New Yorker Großstadtkomödien kann ja eigentlich
nur einer. Während die Kreativität des Stadtneurotikers Woody
Allen aber so langsam Patina ansetzt, scheinen die Epigonen
bereit zu stehen. Dennoch ist dieser Film von Amos Kollek eine
Überraschung, denn so leichtfüßig-märchenhaft hätte man seine
neueste Zusammenarbeit mit Lieblingsschauspielerin Anna Thompson
kaum erwarten können. Thompson, eine Frau deren Schönheit kaum
den üblichen
Klischees entspricht und dennoch fasziniert und gefangen nimmt,
ist Kolleks Muse. Zusammen haben die beiden zwei schwer zu verdauende
Frauenporträts voller schmerzhaftem Realismus gedreht, "Sue"
und "Fiona".
Kolleks Faszination von Thompson ist auch hier jeder Einstellung
anzumerken, in der sie auftaucht, und auch wenn er manchmal
einen Tick zu lange mit der Kamera auf ihrer beeindruckenden
Oberweite hängen bleibt, so ist auch "Fast Food Fast Women"
wieder eine Ode an diese doch recht unterbewertete Schauspielerin.
Dass der Film dennoch nicht "Bella" heißt und sich somit auch
nicht mit den vorangegangenen Werken zu einer Art Trilogie vereint,
hat einen guten Grund: "Fast Food Fast Women" umkreist zwar
immer die Heldin Bella und ihre
Beziehung mit Hindernissen zu dem chaotischen Bruno, verzweigt
sich dann aber in Erzählstränge über den schüchternen Witwer
Paul, der den Avancen der lebenslustigen Witwe Emily doch recht
hilflos gegenübersteht, oder seinen Kumpel Seymour, der sich
in die Stripperin Wanda verliebt. Oder aber auch die polnische
Hure Vikta, die so stark stottert, dass sie kaum einem Kunden
ein verständliches Angebot machen kann.
Der Knotenpunkt dieser Verzweigung ist das Diner, in dem Bella
arbeitet. So kennzeichnend wie hervorragend ist jedoch der Verlauf
der Erzählstränge, daß diese Verbindung immer weiter in den
Hintergrund tritt, und irgendwann in der New Yorker Frühjahrsluft
verschwindet. Leichtfüßig und elegant ist dieser Film in der
Präsentation seiner Geschichte, dabei jedoch immer mit beiden
Füßen auf dem Boden. Kolleks Sympathie für seine
Figuren kennzeichnen seinen Erzählkosmos, dies ist ein Großstadtporträt
ohne bemühte Hipness oder Profilierungssucht, aber mit ganz
viel Herz und einem Realismus, der beinahe befremdlich wirkt.
Dass deswegen die märchenhafte Wendung gegen Ende des Films
zwar etwas überraschend kommt, aber dennoch passt, liegt an
der unerträglichen Leichtigkeit des Seins in Kolleks New York.
Seine Helden mögen von Job, Alter oder dem Leben an sich gebeutelt
sein, aber sie haben ihre Würde behalten. Und deswegen wirken
die Annäherungen dieser hervorragend skizzierten Figuren so
lebensbejahend, deswegen berühren ihre Schicksale den Zuschauer.
Hier dürfen und müssen die Außenseiter und Einsamen, die Schüchternen
und Desillusionierten ihr Glück finden. Und so verlässt man
auch diesen zauberhaften, ganz und gar unaufgeregten Film mit
einem Glücksgefühl, das einem zu viele zu glatte Filme verwehren.
Originaltitel
Fast Food Fast Women
Land
Jahr
2000
Laufzeit
96 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
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