von Publikumsliebling Channing Tatum sein würde, für den man nun zusätzliche Szenen drehen und eventuell sogar seinen vorgesehenen frühen Tod in der Handlung rückgängig machen wollte. Doch das ist bemerkenswerterweise nicht geschehen, denn Tatums Duke Hauser fällt dem Hinterhalt beim Auftakteinsatz zum Opfer, ist danach mausetot und bleibt es auch. Da das tatsächlich nach nur 15 Minuten passiert, verzichten wir hier auch auf den Spoileralarm und stellen zudem fest, dass die Internet-Spatzen also doch nicht immer das Richtige von den Dächern pfeifen.
Aber auch diese Erkenntnis und Episode trägt dazu bei, die bereits oben getroffene Aussage zu erneuern, dass hier das Drumherum im Grunde sogar etwas spannender ist als der Film selbst. Der allerdings ist trotzdem gar nicht mal so übel, auch wenn er nun eventuell sogar davon profitiert, dass man halt allenthalben viel Schlimmeres erwartet hatte.
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