Charles Schine (Clive Owen) ist ein anständiger Familienvater mit gutem Job. Doch wenn der Zufall es will oder die Gelegenheit sich ergibt, gerät fast jeder vom rechten Wege ab. Charles wird eine zufällige Zugbekanntschaft auf dem Weg zur Arbeit zum Verhängnis. Dass er eine Affäre mit der attraktiven und ebenfalls verheirateten Bankerin Lucinda (Jennifer Aniston) beginnt, hätte dabei ja vielleicht sogar noch gut gehen können. Diese endet jedoch in einem Fiasko, als die beiden gleich beim ersten echten Schäferstündchen von dem brutalen Schläger LaRoche (Vincent Cassel) überfallen und ausgeraubt werden. Charles sitzt in der Klemme, denn zur Polizei gehen und dabei auch den Seitensprung beichten kann er nicht. Das weiß auch der Gangster, der sich kurze Zeit später wieder meldet und Geld verlangt. Das Schlamassel wird immer größer, denn LaRoche hat offenbar vor, Charles' Leben zu zerstören.
Es gibt für den Filmfreund einige Facetten, die "Entgleist" grundsätzlich interessant machen. Dazu gehört allerdings kaum die höchstens als solide zu bezeichnende Geschichte, die für sich reklamiert den Zuschauer mit einigen Wendungen zu verblüffen, welche aber jeden auch nur mittelmäßig erfahrenen Kinogänger kaum überraschen dürfte. Da riecht man doch Einiges schon deutlich eher als der arme Charles und möchte dem Gebeutelten im Moment der Erkenntnis eigentlich nur noch ein müdes "Ach was" entgegenmurmeln. Wobei es zugegeben schwer ist, das Rad des Psychothrillers komplett neu zu erfinden und hier mit etwas noch nie da Gewesenem zu punkten.
Nur milde Vorwürfe in diese Richtung also, zumal es nach der zentralen Wendung kurzfristig richtig interessant wird, wenn der Hauptprotagonist sich vom Gejagtem zum Jäger wandelt und man einigermaßen gespannt lauert, wie es denn nun wohl weitergehen mag. Es geht interessant weiter, lautet die Antwort des Rezensenten, dem dafür allerdings die moralisch äußerst fragwürdige Schlusssequenz etwas sauer aufgestoßen ist. Aber das möge man sich bitte anschauen und dann selbst beurteilen.
Die oben erwähnten interessanten Fragen stellt man sich bei "Entgleist" nämlich eher vor als während des Films. Sie lauten: Wie wird das Hollywooddebüt des schwedischen Regisseurs Mikael Hafström wohl ausfallen, der mit seinem hervorragenden, für den Oscar nominierten, "Evil" soviel Aufmerksamkeit erregen konnte? Gelingt dem guten Clive Owen endlich mal ein Hollywood-Erfolg, nachdem seine bisherigen Versuche wie "Jenseits aller Grenzen" und vor allem "King Arthur" an der Kinokasse gnadenlos floppten? Und wie macht sich denn nun Jennifer Aniston bei ihrem ersten ernsthaften Mainstream-Auftritt jenseits der "All American Girl"-Rollen? Die entsprechenden Antworten fallen in aller Kürze etwa so aus: "Mittelprächtig", "Nein" und "Recht gut". Da "Kürze" aber weder zu den besonderen Fähigkeiten, noch den erstrebenswerten Zielen der Filmszene-Redakteure gehört, machen wir uns das Ganze natürlich nicht gar so einfach.
Und stellen deshalb fest, dass sich Hafström hier zumindest als guter Handwerker erweist, der seinen Film und seine Figuren im Griff hat. Die düstere und harte Grundstimmung samt den etwas milchigen und farbarmen Bilder erlauben es durchaus, "Entgleist" ins "Film Noir"-Genre einzuordnen und ihm eine stimmige Atmosphäre zu bescheinigen. Die Leidenschaft und Intensität von "Evil" kann der Regisseur schon aufgrund der deutlich realitätsferneren und zudem eben nicht sonderlich originellen Story hier allerdings zu keinem Zeitpunkt erreichen. Es ist daher durchaus diskutabel, ob sich Hafström mit der Wahl dieses Stoffes einen Gefallen getan hat, denn viele werden Anderes (sprich: mehr) von ihm erwartet haben.
Clive Owens Charles ist in diesem Film eindeutig die Hauptfigur und obwohl sein Verhalten, trotz des wachsenden Terrors nicht die Polizei einzuschalten, nicht immer nachvollziehbar bleibt, gelingt es ihm recht gut, uns an der wachsenden Verzweiflung seiner Figur teilhaben zu lassen. Von den amerikanischen Zuschauern wurde aber auch "Entgleist" nur lauwarm angenommen, so dass Mr. Owen weiterhin auf den großen Publikumserfolg warten muss.
Jennifer Anistons Rolle ist dagegen gar nicht so groß, wie es das Plakat suggerieren möchte, an ihrer Leistung als "Femme Fatale" gibt es aber überhaupt Nichts auszusetzen und sie unterstreicht mit diesem Film, dass sie eine zumindest solide Schauspielerin ist.
Womit wir nach Betrachten von "Entgleist" also einige Erkenntnisse gewonnen und knapp zwei Stunden Lebenszeit verloren hätten, denen man nun aber auch nicht allzu stark nachtrauern muss. Also alles in Ordnung, soweit. Mehr aber auch nicht.
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