Mit Fuppes isset sonne Sache, nä.
Die einen zappen hektisch weiter, wenn Samstags abends "ran"
über die Röhre flimmert, verwechseln die drei Borussias
immer wieder und sagen aus Versehen "Schalke 05" - wenn sie
überhaupt was zu sagen haben. Und da gibt es dann diese
anderen. Sie sind mit ganzem Herzblut dabei, pilgern in häßlicher
Fankluft jede Woche ins Stadion, sind ständig auf dem neuesten
Stand über "ihr" Team und trinken Bier aus Dosen. Fußball
ist halt ihr Leben.
Das
gilt auch für Hans, Bernie, Mike und Theo. Ihr bierseliges
Proletenherz schlägt für Schalke (oder sagt man: "auf
Schalke"?). Wenn sie nicht gerade in der Nordkurve des Parkstadions
stehen, befinden sie sich in Hans´ Partykeller und fachsimpeln
über ihre Jungs. Ganz besonders allerdings vergöttern
sie den argentinischen Dribbelstar Di Ospeo, genannt "Dios",
der allerdings schon bessere Zeiten auf Schalke gehabt
hat.
Nachgerade entsetzt sind diese vier Fußballfans (die "Gelsenkirchener
Dios-Knappen"), als sie den Meisterfummler dann einmal privat
treffen: Er kokst, er will zu Inter Mailand wechseln, er will
noch eben zum Puff und denkt auch sonst nicht gerade so, wie
ein Rasentreter denken soll.
Besoffen und völlig geschockt entführt Hans den Star
kurzerhand in seinen Partykeller, kettet ihn an die Heizung
und stellt fest: "Diiich krich ich schon wieder fitt!" Zumal
Hans füher mal Trainer war - "den Eigenrauch hat er aufgebaut".
Der
weitere Verlauf der Story läßt sich am besten in
den Worten Heribert Faßbenders ausdrücken: "Ein Fehlpaß
jagt den anderen", "rüde" wird auf "völlig durchweichtem"
Drehbuch "in den Mann gegangen". Das ist alles "viel zu vorhersehbar",
"alles geht durch die Mitte", nie "kommt mal einer über
die Flügel". Rein fußballtechnisch gesprochen, natürlich.
Wäre dieser Film ein Fuppes-Match, es würde "bereits
zur Halbzeit ein gellendes Pfeifkonzert von den Rängen"
geben. Angesichts dieser platten Geschichte sehnt man sich nach
dem "Mann in schwarz", der irgendwann "ein Einsehen hat" und
pünktlich abpfeift. Diese Story ist einfach zu hohl, zu
überzogen und zu albern, um wahr zu sein. Auch technisch
zeigt "Fußball ist unser Leben" allenfalls Verbandsliganiveau.
Aber, wie das so ist: Genau wie im Fußball ist auch an
einem Film ein ganzes Team beteiligt. Daß Drehbuchautoren,
Regisseur, genaugenommen auch die gesamte Produktion kläglich
versagt haben, liegt auf der Hand.
Die
Leute allerdings, die für eine ganz andere Ebene dieses
Films verantwortlich sind, können sich zufrieden auf die
Schulter klopfen. Denn als Milieustudie taugt "Fußball
ist unser Leben" so einiges. Jeder, der selber einmal regelmäßig
zu den Spielen "seines" Vereins gegangen ist, mitgefiebert und
Autogramme gesammelt hat, wird mir zustimmen können. Ganz
genau so und nicht anders geht es zu, im Fanclub, in der Vereinskneipe,
im Gespräch mit dem Star, beim Fachsimpeln mit den "Jungs".
Daß es hier ausschließlich um "Schaalke" geht, tut
der universellen Gültigkeit keinen Abbruch: Die psychosoziale
Funktion eines beliebten Fußballclubs wird restlos, liebevoll,
aber nicht unkritisch durchleuchtet.
Schalke 04 ist einfach nur der Exponent des Fuppeswahnsinns,
der Ruhrpott bietet sich zur Darstellung des Nordkurvenfußvolks
einfach an - "Fußball ist unser Leben" weiß diese
Tatsache zu nutzen, indem der Film fachgerecht besetzt ist.
Uwe Ochsenknecht als Hans Pollak, Ralf "Vokuhila" Richter und
Michael "Hackfresse" Sideris als Fans - so und nicht anders.
"Haaans! Wennich die Schicht nich faaahr, dann is Hängen
im Schacht! Komm, machet für die Eeehre von Schaalke!"
Natürlich ist Tana Schanzara als "Omma" Pflicht, und die
zahlreichen Cameos von Schalker Original-Prominenz (Huub Stevens,
Helmut Schulte, Charlie Neumann, Yves Eigenrauch, Rudi Assauer)
machen das ganze noch authentischer.
Diese Tatsache rettet "Fußball ist unser Leben" seine
vier kümmerlichen Punkte, will sagen: Wer sich immer schon
für das Leben als Fuppes-Fan interessiert hat, der ist
hier genau richtig. Ein bißchen wie ein ulkiger Rundgang
im Zoo, das ist die Essenz eines ansonsten mißratenen
Films. Leute, die Herpes kriegen, wenn sie die Stimme von Manni
Breuckmann hören, sollten besser zu Hause bleiben - und
selbiges gilt für die echten, die wahren Trikot-, Schal-
und Mützenträger aus der Fankurve: Schaut in den Spiegel
ung hört euch beim Reden zu. So spart Ihr fünfzehn
Mark, die beim nächsten Heimspiel besser angelegt sind.
Land
Jahr
1999
Laufzeit
97 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
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