Fast Food, Fast Women

Originaltitel
Fast Food Fast Women
Land
Jahr
2000
Laufzeit
96 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Simon Staake / 3. Januar 2011

New Yorker Großstadtkomödien kann ja eigentlich nur einer. Während die Kreativität des Stadtneurotikers Woody Allen aber so langsam Patina ansetzt, scheinen die Epigonen bereit zu stehen. Dennoch ist dieser Film von Amos Kollek eine Überraschung, denn so leichtfüßig-märchenhaft hätte man seine neueste Zusammenarbeit mit Lieblingsschauspielerin Anna Thompson kaum erwarten können. Thompson, eine Frau deren Schönheit kaum den üblichen Klischees entspricht und dennoch fasziniert und gefangen nimmt, ist Kolleks Muse. Zusammen haben die beiden zwei schwer zu verdauende Frauenporträts voller schmerzhaftem Realismus gedreht, "Sue" und "Fiona".
Kolleks Faszination von Thompson ist auch hier jeder Einstellung anzumerken, in der sie auftaucht, und auch wenn er manchmal einen Tick zu lange mit der Kamera auf ihrer beeindruckenden Oberweite hängen bleibt, so ist auch "Fast Food Fast Women" wieder eine Ode an diese doch recht unterbewertete Schauspielerin.
Dass der Film dennoch nicht "Bella" heißt und sich somit auch nicht mit den vorangegangenen Werken zu einer Art Trilogie vereint, hat einen guten Grund: "Fast Food Fast Women" umkreist zwar immer die Heldin Bella und ihre Beziehung mit Hindernissen zu dem chaotischen Bruno, verzweigt sich dann aber in Erzählstränge über den schüchternen Witwer Paul, der den Avancen der lebenslustigen Witwe Emily doch recht hilflos gegenübersteht, oder seinen Kumpel Seymour, der sich in die Stripperin Wanda verliebt. Oder aber auch die polnische Hure Vikta, die so stark stottert, dass sie kaum einem Kunden ein verständliches Angebot machen kann.
Der Knotenpunkt dieser Verzweigung ist das Diner, in dem Bella arbeitet. So kennzeichnend wie hervorragend ist jedoch der Verlauf der Erzählstränge, daß diese Verbindung immer weiter in den Hintergrund tritt, und irgendwann in der New Yorker Frühjahrsluft verschwindet. Leichtfüßig und elegant ist dieser Film in der Präsentation seiner Geschichte, dabei jedoch immer mit beiden Füßen auf dem Boden. Kolleks Sympathie für seine Figuren kennzeichnen seinen Erzählkosmos, dies ist ein Großstadtporträt ohne bemühte Hipness oder Profilierungssucht, aber mit ganz viel Herz und einem Realismus, der beinahe befremdlich wirkt.
Dass deswegen die märchenhafte Wendung gegen Ende des Films zwar etwas überraschend kommt, aber dennoch passt, liegt an der unerträglichen Leichtigkeit des Seins in Kolleks New York. Seine Helden mögen von Job, Alter oder dem Leben an sich gebeutelt sein, aber sie haben ihre Würde behalten. Und deswegen wirken die Annäherungen dieser hervorragend skizzierten Figuren so lebensbejahend, deswegen berühren ihre Schicksale den Zuschauer. Hier dürfen und müssen die Außenseiter und Einsamen, die Schüchternen und Desillusionierten ihr Glück finden. Und so verlässt man auch diesen zauberhaften, ganz und gar unaufgeregten Film mit einem Glücksgefühl, das einem zu viele zu glatte Filme verwehren.


Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.