Man
fragt sich ja bei sehr vielen Fortsetzungen, ob sie denn wirklich
nötig waren. Die meisten sind um einiges schlechter als
das Original und kauen nur die alte Storyline wieder. Das führt
dann meistens zu sehr uninspirierten und konventionellen Machwerken
wie „Speed 2“. Verglichen aber mit dem neuen Flintstones-Film
ist sogar dieser Film ein wahrer Segen.
„Flintstones in Viva Rock Vegas“ ist ein wirklich wahnsinnig
schlechter Film. Seine Entstehung lässt sich noch nicht
einmal mit einer halbwegs vielversprechenden Grundidee entschuldigen.
Ein Prequel (seit „Episode 1“ ist so etwas ja wahnsinnig in
Mode), daß uns zeigt, wie sich die Feuersteins und Geröllheimers
kennengelernt haben, wer braucht so etwas denn? Die ultradünne
Story ist dann auch dementsprechend einfallslos:
Barney und Fred haben so eben ihr Dino-Kranführer-Diplom
erhalten, was ihnen jetzt noch zu einem gemütlichen Leben
fehlt, sind zwei nette Mädels. Da laufen ihnen die Kellnerinnen
Betty und Wilma über den Weg. Was zu diesem Zeitpunkt keiner
der drei anderen weiß: Wilma ist so eben aus ihrem reichen
Elternhaus ausgebrochen, um der aufgezwungenen Heirat mit dem
Schnösel Chip Rockefeller zu entkommen. Der heckt aber
einen teuflischen Plan aus, um Wilma für sich zu gewinnen
(und ihr Familienvermögen
zu bekommen), und lädt die vier Turteltäubchen nach
Rock Vegas ein.
Wer das schon für wenig überzeugend hält, der
sei gewarnt: In dieser sehr knappen Inhaltsangabe verbirgt sich
bereits das retardierende Moment (wie der Dramatiker sagt) des
Films, womit der (nicht vorhandene) Spannungsaufbau bereits
ausreichend dokumentiert wäre.
Der gesamte Film ist grandios unkomisch. Die Macher hielten
es anscheinend für ausreichend, die Darsteller durch knallbunte
Pappmaché-Kulissen stapfen zu lassen und so viele prähistorische
Wortspiele wie möglich einzubauen. So arbeiten Wilma und
Betty bei Bronto King, Fred träumt von einem Cadirock,
man wohnt am Melrock Place, und Chip ging zur Princestone University.
Wer das schon nicht sonderlich witzig findet, sei gewarnt: Komischer
wird’s nicht. Mal abgesehen von einer Szene, wo ein Dinosaurier
Barney direkt ins Gesicht furzt. Wenn man so etwas witzig finden
kann.
Ganz
schlimm ist auch die Besetzung: Bei einer Verfilmung der Feuersteins
kann man mit Schauspielkunst nicht mehr viel machen, da ist
einzig eine möglichst hohe Ähnlichkeit mit den Zeichentrickfiguren
von Nöten. Im ersten Feuerstein-Film gelang das mit John
Goodman, Rick Moranis und Elizabeth Perkins sehr gut, einzig
Rosie O’Donnell als Betty wirkte etwas fehl am Platze. Bei „Flintstones
in Viva Rock Vegas“ dreht sich dieses Bild genau um: Mark Addy
(der Dicke aus „Ganz oder gar nicht“) ist als Fred noch ganz
okay. Wenn man allerdings den dauergrinsenden Stephen Baldwin
als Barney sieht, wünscht man sich sehnlichst die Zeichentrickserie
zurück. Barney Geröllheimer ist vielleicht dämlich,
aber wenigstens dabei auch noch nett und sympathisch. Dank Baldwin
ist er nur noch dämlich. Ein völlig debiler Auftritt,
der keine positiven Vermutungen über Baldwin’s eigene Intelligenz
zuläßt. Ähnlich verheerend besetzt
ist Kristen Johnston (halbwegs bekannt aus der TV-Serie „Hinterm
Mond gleich links“). Ihre einzige Qualifikation als Wilma sind
die langen roten Haare. Ansonsten ist sie für diese Rolle
zu groß, zu breit, zu imposant. Kurz gesagt: Ein echtes
Mannweib mit tiefer Stimme, das ungefähr so sehr an Wilma
Feuerstein erinnert wie Ottfried Fischer an Superman. Als einzig
positiver Faktor erweist sich wenig überraschend Jane Krakowski,
bekannt als gutmütige Sekretärin Elaine aus der Serie
„Ally McBeal“. Mit ihr bekommt Betty endlich etwas, was Rosie
O’Donnell definitiv nicht geben konnte: Erotik. Schon Wayne
und Garth von „Wayne’s World“ hielten Betty Geröllheimer
für die erotischste Zeichentrickfigur, die es gibt. Mit
Jane Krakowski kann man das jetzt auch in der Realverfilmung
erkennen.
Ab
und zu begleitet von einem kleinen grünen Außerirdischen
namens Gazoo, der die menschlichen Paarungsrituale studieren
soll, stolpert diese Totalkatastrophe von Besetzungsliste durch
einen Plot, dessen Wendungen so billig und vorhersehbar sind,
daß selbst der hirnlose Barney jedes Komplott sofort durchschauen
müßte.
Der Außerirdische Gazoo ist bezeichnend für die gesamte
Handlung: Er dient keinem näheren Sinn, taucht ebenso unmotiviert
auf wie er wieder verschwindet, und in jeder seiner Szenen ist
der Selbstzweck fast schon mit der Hand greifbar: Eine Figur,
die nur dazu da ist, um ein paar schlechte Gags zu liefern.
Symptomatisch für die grauenhafte Einfallslosigkeit, die
den gesamten Film durchzieht.
„Flintstones in Viva Rock Vegas“ gelingt tatsächlich die
Meisterleistung, die Künstlichkeit der Kulissen noch mit
der Künstlichkeit des Plots zu überbieten. Dieser
Film ist in jeder Hinsicht völlig unkreativ und ideenlos
heruntergespult, und wenn die Feuersteins nicht gerade ihr 40jähriges
Jubiläum feiern würden, hätte es ihn wahrscheinlich
auch nie gegeben. Das wäre auch besser so.
Originaltitel
Flintstones in Viva Rock Vegas
Land
Jahr
2000
Laufzeit
91 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
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