Fußball ist unser Leben

Jahr
1999
Laufzeit
97 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
4
4/10
von Rainer Leurs / 8. Januar 2011

Mit Fuppes isset sonne Sache, nä. 
Die einen zappen hektisch weiter, wenn Samstags abends "ran" über die Röhre flimmert, verwechseln die drei Borussias immer wieder und sagen aus Versehen "Schalke 05" - wenn sie überhaupt was zu sagen haben. Und da gibt es dann diese anderen. Sie sind mit ganzem Herzblut dabei, pilgern in häßlicher Fankluft jede Woche ins Stadion, sind ständig auf dem neuesten Stand über "ihr" Team und trinken Bier aus Dosen. Fußball ist halt ihr Leben.

Das gilt auch für Hans, Bernie, Mike und Theo. Ihr bierseliges Proletenherz schlägt für Schalke (oder sagt man: "auf Schalke"?). Wenn sie nicht gerade in der Nordkurve des Parkstadions stehen, befinden sie sich in Hans´ Partykeller und fachsimpeln über ihre Jungs. Ganz besonders allerdings vergöttern sie den argentinischen Dribbelstar Di Ospeo, genannt "Dios", der allerdings schon  bessere Zeiten auf Schalke gehabt hat.
Nachgerade entsetzt sind diese vier Fußballfans (die "Gelsenkirchener Dios-Knappen"), als sie den Meisterfummler dann einmal privat treffen: Er kokst, er will zu Inter Mailand wechseln, er will noch eben zum Puff und denkt auch sonst nicht gerade so, wie ein Rasentreter denken soll.
Besoffen und völlig geschockt entführt Hans den Star kurzerhand in seinen Partykeller, kettet ihn an die Heizung und stellt fest: "Diiich krich ich schon wieder fitt!" Zumal Hans füher mal Trainer war - "den Eigenrauch hat er aufgebaut". 
Der weitere Verlauf der Story läßt sich am besten in den Worten Heribert Faßbenders ausdrücken: "Ein Fehlpaß jagt den anderen", "rüde" wird auf "völlig durchweichtem" Drehbuch "in den Mann gegangen". Das ist alles "viel zu vorhersehbar", "alles geht durch die Mitte", nie "kommt mal einer über die Flügel". Rein fußballtechnisch gesprochen, natürlich. Wäre dieser Film ein Fuppes-Match, es würde "bereits zur Halbzeit ein gellendes Pfeifkonzert von den Rängen" geben. Angesichts dieser platten Geschichte sehnt man sich nach dem "Mann in schwarz", der irgendwann "ein Einsehen hat" und pünktlich abpfeift. Diese Story ist einfach zu hohl, zu überzogen und zu albern, um wahr zu sein. Auch technisch zeigt "Fußball ist unser Leben" allenfalls Verbandsliganiveau. 
Aber, wie das so ist: Genau wie im Fußball ist auch an einem Film ein ganzes Team beteiligt. Daß Drehbuchautoren, Regisseur, genaugenommen auch die gesamte Produktion kläglich versagt haben, liegt auf der Hand.
Die Leute allerdings, die für eine ganz andere Ebene dieses Films verantwortlich sind, können sich zufrieden auf die Schulter klopfen. Denn als Milieustudie taugt "Fußball ist unser Leben" so einiges. Jeder, der selber einmal regelmäßig zu den Spielen "seines" Vereins gegangen ist, mitgefiebert und Autogramme gesammelt hat, wird mir zustimmen können. Ganz genau so und nicht anders geht es zu, im Fanclub, in der Vereinskneipe, im Gespräch mit dem Star, beim Fachsimpeln mit den "Jungs". Daß es hier ausschließlich um "Schaalke" geht, tut der universellen Gültigkeit keinen Abbruch: Die psychosoziale Funktion eines beliebten Fußballclubs wird restlos, liebevoll, aber nicht unkritisch durchleuchtet.
Schalke 04 ist einfach nur der Exponent des Fuppeswahnsinns, der Ruhrpott bietet sich zur Darstellung des Nordkurvenfußvolks einfach an - "Fußball ist unser Leben" weiß diese Tatsache zu nutzen, indem der Film fachgerecht besetzt ist. Uwe Ochsenknecht als Hans Pollak, Ralf "Vokuhila" Richter und Michael "Hackfresse" Sideris als Fans - so und nicht anders. "Haaans! Wennich die Schicht nich faaahr, dann is Hängen im Schacht! Komm, machet für die Eeehre von Schaalke!" Natürlich ist Tana Schanzara als "Omma" Pflicht, und die zahlreichen Cameos von Schalker Original-Prominenz (Huub Stevens, Helmut Schulte, Charlie Neumann, Yves Eigenrauch, Rudi Assauer) machen das ganze noch authentischer. 
Diese Tatsache rettet "Fußball ist unser Leben" seine vier kümmerlichen Punkte, will sagen: Wer sich immer schon für das Leben als Fuppes-Fan interessiert hat, der ist hier genau richtig. Ein bißchen wie ein ulkiger Rundgang im Zoo, das ist die Essenz eines ansonsten mißratenen Films. Leute, die Herpes kriegen, wenn sie die Stimme von Manni Breuckmann hören, sollten besser zu Hause bleiben - und selbiges gilt für die echten, die wahren Trikot-, Schal- und Mützenträger aus der Fankurve: Schaut in den Spiegel ung hört euch beim Reden zu. So spart Ihr fünfzehn Mark, die beim nächsten Heimspiel besser angelegt sind.


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